Commerzbank: China - Schwache Exporte und steigender Handelsüberschuss
Chinas Exporte lagen im Juni 4,8% unter ihrem Vorjahresstand, die Importe 8,4%. Die schwache Exportentwicklung spiegelt unter anderem ein mäßiges globales Wachstum sowie eine Abschwächung des Welthandels wider; dieser ist zuletzt schwächer gewachsen als die Weltwirtschaft insgesamt. Zudem hat China angesichts zügig steigender Löhne vor allem in Segmenten des Verarbeitenden Gewerbes von geringer Wertschöpfungsqualität an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Von einem generellen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und daraus resultierend einem zunehmenden Abwertungsbedarf der chinesischen Währung kann angesichts des steigenden Handelsüberschusses (Exporte abzgl. Importe) aber nicht die Rede sein.
Zinsen und Anleihen
Großbritannien: BoE Zinsentscheidung, 13:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
Die Bundesfinanzagentur hat gestern im Auftrag des Bundes Bundesanleihen im Wert von etwas über 4 Mrd. Euro emittiert. Die Anleihen haben eine Laufzeit von zehn Jahren. Die Käufer der Anleihen sind bereit, dem Bund 0,05% Zinsen jährlich zu zahlen als Dankeschön dafür, dass sie dem Bund Geld leihen durften. In diesem Zusammenhang ist häufig zu hören, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer Politik die Sparer enteignet. Dabei werden zwei Zusammenhänge ausgeblendet: Erstens sieht die EZB die Dringlichkeit, die Nachfrage anzukurbeln. Ohne Nachfragewachstum drohen die Preise in eine Abwärtsspirale wie in Japan zu geraten. Die Nachfragestimulierung zielt darauf ab, die Inflation und damit den Kapitalmarktzins möglichst zügig zu normalisieren. Weniger Nachfrage würde mithin eine Normalisierung verzögern. Zweitens entspricht aus volkswirtschaftlicher Sicht die Nettoersparnis immer den gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Stehen den Sparwünschen keine Rendite zahlenden Investitionen entgegen, dann erhöht sich auch der gesamtwirtschaftliche Kapitalstock nicht. Egal wie viel die Haushalte sparen. Durch den niedrigen Zins hofft die EZB, die (gewünschte) Ersparnis zu senken und die Investitionen anzukurbeln, um beides wieder auszubalancieren. Jenseits von Zinsanreizen spielen aber oft auch Stimmungen eine entscheidende Rolle: So können niedrige Zinsen den Unternehmen eine Krise suggerieren und sie von Investitionen abhalten. Ebenso können Haushalte ihre Ersparnis erhöhen, wenn sie eine Krise fürchten – egal wie niedrig der Zins ist. Das Wachstum der Industrieproduktion im Euroraum lässt jedenfalls Wünsche offen: Im Mai hat es sich auf 0,5% zum Vorjahr abgeschwächt, da die Produktion zum Vormonat um 1,2% zurückging. Offensichtlich hat sich die konjunkturelle Dynamik im zweiten Quartal abgeschwächt.
Aktien
JP Morgan Chase, Ergebnis Q2
Während sich die Erholung an den asiatischen Börsen angesichts der Aussicht auf weitere konjunkturelle Stimuli in Japan im Morgenhandel weiter fortgesetzt hatte, legten die europäischen Börsen nach der jüngsten Rallye erst einmal eine Verschnaufpause ein. Durchwachsene Konjunkturdaten konnten die Stimmung nicht anheizen. Darüber hinaus herrschte vor der wichtigen Notenbanksitzung in England eine gewisse Zurückhaltung. An der Dax-Spitze standen die beiden Versorger RWE (+4,5%) und E.ON (+2,5%), deren Aktienkurse von einem Zeitungsbericht profitieren konnten. Dieser spekulierte darüber, dass RWE die im neuen Atomgesetz vorgesehenen Zahlungen eventuell in Raten begleichen könnte. Bester Einzeltitel im MDax war die Optikerkette Fielmann (+4,5%). Hier sorgte ein positiver Analystenkommentar für das Kursplus. Im EUROSTOXX 50 konnten neben den Versorgern (+1%) vor allem Gesundheit (+0,6%) und die Informationstechnologie (+0,5%) zulegen, während die zuletzt gut gelaufenen Automobile (-1,5%) und Banken (-1,2%) etwas stärker unter Druck gerieten. Am stärksten konnten sich die Aktien von Nokia (+4,8%) präsentieren. Die italienische Unicredit (-3,9%) stand trotz des angekündigten Anteilverkaufs an der polnischen Bank Pekao am Ende der Kursliste. Auch an der Wall Street ging der Rekordjagd der letzten Tage der Schwung aus. Letztendlich konnten alle Indizes noch ein knappes Plus verbuchen. Am stärksten entwickelten sich dabei die defensiven Sektoren Telekommunikation und Versorger (jeweils +0,8%), während Energietitel (-0,7%) wegen nachgebender Ölpreise unter Druck standen. In den USA herrschte im Vorfeld der nun anlaufenden Berichtssaison Zurückhaltung. An den asiatischen Märkten konnte heute Morgen keine einheitliche Richtung gefunden werden. Während der Nikkei 225 in Erwartung geldpolitischer Lockerungen weiter zulegte, hielten sich die Anleger in China zurück.