National-Bank: Wann kommt die nächste Leitzinserhöhung in den USA?
Die Kapitalmärkte setzen wieder auf die Macht der Fiskal- und vor allem der Geldpolitik. Nach dem Sieg der Regierung Abe bei den Oberhauswahlen in Japan werden weitere, die Wirtschaft stimulierende Maßnahmen erwartet. Die schuldenfinanzierte Stimulierung zusammen mit nochmaligen Lockerungen der Geldpolitik dürfte dort weiter gehen. Dabei ist bisher unklar, ob die in der Vergangenheit eingeleiteten Maß-nahmen überhaupt eine große Wirkung entfaltet hatten. Wahrscheinlich wird in nicht mehr allzu ferner Zukunft Helicopter Money das Konzept sein, über dessen Anwendung zumindest in Japan ernsthaft nachgedacht wird. Dabei sollten ähnlich wie in Europa Strukturreformen auf den Güter- und Arbeitsmärkten durchgeführt werden, um den Wachstumsmotor wieder in Gang zu bringen. Das ist jedoch politisch schwer umsetzbar, so dass regelmäßig der scheinbar leichtere Weg gewählt wird.
Immerhin gibt es in Europa Bewegung: UK wird demnächst mit Theresa May wieder eine Premierministerin haben. Damit sollte der Aufnahme der Verhandlungen gemäß Artikel 50 des EU-Vertrages kaum noch etwas im Weg stehen. Die EU-Kommission wird den Druck auf die neue britische Regierung jedenfalls hoch halten, endlich mit den Austrittsverhandlungen zu beginnen. Nun gibt es von britischer Seite auch keine Ausreden mehr. Es ist jedoch weiterhin möglich, dass man den Eintritt in die konkreten Verhandlungen heraus zu zögern versuchen wird, um ein eigenes Verhandlungskonzept zu entwickeln, das wohl immer noch nicht vorhanden ist. Hoffentlich hat die EU-Kommission ihrerseits die seit dem 24. Juni verstrichene Zeit genutzt, um die Leitlinien für die Gespräche mit UK festzulegen. Obwohl sich nun abzeichnet, dass die Verhandlungen über den Austritt bald starten dürften und damit etwas Unsicherheit verschwindet, bleiben die weiterhin schwer abzuschätzenden Auswirkungen des Austritts auf die Wirtschaft. Es vergeht kaum ein Tag, an dem bspw. der IWF seine Prognosen für betroffene Länder / Regionen nicht reduziert. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass sich die Wachstumsperspektiven insgesamt weiter eingetrübt haben. Spätestens im nächsten World Economic Outlook wird man das nachlesen dürfen.
Dennoch waren und sin risikobehaftete Assets gesucht. Das dürfte heute Morgen nicht spurlos am Bund Future vorbei gehen. Es dürfte mit Kursverlusten in den Tag starten. Konjunkturdatenseitig steht nichts Bedeutendes an. Die Aussagen der US-Notenbanker sollten dagegen sehr wohl Beachtung finden. Mit dem jüngsten US-Arbeitsmarktbericht sowie der Aufhellung der Stimmung an den Märkten dürfte das Thema Leitzinserhöhung wieder in den Fokus geraten, obwohl die US-Notenbanker sicher genügend Argumente finden werden, warum der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen ist. Als Begründung könnte sich bspw. die Eintrübung der weltwirtschaftlichen Perspektiven oder indirekt eine zu erwartende Aufwertung des USD herhalten. Die Unternehmensberichtssaison, die gestern mit einem eher schwachen Bericht von Alcoa eröffnet wurde, wird die Fed nicht unbeachtet lassen. Außerdem sind noch Aussagen von ECOFin zum Defizitverfahren gegen Portugal und Spanien zu erwarten. Die formale Zustimmung zu den Vorschlägen der Kommission ist wahrscheinlich. Man wird den beiden Ländern noch die Möglichkeit einräumen, nachzubessern, um das Strafmaß zu beeinflussen. Dass die Kommission dazu Vorschläge geben wird, ist nahezu sicher.
Der Bund Future sollte zwischen 166,85 und 168,15 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 1,37% und 1,52% be-wegen, wobei sich die Aufstockung der 10jährigen als Belastungsfaktor erweisen dürfte.