National-Bank: Das FOMC-Protokoll bietet für jeden etwas
Betrachtet man die Reaktionen auf das Protokoll der letzten FOMC-Tagung, so muss man sich schon fragen, was die Marktteilnehmer erwartet haben, etwa relativ konkrete Hinweise auf einen Termin für eine nächste Leitzinserhöhung und das rund fünf Wochen nach dem UK-Referendum? Das solche Prognosen enttäuscht würden, müsste jedoch allen klar gewesen sein. Auch wenn es jüngst einige Aussagen von Vertretern der US-Notenbank gab, die durchaus einen baldigen Leitzinsschritt erwarten lassen, muss gerade der stimmberechtigte Teil des FOMC diese Einschätzung nicht teilen. Die Aussagen im Protokoll lassen aber die Interpretation zu, dass zurzeit die Zahl derjenigen, die sich eine baldige Straffung der US-Leitzinsen vorstellen können, langsam wieder zunimmt. Damit es jedoch zu einem Zinsschritt Ende September kommt, müssten die kommenden US-Konjunkturdaten schon allesamt sensationell ausfallen und die Preise einen Sprung nach oben machen. Das ist aus heutiger Sicht jedoch unwahrscheinlich. Die US-Notenbanker dürften ihre abwartende Haltung vorerst beibehalten. „Wirklich“ wichtige Impulse könnte es auf der Tagung in Jackson Hole Ende August geben. Bis dahin wird es noch viele widersprüchliche Aussagen von US-Notenbanker zur künftigen Geldpolitik geben. Das wird man heute im Laufe des Tages wieder sehen können.
Am Vormittag werden viele Daten zum Außenbeitrag von Euroländern veröffentlicht, die jedoch nur wenig Beachtung finden werden. Daneben stehen die Konsumentenpreise für den Euroraum für den Juli an. Die Werte dürften jedoch kaum von den Vorabschätzungen abweichen. Von größerem Interesse sind die britischen Einzelhandelsumsätze für den Juli. Schließlich sind das die ersten Daten, die für einen ganzen Monat nach dem UK-Referendum erfasst worden sind. Vermutlich werden sich auch in diesen Daten noch keine allzu großen Auswirkungen finden lassen, die sich allein auf das Abstimmungsergebnis zurückführen lassen. Nichtsdestotrotz werden die Marktbeobachter genau nach diesen Anzeichen suchen. Außerdem wird das Protokoll der letzten Tagung des EZB-Rats veröffentlicht. Nach den Aussagen von Mario Draghi auf der wenig spektakulären Pressekonferenz sollten sich Ermahnungen an die Regierungen der Euroländer finden, endlich ihren Beitrag für die Belebung der Wirtschaft in Form von Reformen zu leisten sowie einen Markt für den Handel mit NPLs zu schaffen.
Zur Abwechslung gab es von der iberischen Halbinsel gestern Positives: Die Koalitionsverhandlungen zwischen Konservativen und Liberalen können beginnen, nachdem die Konservativen den Bedingungen, die die Liberalen für die Aufnahme von Verhandlungen gestellt hatten, zugestimmt haben. Vielleicht lassen sich erneute Neuwahlen so verhindern.
Der Bund Future sollte gut behauptet in den Tag starten und zwischen 166,40 und 167,80 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 1,50% und 1,62% bewegen.