National-Bank: Der Brexit-Blues ist zurück
Die Sorgen vor einer erheblichen Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung weltweit sind zurück. Man könnte das auch als Brexit Blues bezeichnen, denn das Referendum wird immer wieder als Begründung für die erwartete Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität herangezogen. Dabei dürften die Auswirkungen vor allem auf der Insel zu spüren sein. Die Bank of England hat die Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers auf 50 bp als erste Maßnahme verschoben. Man erhofft sich dadurch ein Anziehen der Kreditvergabe oder zumindest keine Einschränkungen bei der Kreditvergabe durch britische Banken an die Unternehmen und Konsumenten.
Das dürfte bestenfalls Symptome lindern und ebenso wie weiteren Lockerungen der Geldpolitik über die traditionellen Instrumente einer Notenbank kaum dabei helfen, strategische Unternehmensentscheidungen wie es bspw. Standortfragen nun einmal sind, nachhaltig zu beeinflussen. Außerdem herrscht in allen anderen Industrieländern ebenfalls ein sehr niedriges Zinsniveau. Da sind die Vorschläge zur künftigen Besteuerung von Unternehmen und / oder zur Deregulierung von Arbeits- bzw. Gütermärkten schon wesentlich hilfreicher, um Unternehmen zum Bleiben zu bewegen oder sogar neu anzusiedeln. Dass Unternehmen um die Anforderungen der EU herumkommen, wenn sie in UK ansässig sind, ist jedoch nicht zu erwarten. Um ihre Produkte und Dienstleistungen werden sie sich weiterhin an die hier geltenden Spielregeln halten müssen.
Per Saldo bleibt jedoch die Befürchtung der Investoren, die Weltwirtschaft könne sich nachhaltig abkühlen. Das hätte z. B. für den Finanzdienstleistungssektor, der nach der letzten Krise immer noch angeschlagen ist, nicht nur in Europa sondern weltweit erhebliche Folgen. Eine Abschwächung der Wirtschaft dürfte zu zusätzlichen Kreditausfällen führen. Zudem bestätigten die US-Auftragseingänge gestern nicht die Stimmungsindikatoren, die auf eine Verbesserung der Situation im verarbeitenden Gewerbe der USA hindeuteten. Gerade im Hinblick auf die Furcht vor einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität kommen bspw. den Auftragseingängen für die deutsche Industrie heute Morgen besondere Bedeutung zu. Bislang wirkte sich das Umfeld kaum auf die deutsche Industrie aus. Zudem blieb die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch. Daneben wird man auf den ISM für das Dienstleistungsgewerbe achten müssen. Zuletzt ließ die Dynamik im Dienstleistungsgewerbe in den USA leicht nach. Das ist jedoch ein guter Indikator für den Zustand der Binnenwirtschaft in den USA, die den Aufschwung bisher getragen hat.
Nachdem die 10jährigen US-Treasuries gestern bzw. heute Morgen historische Tiefstände erreicht haben und auf den Weg in Richtung 1,3% sind und die Vorgaben aus Asien nicht sonderlich ermutigend sind, ist von einer freundlichen Eröffnung des Bund Future auszugehen. Es ist wahrscheinlich, dass die 10jährigen Bunds ebenfalls neue historische Tief-stände erreichen können. Der Bund Future sollte zwischen 167,05 und 169,05 notieren. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 1,30% und 1,45% bewegen.