National-Bank: Wie wird sich Janet Yellen positionieren?
Die Hinweise auf einen nächsten Zinsschritt im Dezember verdichten sich. Abermals haben sich einige US-Notenbanker für eine Anhebung der Fed Funds Zielzone ausgesprochen. Da spielte es keine Rolle, dass sowohl der Anstieg der US-Erzeugerpreise als auch von Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung hinter den Schätzungen zurück blieben. Die Preisdynamik auf den Vorstufen fiel auch auf bereinigter Basis (Kernrate) erstaunlich gering aus. Dennoch scheinen die Kapitalmärkte weiterhin von der Sorgen anziehenden Teuerungsraten geprägt zu sein, obwohl das bereits seit einiger Zeit an den 5J5J-Forwards abzulesen war. Auch aus dem Euroraum gab es interessante Neuigkeiten. Die EU-Kommission hat die europäischen Länder aufgefordert, ihre fiskalischen Spielräume zu nutzen, sofern sie es sich leisten können. Zugleich können die Defizitdauersünder einmal mehr mit der Milde der Kommission rechnen. Selbst ein Einfrieren von Mittel aus der Strukturförderung steht wohl nicht mehr auf der Agenda. Fiskalische Spielräume haben „eigentlich“ nur wenige Länder, und Deutschland wird sie kaum in großem Um-fang nutzen, sondern sich für die nächsten rezessiven Tendenzen rüsten und die Verschuldung weiter zurückfahren. Die Aufforderung der EU-Kommission geht grundsätzlich in die falsche Richtung, denn letztlich haben die meisten Euroländer / EU-Länder es bislang nicht geschafft, ihre Staatshaushalte nachhaltig zu sanieren und zusätzlich Wachstumskräfte freizusetzen. Sollte sich das Wirtschaftswachstum in Zukunft irgendwann einmal abschwächen, so stände die überwiegende Zahl der europäischen Länder vor einem kaum lösbaren Problem. Zudem würde die Aufforderung der Kommission wohl auch voraussetzen, dass die Renditen dauerhaft sehr niedrig bleiben, da sich die Verschuldung sonst kaum finanzieren lassen würde.
Heute stehen mit dem Protokoll der letzten Tagung des EZB-Rats sowie den US-Konsumentenpreisen, dem Phili Fed Indikator und der Zahl der Baubeginne und –genehmigungen zwar zahlreiche bedeutende Konjunkturinformationen aus Europa und den USA an. Das Hauptaugenmerk dürfte sich jedoch auf die turnusmäßige Anhörung von Janet Yellen vor dem gemeinsamen Ausschuss von Senat und Repräsentantenhaus richten. Schließlich ist das ihr erster öffentlicher Auftritt nach der Wahl von Donald Trump zum künftigen Präsidenten der USA. Vermutlich wird sie nicht umhin kommen, ihre Einschätzungen zu den Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung dazulegen. Zudem hat sie Gelegenheit, den Zinsschritt im Dezember sowie weitere im kommenden Jahr vorzubereiten. Schließlich haben sich die Inflationserwartungen verfestigt, was ganz im Sinne der Fed sein sollte. Außerdem äußert sich mit Leal Brainard die US-Notenbankervertreterin, die sich bislang jeglichen Zinserhöhungsabsichten widersetzt hat. Gibt sie ihren Widerstand au, dürfte Dezember zum „done deal“ werden.
Daher dürfte der Bund Future verhalten und nur mit leichten Gewinnen in den Tag starten und sich im Tagesverlauf lustlos zwischen 159,75 und 161,10 schwanken. Erst mit den Aussagen von Janet Yellen sollte Bewegung aufkommen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte sich zwischen 2,14 und 2,30% bewegen.