Commerzbank: EZB belässt Geldpolitik unverändert – Draghi gibt sich mit Erreichtem zufrieden
Die EZB lässt die geldpolitischen Maßnahmen unverändert und konzentriert sich auf die Umsetzung des bisherigen Programms. Sie korrigiert ihre Projektionen für Wachstum und Inflation für nächstes Jahr nur minimal nach unten. Insgesamt sieht sich EZB-Chef Draghi zufrieden mit den Wirkungen der unkonventionellen Geldpolitik: Die Maßnahmen machen sich zunehmend im Kreditwachstum bemerkbar. Dennoch muss die EZB die geldpolitische Unterstützung beibehalten, denn die Risiken für die Konjunktur sind abwärts gerichtet. Die EZB prüft das weitere Vorgehen. Darüber hinaus sollte auch die Fiskalpolitik die wirtschaftliche Erholung unterstützen.
Zinsen und Anleihen
China: Verbraucherpreise (August), 3:00 Uhr
Deutschland: Exporte (Juli), 8:00 Uhr
Frankreich: Industrieproduktion (Juli), 08:45 Uhr
Die Europäische Zentralbank (EZB) behält ihren Kurs bei und hat gestern auch keine zusätzlichen Segel gesetzt. Die EZB hat jedoch ihre Wachstumsprognose leicht gesenkt - vgl. "Im Blickpunkt" und hätte somit Gelegenheit gehabt, ihr Kaufprogramm zu verlängern, bzw. sie hätte die Zahl der im Rahmen des Programms kaufbaren Anleihen erweitern können. Am Anfang der Pressekonferenz reagierte EZB-Präsident Mario Draghi ungewöhnlich knapp und stereotyp auf Fragen, möglicherweise hätte er sich eine andere Ratsentscheidung gewünscht. Nach unserer Einschätzung dürften nun eine Verlängerung des Kaufprogramms sowie weitere Maßnahmen im Dezember nachgeholt werden. Daher kam es gestern auch nicht zu überzogenen Marktreaktionen: Die Renditen von Bundesanleihen stiegen etwas an und der Euro konnte zum US-Dollar etwas zulegen. Vom deutschen Finanzminister wünscht sich Draghi etwas weniger Sparsamkeit. Seine Worte waren deutlich – dafür, dass sich die EZB gewöhnlich aus nationalen fiskalpolitischen Themen heraushält. Die EZB muss aber erkennen, dass ihre Politik den Reformeifer sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene dämpft. Reform-, Geld- und Fiskalpolitik müssen besser aufeinander abgestimmt werden, um die Krise im Euroraum nicht unnötig zu verlängern. Wie die Produktion gingen im Juli auch die deutschen Exporte überraschend deutlich zurück – um 2,6%. Vermutlich hatte die Lage von Werksferien einen negativen Einfluss. In China lag die Inflation gemessen an den Verbraucherpreisen im August bei 1,3% (nach 1,8% im Juli). Der Preisauftrieb hat gegenüber dem Jahreswechsel wieder etwas nachgelassen – auch wenn man auf die monatlichen Veränderungsraten blickt. Chinas Konjunktur ist weiterhin nicht sehr stabil.
Aktien
Deutsche Lufthansa – Verkehrszahlen August
Die europäischen Aktienmärkte tendierten vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank wenig verändert. Wie so häufig in den vergangenen Monaten kam dann aber richtig Bewegung in den Markt, als die Pressekonferenz mit Mario Draghi begann. Wie erwartet beließen die Währungshüter den Leitzins unverändert. Spekulationen und Hoffnungen, wonach die EZB ihr Anleiheankaufprogramm verlängern oder gar aufstocken könnte, wurden aber zunächst enttäuscht. Daher reagierten die Börsen verschnupft; deutlichere Kursverluste im Nachmittagshandel waren die Folge. Mit der kurzfristig schwindenden Fantasie in Bezug auf eine nochmalige Ausweitung der expansiven Geldpolitik in Europa sowie den zuletzt eher etwas schwächeren Makrodaten aus den USA und aus Europa dürfte es den Aktienmärkten weiter relativ schwer fallen, deutlichere Gewinne zu generieren. Zudem stehen bald einige wichtige politische Ereignisse wie die US-Wahlen vor der Haustür. In diesem Umfeld verlor der Dax rd. 0,7%. Zeitweise war er sogar unter die Marke von 10.600 Punkten gerutscht. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Notierung der Deutschen Lufthansa. Mit einem Plus von 3,6% machte sie ihre Verluste vom Vortag infolge einer negativen Sektorstudie mehr als wett. Auf europäischer Sektorebene gab es eine recht heterogene Entwicklung. Während Bankaktien im Schnitt 1,2% gewannen, büßten Titel aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke als Tagesverlierer im Schnitt rd. 1,1% ein. Die Börsen in den USA tendierten in einem recht lethargischen Handel etwas schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,3%. Die Aktie von Apple büßte nach der Präsentation des neuen iPhone rd. 2,6% ein. Auf Sektorebene waren insbesondere Energiewerte gefragt, die als Tagesgewinner durchschnittlich um rd. 1,7% kletterten (Informationstechnologie: -0,9%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Gefragt waren heute v.a. Aktien aus Hong Kong.