Commerzbank: Donald Trump gewinnt die US-Präsidentschaftswahl – eine erste Einschätzung
…und wie bei der britischen Brexit-Entscheidung wurden die letzten Umfrageergebnisse, die einen knappen Sieg der demokratischen Kandidatin vorhersagten, über den Haufen geworfen. Im Laufe der Wahlnacht wurde immer klarer, dass Donald Trump die bisher Unentschlossenen auf seine Seite ziehen könnte und spätestens als er die beiden „Swing States“ Florida und Ohio für sich entscheiden konnte, war klar, dass er wohl das Rennen machen würde. Im Laufe dieser Entwicklung erlitten die asiatischen Aktienmärkte klare, aber letztendlich doch überschaubare Verluste. Auch die Prognosen für die Kursrückschläge in der Eröffnung in Europa sehen noch einigermaßen gemäßigt aus. Aktuell steht das offizielle Wahlergebnis noch nicht fest, allerdings liegt der republikanische Kandidat Trump inzwischen so weit in Führung, dass ihm wohl der Wahlsieg zuzusprechen ist. Darüber hinaus werden die Republikaner auch ihre Mehrheiten in den beiden Kammern des Kongresses verteidigen, womit der künftige Präsident über deren volle Unterstützung verfügen wird. Die Wahl Trumps dürfte auch wirtschaftspolitisch einen tiefen Einschnitt darstellen. Die Zeiten einer immer weitreichenden Liberalisierung des Handels dürften vorbei sein, die protektionistischen Bestrebungen dürften nicht nur in den USA zunehmen. Für die Weltkonjunktur ist dies zweifellos ein Risikofaktor. Darüber hinaus birgt das wirtschaftliche Programm Trumps viele Inkonsistenzen. Eine kräftige Steigerung der Staatsausgaben bei gleichzeitiger kräftiger Senkung der Unternehmenssteuern würde die Verschuldung der USA in die Höhe treiben. Die erste Reaktion am Bondmarkt trug freilich dieser Perspektive keine Rechnung; er profitierte vielmehr von der großen Verunsicherung, die die Wahl Trumps mit sich bringt. Hält diese Verunsicherung die Märkte länger im Bann, dann ist auch die Leitzinsanhebung der Fed am 14.12, die so gut wie sicher schien, wieder fraglich. Bezeichnend ist, dass der US-Dollar deutlich nachgab.
Zinsen und Anleihen
Neuseeland: Zinsentscheid der Notenbank, 21:00 Uhr
Am Tage der Präsidentschaftswahl in den USA trauten sich die Marktteilnehmer kaum aus der Deckung. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an die Abstimmung in Großbritannien Ende Juni, als die Umfragen ein völlig anderes Wahlergebnis vorhersagten. Am Rentenmarkt pendelte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um die 0,15%. Erst gegen Handelsschluss stieg sie – wohl in Erwartung auf einen Sieg Clintons – auf fast 0,19%. Auch die gestrigen Konjunkturdaten lieferten wenig Impulse: Der deutsche Außenhandel enttäuschte im September. Sowohl die Exporte (-0,7%) als auch die Importe (-0,5%) verringerten sich im Monatsvergleich. Zudem wurden die sehr guten Augustdaten leicht nach unten revidiert. In Großbritannien sank überraschend die Industrieproduktion den zweiten Monat in Folge. Im September blieb die Güterherstellung 0,4% unter dem Augustwert. Schaut man die Einzelkomponenten im Monatsvergleich an, so entwickelten sich die Öl- und Gasproduktion (-4,5%), die Bergbaubranche (-3,8%) und die Energieversorger (-1,9%) besonders schwach. Einzig das verarbeitende Gewerbe verzeichnete leichte Zuwächse (0,6%). Seit einem halben Jahr liefert dieser Sektor solide Wachstumsdaten. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hatten die wenigsten gerechnet. Zudem haben die Republikaner zukünftig sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit. Für die Finanzmärkte bedeutet dies zunächst Ungewissheit, da Trump unberechenbarer als Clinton ist. Eine Zinserhöhung in den USA im Dezember könnte durch Marktturbulenzen eventuell aufgeschoben werden. Aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinsanhebung bei 84%. Als Reaktion sind die Renditen in den USA zurückgegangen; die Bundrenditen dürften heute dementsprechend folgen und die Risikoaufschläge der Europeripheriestaaten ansteigen.
Aktien
Alstom, Halbjahreszahlen
E.ON, Ergebnis Q3
HeidelbergCement, Ergebnis Q3
Munich Re, Ergebnis Q3
Osram Licht, Jahreszahlen
Vivendi, 9-Monatszahlen
Während die europäischen Aktienmärkte zum Wochenbeginn noch mit einer kleinen Rallye die Entlastung von Hillary Clinton in der E-Mail-Affäre durch das FBI gefeiert hatten, traten die Indizes am gesamten Tag der Wahl quasi auf der Stelle. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten die Aktien der Deutschen Post (+1,5%) deutlicher zulegen. Der Konzern hatte leicht über den Prognosen liegende Ertragszahlen vorgelegt und seinen Ausblick bestätigt. Die stärkste Performance zeigte im Vorfeld der heutigen Quartalsdaten HeidelbergCement (+2,1%). Schwach entwickelten sich dagegen die Titel von RWE (-3,6%), nachdem sich Vorstandschef Schmitz sehr zurückhaltend zur aktuellen Entwicklung der Großhandels-Strompreise geäußert hatte. Im EUROSTOXX 50 präsentierten sich die meisten Branchen gehalten, während vor allem Grundstoffe (-1,4%) wegen der Kursverluste von ArcelorMittal (-4,3%) leichter tendierten. An der Wall Street herrschte am Wahltag noch vorsichtiger Optimismus vor, womit der Dow Jones an die deutliche Vortagserholung anknüpfen konnte. Im Verlauf der Wahlnacht, als immer deutlicher wurde, dass es Donald Trump gelingen kann, das US-Präsidentenamt zu erringen, entwickelten sich deutlichere Kursrückgänge im asiatischen Handel. Auch der US-Dollar, der mexikanische Peso und die Rohölnotierungen zeigten sich stark rückläufig, während die Goldpreise von dieser Entwicklung profitierten. Der nahezu sicher erscheinende Wahlsieg des republikanischen Kandidaten wird auch die europäischen Aktienmärkte deutlich treffen. Der deutsche Leitindex Dax 30 dürfte knapp über der Marke von 10.000 Punkten eröffnen.