Commerzbank: Rohstoffpreise und das Brexit-Votum
Das Verhalten der Rohstoffpreise vor und nach dem Brexit-Votum ist aufschlussreich. 1. Die Edelmetallpreise stiegen deutlich. Zum einen half die Investmentseite, die bis Jahresbeginn noch verkaufte. Hier besteht, abgesehen von kurzfristigen Korrekturen, wegen der langen Zurückhaltung weiteres Kaufpotential. Zum anderen ist das Angebot seit geraumer Zeit rückläufig. 2. Die Basismetallpreise stiegen ebenfalls – zum einen wegen Short-Eindeckungen und zum anderen kam das relativ knappe Angebot zum Tragen. Nachfragesorgen durch einen Brexit konnten dadurch überkompensiert werden 3. Die Ölpreise fielen. Nachfragesorgen und Glattstellungen von Long-Positionen dominierten angesichts eines überreichlichen Angebots.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Auftragseing. Industrie (Mai), 8:00 Uhr
USA: Handelsbilanz (Mai), 14:30 Uhr
USA: ISM-Index Dienstleistungen (Juni), 16:00 Uhr
USA: Protokoll der letzten Fed-Sitzung, 20:00 Uhr
Gestern nahm an den Kapitalmärkten die Risikoaversion wieder kräftig zu. Die Ängste vor den Folgen eines Austritts Großbritanniens aus der EU traten wieder in den Fokus. Folglich waren wieder erstklassige Staatsanleihen gefragt. Dabei erreichten die Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen neue Rekordtiefstände. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries fiel auf 1,34%, die 10-jähriger Bundesanleihen auf -0,17%. Das britische Pfund stand deutlich unter Druck und schwächte sich ab. In diesem Umfeld hat gestern die Bank of England gehandelt. In seiner Rede anlässlich des Berichts zur Finanzstabilität warnte Notenbankchef Mark Carney vor einer erheblichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Großbritannien wegen des Brexit-Votums. Anders als geplant soll der kontrazyklische Kapitalpuffer in Höhe von 0,5% erst einmal nicht eingeführt werden, um die Kreditvergabe nicht zu gefährden. Carney sprach zudem das hohe Leistungsbilanzdefizit an, das einen hohen Zufluss an ausländischem Kapital erforderlich macht. Es gebe erste Hinweise darauf, dass sich der Zufluss bereits verlangsamt habe. Zudem betonte er die Handlungsbereitschaft der Notenbank; man habe Kapazitäten zu handeln, wenn es zum Brexit kommt. Alle Maßnahmen würden auf die Binnenwirtschaft gerichtet sein. Carney sprach auch den starken Rückgang des Einkaufsmanagerindex für die Bauwirtschaft im Juli von 51,2 auf 46,0 Punkte an, der sich auf den Arbeitsmarkt auswirken dürfte. Die gestiegene Verunsicherung belastete vor allem auch die Euro-Peripherie. Es gab Sorgen um den Zustand italienischer Banken. Dabei ist der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen weniger stark zurückgegangen, als gedacht.
Aktien
Die Erholungsbewegung, die dem „Brexit-Schock“ folgte, ist zunächst einmal unterbrochen. Während bspw. der S&P 500-Index nahezu das Niveau vom 23. Juni 2016 (Tag der Abstimmung in Großbritannien) wieder zurückeroberte, notieren die europäischen Leitindizes immer noch rd. 7% darunter. Überproportional leiden müssen nach wie vor zyklische Sektoren wie Automobile, Stahl, Reise & Freizeit oder der Finanzbereich, wie sich auch gestern wieder im Dax (-1,8%) zeigte. So büßte die Aktie von Daimler rd. 3,6% ein; auch Automobilzulieferer wie Leoni (-4,5%) kamen erneut unter Druck. Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Notierung von ThyssenKrupp mit einem Minus von 6,6%; die Aktie litt zusätzlich unter einer Votenherabstufung durch einen Broker. Nach dem Brexit-Votum ist das Marktumfeld weiterhin sehr nervös. Das britische Pfund fiel ggü. dem US-Dollar auf ein 31-Jahres-Tief und die Rendite für die 10jährige Bundesanleihe sank mit -0,18% (!) auf ein neues Allzeittief. Auch der Yen tendierte ggü. dem Greenback fester; heute Morgen näherte er sich wieder der Marke von 100 Yen/US-Dollar an. Die Flucht in Sicherheit ist damit nach wie vor en vogue. Einziger Tagesgewinner in Europa war der englische FTSE 100-Index (+0,4%). Britische Immobilienaktien erlitten aber deutliche Verluste, nachdem Standard Life ihren britischen Immobilienfonds vorübergehend geschlossen hat. Auf europäischer Sektorebene wiesen Versicherungsaktien (-3,7%) die größten Verluste aus. Am besten hielten sich Pharmawerte mit durchschnittlichen Abschlägen von 0,7%. Die Börsen in den USA tendierten nach dem Feiertag am Montag ebenfalls mit Verlusten. Der Dow Jones-Index gab um 0,6% nach. Wachstumssorgen nach dem Brexit belasteten das Geschäft. Unter Abgabedruck standen v.a. die Bereiche Energie, Rohstoffe und Finanzen. Die Börsen in Asien tendierten zumeist schwächer. Der Nikkei 225-Index verlor 1,9%.