Commerzbank: Parlament muss Brexit-Verhandlungen ratifizieren – Hoffnung auf „weichen“ Brexit
Am Donnerstag entschied der Londoner High Court, dass die britische Premierministerin Theresa May für die Austrittsverhandlungen die Zustimmung des Parlaments einholen muss. Die britische Regierung kann das Urteil aber anfechten. Da eine Ratifizierung durch das Parlament nicht sicher ist oder zumindest das Parlament die Verhandlungen über den EU-Austritt maßgeblich beeinflussen kann, hat sich gestern das britische Pfund deutlich erholt. Notenbankchef Mark Carney betonte gestern, dass sich die Wirtschaft im nächsten Jahr abschwächen werde. Eine weitere Zinssenkung wäre möglich, negative Leitzinsen lehnt er aber nach wie vor ab.
Zinsen und Anleihen
USA: Arbeitsmarktbericht (Oktober), 13:30 Uhr
USA: Arbeitslosenquote (Oktober), 13:30 Uhr
Weltweit konnten die Einkaufsmanagerindizes im Oktober spürbar zulegen. Allem Anschein nach befindet sich die Konjunktur in vielen Regionen im Aufwind. Vor allem in den Emerging Markets scheint es aufwärts zu gegen. Die Einkaufsmanagerindizes für Indien (55,4 Punkte) und China (52,9 Punkte) lassen auf robuste Produktionszuwächse in den kommenden Monaten schließen. In den USA ging der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Oktober zwar leicht zurück – von 57,1 auf 54,8 Punkte – liegt damit aber weiterhin über dem langfristigen Durchschnitt. Wichtiger ist aber auch der überraschend starke Produktivitätsanstieg in den USA, der gestern für das dritte Quartal gemeldet wurde: Danach legte die Produktivität gegenüber dem Vorquartal um 3,1% zu. Wir erinnern uns: In den letzten Wochen wurde – nicht zuletzt seitens der US-Notenbankchefin – häufig argumentiert, dass die Produktivität künftig viel langsamer als früher ansteigen wird. Daher müsste man sich langfristig auf eine niedrigeren „Neutralen Zinssatz“ einstellen, der die Ersparnis (hoch) und die Investitionen (niedrig) ins Gleichgewicht bringt. Es könnte aber auch etwas anderes passieren. Mit der sinkenden Arbeitslosigkeit dürfte in den USA der Lohndruck zunehmend spürbar werden. Steigende Löhne zwingen die Unternehmen aber zu Produktivitätssteigerungen, die jüngste Phase schwacher Produktivitätszuwächse wäre dann schnell beendet. Mithin wären auch die Zinserwartungen derzeit deutlich zu niedrig – zumindest mit Blick auf die USA. Der Londoner High Court hat gestern entschieden, dass das britische Parlament den Brexit-Verhandlungen mit der EU zustimmen muss. Der Austrittsprozess wird damit nicht aufgehalten, er wird aber transparenter (vgl. „Im Blickpunkt“). Das Pfund konnte daraufhin um etwa 2% zum Euro zulegen.
Aktien
BMW, Ergebnis Q3
Commerzbank, Ergebnis Q3
Intesa SanPaolo, Ergebnis Q3
Philips, Capital Markets Day
Rhön-Klinikum, 9-Monatszahlen
Auch am vierten Tag der Handelswoche bekamen die europäischen Aktienbörsen die Zurückhaltung der Anleger vor der nahenden US-Präsidentschaftswahl zu spüren. Neben diesem vorherrschenden Thema standen vor allem die Quartalsvorlagern der laufenden Berichtssaison im Fokus. An der Spitze des deutschen Leitindex Dax 30 standen allerdings ohne besondere Nachrichten die Aktien der Deutschen Lufthansa (+6,1%), die damit ihren Vortagsverlust ausgleichen konnten. Sehr stark präsentierten sich nach einem optimistischeren Ausblick die Titel von Beiersdorf (+4,6%). Auch Vonovia (+1%) konnte nach guten Zahlen und einer verbesserten Prognose zulegen. Bei Adidas (-6,3%) hingegen nahmen die erfolgsverwöhnten Aktionäre die wie erwartet ausgefallenen Zahlen zum Anlass für Gewinnmitnahmen. Im EUROSTOXX 50 zeigten sich nach guten Quartalsvorlagen wie von Société Générale (+5,5%) und ING Group (+2,3%) sowie der britischen High-Court-Entscheidung vor allem Banken stark verbessert (+1,7%). Unter Druck standen dagegen weiterhin die Nahrungsmittelbranche (-1,3%) sowie der Chemiesektor (-1,2%). Auch an der Wall Street dauert der hochnervöse Handel weiter an. Angesichts gemischt ausgefallener Konjunkturdaten und teilweise enttäuschender Unternehmensausblicke verbuchte der Dow Jones seinen sechsten Verlusttag in Folge. Besonders schwach präsentierten sich dabei die Sektoren IT und Gesundheit (jeweils -1%). Einziger Titel mit stärkeren Kursgewinnen war nach guten Zahlen des Branchenkollegen 21st Century Fox Walt Disney (+1,6%). Auch in Asien setzt sich heute Morgen angesichts weiter schwächelnder Ölpreise der Abwärtstrend weiter fort.