Commerzbank: Türkischer Aktienmarkt stabilisiert sich nach kräftigen Verlusten zu Wochenbeginn
Bei einem gescheiterten Putschversuch durch das türkische Militär in der Nacht vom Freitag auf Samstag sind laut Medienberichten fast 300 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierungspartei AKP ließ als Reaktion auf den Putschversuch binnen kurzer Zeit rd. 7.500 Personen festnehmen, darunter gut 6.000 Militärs sowie mehr als 750 Richter und Staatsanwälte. Der türkische Leitindex (BIST 100) gab am Montag in der Spitze um bis zu 8,9% nach (zu Handelsschluss: -7,1%). Überproportionale Verluste gab es bei Finanz- und Luftverkehrswerten. Am Dienstag stabilisierte der Markt sich. Die türkische Lira erholte sich etwas von den kräftigen Kursverlusten vom Freitagabend im New Yorker Handel. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe kletterte um 61 Basispunkte auf 9,5% (Anfang 2016: fast 11%).
Das politische Risiko ist in der Türkei infolge des Putschversuchs und der daraus resultierenden harten Maßnahmen seitens der Regierung (kurzfristig) weiter gestiegen. Negative Implikationen dürfte der Vorfall auch auf die türkische Wirtschaft haben. Bspw. könnten Investitionsvorhaben zurückgestellt oder gestrichen werden. Überdies dürfte der Tourismus weiter leiden. Zuletzt hatte es eine Reihe von Terroranschlägen in der Türkei gegeben (u.a. am Flughafen in Istanbul). Alles zusammen könnte bis zum Jahresende zu einem größeren Leistungsbilanzdefizit führen. Die Notenbank kündigte an, alle notwendigen Maßnahmen zu implementieren, um die finanzielle Stabilität in der Türkei zu wahren. Sie senkte gestern den Zins für Übernachtkredite um 25 Basispunkte auf 8,75%. Den Leitzins beließ sie unverändert bei 7,5%. Zu starke Leitzinssenkungen könnten die Lira weiter unter Druck bringen und somit die Preisstabilität gefährden (Inflation Juni: +7,6% J/J). Die ökonomischen Auswirkungen des Putsches dürften sich voraussichtlich aber in Grenzen halten. Wir bestätigen daher das Votum für den Aktienmarkt in der Türkei innerhalb unseres Regionenrankings mit „Neutral“.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Erzeugerpreise (Juni), 08:00 Uhr
Großbritannien: Arbeitsmarkt (Mai/Juni), 10:30 Uhr
Euroraum: Verbrauchervertrauen (Juli), 16:00 Uhr
Die Konjunkturerwartungen des ZEW-Instituts (Befragung von Finanzanalysten) für die nächsten 6 Monate fielen um 26 auf minus 6,8 Punkte – den niedrigsten Stand seit November 2012. Die deutliche Eintrübung ist maßgeblich auf den Brexit zurückzuführen, der sich jetzt erstmals in den Daten bemerkbar macht. Allerdings neigten die Finanzanalysten in der Vergangenheit dazu, die Auswirkungen bestimmter Ereignisse auf die Wirtschaft zu überschätzen. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass der ZEW-Index wesentlich volatiler als die Einkaufsmanagerindizes oder der Ifo-Index ist. Am Freitag wird uns die Schätzung der Einkaufsmanagerindizes zeigen, wie die Unternehmen die Folgen des Brexits einschätzen. Am kommenden Montag wird schließlich der Ifo-Geschäftsklimaindex gemeldet; wir gehen von einem leichten Rückgang aus. Gestern senkte der IWF seine Prognose für das diesjährige Weltwirtschaftswachstum von 3,2 auf 3,1%, ohne den Brexit hätte der IWF die Prognose erhöht. Die Rentenmärkte zeigten gestern nur wenig Bewegung. Nach der Meldung abermals gelockerter Kreditstandards stiegen die Renditen wieder leicht an. Laut Umfrage der EZB haben die Banken im Euroraum ihre Kreditvergabestandards weiter gesenkt. Auch ist die Nachfrage nach Krediten aller Kategorien gestiegen. Bei Unternehmenskrediten sei die höhere Nachfrage auf Firmenzusammenschlüsse und Zukäufe zurückzuführen. Die erhöhte Nachfrage nach Immobilien- und Konsumentenkrediten sei überwiegend mit dem geringen Zinsniveau, anhaltend guten Aussichten für den Häusermarkt und der guten Verbraucherstimmung zu erklären. In den USA haben die Hausbaubeginne und -genehmigungen für Juni positiv überrascht; die Baubeginne legten im Quartalsmittel um 0,7% ggü. dem Vorquartal zu.
Aktien
American Express, Ergebnis Q2
Anglo American, Production Report Q2
BHP Billiton, Operation Report Q4
eBay, Ergebnis Q2
Intel, Ergebnis Q2
SAP, Ergebnis Q2
Nach den starken Kursavancen der Vorwoche geht es aktuell an den europäischen Aktienbörsen deutlich ruhiger voran. Am gestrigen Handelstag überwogen Gewinnmitnahmen und führten letztendlich den deutschen Leitindex Dax 30 wieder unter die Marke von 10.000 Punkten. Dabei blieb er allerdings über dem am Mittag erreichten Tagestief. Belastend wirkten die schwachen ZEW-Konjunkturerwartungen als auch das trübe Stimmungsbild, das die Wachstumsprognosen des IWF zeichnen. Schwächste Einzeltitel waren in diesem Umfeld die Aktien der Deutschen Bank und der Deutschen Lufthansa (jeweils -2,7%), während einzig die Titel von Adidas (+1,5%) erwähnenswert zulegen konnten. Immer stärker rückt die laufende Berichtssaison in den Fokus. So konnte im MDax Zalando (+21,8%) nach einem guten zweiten Quartal und einer angehobenen Gewinnprognose fulminant zulegen. Im EUROSTOXX 50 gab es indes mit der Industrie (+0,1%) nur eine Branche, die im Plus schließen konnte. Stärker unter Druck gerieten die Sektoren Grundstoffe (-1,5%) und Auto-mobile (-1,2%). An der Wall Street setzt sich die Rekordjagd nur im Dow Jones fort, der kurz vor Handelsschluss gerade so den positiven Bereich erobern konnte. Ansonsten war es trotz zahlreicher Quartalsberichte ein überwiegend lustloser Handelstag. Hinter McDonald’s (+2,2%, Kooperation mit Niantic Labs) profitierten Johnson & Johnson (+1,7%) und United Health (+1,3%) von positiv aufgenommenen Quartalsdaten. Vor Veröffentlichung der Gewinnvorlage stand hinge-gen Microsoft (-1,6%) am Ende der Kursliste. In Asien entwickeln sich heute Morgen die einzelnen Indizes uneinheitlich.