National-Bank: Die Risikoneigung der Marktteilnehmer nimmt sukzessive zu
Die unmittelbaren Sorgen über die Auswirkungen des Referendums in UK ebben mehr und mehr ab. Das ist sowohl an der Entwicklung auf den weltweiten Aktienmärkten als auch an dem Renditerückgang von Staatsanleihen aus der Euroland-Peripherie zu erkennen. Vermutlich tragen die Notenbanken sehr großen Anteil an dieser Entwicklung. Sie haben vor und nach dem Referendum schließlich eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie alles nötige einleiten werden, um die Auswirkungen der Entscheidung auf die Märkte in Grenzen zu halten. Das umfasst auch die Bereitstellung von Liquidität in unterschiedlichen Währungen für den Finanzdienstleistungssektor. Abgesehen von einigen Interventionen einzelner Notenbanken auf den Devisenmärkten sowie der gelegentlichen Nutzung der Swaplinien haben die Notenbanken wohl nicht eingreifen müssen. Die Ankündigung eines gemeinsamen, abgestimmten Handels hat scheinbar ausgereicht, um noch stärkere Ausschläge an den Kapitalmärkten zu verhindern. Selbst der Ausgang der Wahl in Spanien hinterlässt bisher keine negativen Spuren bei den spanischen Renditen für Staatsanleihen, obwohl die Mehrheitsverhältnisse derzeit nicht erwarten lassen, dass es eine schnelle Regierungsbildung geben wird. Das Risiko einer Fortsetzung des politischen Stillstandes im Land bleibt hoch. Die kurzfristigen Folgen der Entscheidung der Briten scheinen also verarbeitet zu sein. Abgesehen von den zusätzlichen Wachstumsrisiken insbesondere für den Euroraum lassen sich die langfristigen Auswirkungen der Entscheidung noch nicht absehen. Thematisiert werden sie sicher immer wieder.
Die Märkte könnten langsam wieder zur Tagesordnung übergehen und bspw. den Konjunkturdaten mehr Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen. Gestern fielen die US-Daten mehr oder weniger im Rahmen der Prognosen aus. Die US-Amerikaner waren sogar etwas ausgabenfreudiger als erwartet. Es sieht ganz danach aus, also ob man wieder auf den privaten Verbrauch wird zählen können. Und der PCE-Deflator zeigte erwartungsgemäß weder Deflations- noch Inflationsrisiken an. Heute ist der Chicagoer Einkaufsmanagerindex von Interesse. Bisher kam das verarbeitende Gewerbe in den USA nicht in Tritt. Gemäß Konsensschätzung soll er die Marke von 50 Punkten überschreiten. Das wäre ein ermutigendes Zeichen für das verarbeitende Gewerbe. Aus Deutschland dürfte es am Morgen positive Nachrichten vom Einzelhandel und vom Arbeitsmarkt geben. Die Konsumentenpreisdaten aus Frankreich und Italien sollten im Juni aufgrund der höheren Energie-/Rohstoffpreise im Monatsvergleich zugelegt haben.
Mit den Vorgaben aus dem asiatischen Handel sollte der Bund Future mit leichten Kursverlusten in den Tag starten. Im weiteren Tagesverlauf sind nach dem starken Anstieg der vergangenen Tage durchaus Gewinnmitnahmen wahrscheinlich. Der Bund Future sollte sich zwischen 166,00 und 167,75 bewegen. Die italienischen Staatsanleihen, die heute platziert werden, dürften auf eine rege Nachfrage treffen und dementsprechend problemlos aufgenommen werden. Die Rendite 10jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,45 und 1,60% schwanken.