Commerzbank: Fed auf dem Weg zur Leitzinsanhebung im Dezember
Die Jahresveränderungsrate der Verbraucherpreise in den USA wird in den kommenden Monaten weiter steigen; dies legt die Ölpreisentwicklung nahe. Selbst wenn der Ölpreis von aktuell 50 US-Dollar (Brent) auf 45 zurückfallen und dort verharren sollte, würde er von Dezember bis März im Mittel über 25% über seinem Vorjahresstand liegen. Dies wird zusammen mit zunehmendem Lohndruck (Vollbeschäftigung fast erreicht) nach und nach zu Aufwärtsdruck auf das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, die Kernrate des Konsumausgabendeflators, führen. Das Argument der Zinstauben im FOMC, mit Blick auf das noch nicht erreichte Inflationsziel (2%) mit der nächsten Leitzinsanhebung weiter zu warten, wird immer weniger stichhaltig.
Zinsen und Anleihen
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
Am Rentenmarkt setzten sich auch gestern die Kursverluste weiter fort. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg seit ihrem Tief am Septemberende von -0,16% auf bis zu 0,07%. Zwar ist die Diskussion um ein Zurückfahren der quantitativen Lockerungspolitik der EZB inzwischen wieder etwas abgeebbt, ganz aus den Köpfen der Marktteilnehmer scheint sie aber nicht zu verschwinden. Bis zur EZB-Ratssitzung in der kommenden Woche wird sich an dieser Unsicherheit auch nichts ändern. Die Industrieproduktion der Eurozone entwickelt sich weiter positiv. Im August legte sie etwas stärker als erwartet zu. Gegenüber dem Vormonat ergab sich ein Zuwachs um 1,6%, im Juli war die Produktion noch um 0,7% gefallen. Schaut man sich den Gesamtindex der industriellen Produktion der Eurozone an, fällt auf, dass die Niveaus vom Zeitpunkt vor der Finanzkrise noch nicht wieder erreicht wurden. Zumindest Deutschland konnte zum Vorkrisenniveau wieder aufschließen, im laufenden Jahr gelang es aber nicht, weiteren Boden gutzumachen. Damit dürfte der Beitrag der Industrieproduktion zum BIP-Wachstum der Eurozone im dritten Quartal begrenzt bleiben. Insgesamt rechnen wir mit einem BIP-Wachstum von 0,2% im dritten Quartal und für das Jahr 2016 mit 1,5%. Die OPEC veröffentlichte gestern ihren Monatsbericht. Im September wurde so viel Öl gefördert wie seit 2008 nicht mehr. Da laut internationaler Energieagentur IEA die Nachfrageprognosen unterhalb des Angebots liegen, sollte sich das auch in sinkenden Ölpreisen widerspiegeln. Der Ölpreis der Sorte Brent hält sich noch bei über 50 USD je Fass. Das gestern Abend veröffentlichte Fed-Protokoll zeigt weiter die Möglichkeit einer Zinsanhebung im laufenden Jahr. Wir rechnen nach wie vor mit einer Erhöhung im Dezember (siehe „Im Blickpunkt“).
Aktien
ProSiebenSat1, Capital Markets Day
Merck KGaA, Capital Markets Day
Unilever, Umsatz Q3
An den europäischen Aktienmärkten konnten sich gestern positive und negative Einflussfaktoren nicht ganz die Waage halten. Die Indizes gaben leicht nach, wobei auch der schwächere Euro die Abwärtsbewegung begrenzte. Größere Bewegungen gab es unter der Indexoberfläche. So überraschte Ericsson mit einer satten Gewinnwarnung, während BASF die Umsatzprognose anhob. Der Kursrutsch bei Ericsson (-20,2%) und dass die Aktie von BASF nach anfänglichen Gewinnen doch nur unverändert schloss, zeigen, dass die Erwartungshaltung unter den Investoren doch recht hoch ist. Gleiches galt auch für Glaxo (-1,1%). Trotz einer Anhebung der Prognosen gab die Aktie nach. Tagesgewinner im Dax war die Aktie der Lufthansa (+4,3%), die von einer Analystenheraufstufung profitieren konnte. Die Umsätze insgesamt fielen allerdings unterdurchschnittlich aus, da einige Marktteilnehmer das Fed-Protokoll am Abend abwarten wollten, von dem mehr Aufschluss über die kommende Geldpolitik erwartet wurde. Auf Branchenebene war die Entwicklung für einen Minustag allerdings eher ungewöhnlich. Denn neben dem IT-Sektor (-2,9%) gaben defensive Sektoren wie Healthcare, Telekom und Nahrungsmittel (-1,3, -1,0% und -0,9%) überdurchschnittlich nach. In den USA kamen vom Fed-Protokoll mangels neuer Erkenntnisse keine größeren Impulse. Die Indizes schlossen leicht im Plus. Im Gegensatz zu Europa waren in den USA allerdings die defensiven bzw. zinssensitiven Sektoren wie Immobilien (+1,3%) und Versorger (+1,0%) gefragt. In Asien drückt die sich abzeichnende Fed-Zinserhöhung auf die Kurse. In Japan sorgte der stärkere Yen dafür, dass der Nikkei seine zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgab und im Minus schloss. Die schwachen Exportdaten aus China sorgten auch nicht gerade für Kauflaune.