Commerzbank: In Deutschland steigt die Inflation den zweiten Monat in Folge
Die Inflation hat sich in Deutschland weiter erhöht. Im Juni lag die Inflationsrate im Jahresvergleich wie erwartet bei 0,3% (J/J), nachdem sie im Mai mit 0,1% angestiegen war. Schaut man in die Einzelkomponenten, so fällt auf, dass sich der Rückgang der Energiepreise weiter abschwächt. Die Nahrungsmittelpreise legten leicht und die Dienstleistungspreise kräftig zu. Der für die Geldpolitik der EZB maßgebliche Harmonisierte Preisindex erhöhte sich im Juni um 0,2% (J/J), nachdem die Preise im Mai gegenüber dem Vorjahr stagniert hatten. Die Verbraucherpreise für den Euroraum werden heute veröffentlicht. Wir rechnen mit einem leichten Anstieg um 0,1% (J/J).
Zinsen und Anleihen
Deutschland: Arbeitslosenquote (Juni), 9.55 Uhr
Euroland: Verbraucherpreise (Juni), 11.00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14.30 Uhr
USA: Chicago PMI (Juni), 15.45 Uhr
Die Welle der Risikoscheu, die durch die Brexitentscheidung über die Kapitalmärkte geschwappt war, ebbte gestern insgesamt zwar weiter ab. Am wenigsten war dies aber bei erstklassigen Staatsanleihen zu spüren. So schrammen die Renditen 10-jähriger deutscher, japanischer und eidgenössischer Staatsanleihen weiter nahe an ihren unlängst markierten, deutlich im negativen Terrain liegenden Rekordtiefs entlang. Noch bemerkenswerter ist fast, dass vergleichbare US-Treasuries kaum 10 Basispunkte über ihrem Rekordtief vom Juli 2012 rentieren. Diese Entwicklung speist sich aus einer markanten Korrektur der geldpolitischen Erwartungen. So erwartet der Markt laut Fed Funds Futures jetzt nicht vor Ende 2017 die nächste zaghafte Anhebung des US-Leitzinses, vor Monatsfrist wurde dem per Ende 2016 noch eine ca. 50%-ige Wahrscheinlichkeit beigemessen. Auf einem anderen Blatt steht freilich, ob die Unsicherheiten rund um den Brexit tatsächlich so stark auf die US-Konjunktur bzw. das Kalkül der Fed durchschlagen, wie es der Markt derzeit annimmt: Wir haben unsere Zweifel und erwarten in diesem Jahr zumindest eine weitere Anhebung der Fed Funds Rate. Mit der Entwicklung der Binnenwirtschaft kann die Fed im Großen und Ganzen zufrieden sein, wie auch der gestrige Datensatz zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben bestätigt. Die Ausgaben stiegen im Mai nominal um 0,4% M/M. Inflationsbereinigt (real) sind die Ausgaben im April und Mai mit einer annualisierten Rate von ca. 3% und damit doppelt so stark als im 1.Quartal gestiegen. Damit bewegt sich die US-Wirtschaft in etwa auf dem Pfad, den die Prognose der Fed unterstellt.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die knappe Entscheidung des britischen Volkes, aus der EU austreten zu wollen, ist nach wie vor das bestimmende Thema an den internationalen Kapitalmärkten. Neben den überwiegend negativen ökonomischen Implikationen eines Brexit ist es v.a. die gestiegene politische Unsicherheit, die den Anlegern zu schaffen macht. Weitere Austrittsbegehren eines oder mehrerer der 27 EU-Länder können jederzeit zu verstärkter Volatilität an den Aktienmärkten führen. Das ganze spielt sich vor dem Hintergrund eines sich verlangsamenden globalen Wachstums bei gleichzeitig relativ niedriger Inflation und vergleichsweise hoher Verschuldung und teilweise unzureichender struktureller Reformfortschritte ab. Ein bitterer Coctail für die Börsen. Heaven knows I´m miserable now (The Smiths). Nach guten Vorgaben aus Asien setzte sich zumindest gestern die Erholung an den europäischen Aktienmärkten fort. Die Leitindizes kletterten um bis zu 3,6% (London). Von der Währungsfront kamen keine neuen Störfeuer. Das britische Pfund gewann gegenüber dem US-Dollar rd. 1,4%. In diesem Umfeld kletterte der Dax um rd. 1,8% und überwand die Marke von 9.600 Punkten. Tagesgewinner war die Aktie von Eon mit einem Plus von rd. 5%. Dagegen gerieten Banktitel erneut unter Druck. In der zweiten Reihe büßte die Notierung von Tui weitere 2,6% ein; hier belastete v.a. der Anschlag am Istanbuler Flughafen. Auf Sektorebene waren gestern insbesondere Rohstoffwerte gefragt, die im Schnitt um 5% zulegten. Am Ende der Performanceskala rangierten Werte aus dem Bereich Automobile (+0,2%). Die Börsen in den USA tendierten ebenfalls freundlich. Der Dow Jones-Index gewann 1,6%. Hier beflügelte u.a. die Hoffnung auf geldpolitische Eingriffe der Notenbanken zur Stützung des Wachstums. Auf Sektorebene lagen die Bereiche Finanzen (+2,3%) und Energie (+2%) ganz vorne. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlich (Nikkei 225-Index: +0,1%).