National-Bank: Welche Botschaft wird der US-Arbeitsmarkt senden?
Inzwischen scheint es für Notenbanker ganz üblich zu sein, „whatever it takes“-Momente zu haben. Gestern war Mark Carney, seines Zeichens Notenbankchef der Bank of England, an der Reihe. Die BoE senkte nicht nur die base rate um 25 bp auf nunmehr 0,25%, sondern erhöhte das QE-Volumen um 60 Mrd. GBP. Zugleich führte er aus, dass die BoE durchaus weitere Handlungsoptionen habe. Das ganze erinnerte doch sehr an Aussagen, die sonst immer aus dem Eurotower aus Frankfurt kommen. Mit den Maßnahmen möchte die BoE den wirtschaftlichen Auswirkungen der Entscheidung, die EU irgendwann in zwei plus Jahren zu verlassen, entgegenwirken.
An den Kapitalmärkten kam die so vielleicht doch nicht erwartete geldpolitische Lockerung gut an. Die Renditen von Anleihen, nicht nur Staatsanleihen, fielen umgehend. Allerdings werfen die Maßnahmen der BoE auch Fragen auf: Warum wird bereits heute eine so starke geldpolitische Lockerung vorgenommen, obwohl es bislang nur wenige Hinweise auf ernsthafte wirtschaftliche Probleme in UK gibt? Das kann sicher damit wegargumentiert werden, dass geldpolitische Impulse ein time lag haben, bevor sie ihre Wirkung entfalten. Zugleich schürt die Notenbank jedoch die Sorgen vor einem massiven wirtschaftlichen Einbruch. Das könnte durchaus kontraproduktiv wirken, indem die Wirtschaftssubjekte jetzt erst recht zurückhaltend agieren. Außerdem löst die BoE keine zentralen Probleme, denn die Renditen waren bereits vor den Maßnahmen sehr niedrig und damit investitionsfördernd. Damit es weiterhin Investitionen in UK gibt, wird ein sicherer ordnungspolitischer Rahmen benötigt. Dazu gehört bspw. Klarheit, wie die künftigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Insel und dem Kontinent sowie anderen Handelspartnern geregelt sind. Das ist eine politische Aufgabe, und je länger man die Verhandlungen über die Lösung des politischen Problems hinausschiebt, desto unsicherer werden die Rahmenbedingungen und desto wahrscheinlicher wird es, dass Unternehmen ihre Planungen ohne die Insel fortführen. Die Geldpolitik kann keine politischen Probleme lösen, sie kann u. U. Zeit kaufen. Kontinentaleuropa ist dafür wohl das beste Beispiel.
Über die Maßnahmen der BoE wird zwar noch viel diskutiert werden. Heute Vormittag wird man einen Blick auf die deutschen Auftragseingänge werfen, wobei das Ergebnis kaum Einfluss auf das Marktgeschehen haben wird. Das ist dem US-Arbeitsmarktbericht zuzubilligen. Er sollte solide ausfallen. Die Arbeitsplätze dürften erneut vor allem im Niedriglohnbereich geschaffen werden, so dass die Lohnsteigerungen gering ausfallen werden. Im Bergbaubereich (Fracking) könnte die Entlassungswelle abgeebbt sein. Ob die US-Notenbanker auch bei einem guten Arbeitsmarktbericht mehr Handlungsbedarf für die Anhebung der Fed Funds sehen, ist unwahrscheinlich. Die US-Geldpolitik wird ja allein dadurch restriktiver, dass nahezu alle anderen Notenbanken weiterhin auf einem Lockerungskurs sind.
Nach dem gestrigen Kursfeuerwerk dürften die Investoren auf „Abwarten“ schalten. Der Bund Future dürfte kaum verändert in den Handelstag starten. Der US-Arbeitsmarktbericht könnte durchaus zum Anlass genommen werden, um Gewinne mitzunehmen. Der Bund Future dürfte zwischen 166,65 und 168,15 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 1,46% und 1,60% bewegen.