Commerzbank: Drohender Brexit regt Goldnachfrage an
Der drohende Brexit hat in den letzten Wochen die Goldnachfrage vor allem in Großbritannien angeregt. Die britische Münzprägeanstalt berichtete von einem Anstieg der Transaktionen auf ihrer Handelsplattform für Münzen und Barren im Juni um 32% gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum im Mai. Auch ETFs verzeichneten Zuflüsse und der Kaufüberhang am US-Terminmarkt stieg auf einen neuen Rekord. Die Goldkäufe erscheinen kurzfristig, unabhängig vom Votum in Großbritannien, korrekturbedürftig. Entscheidend ist aber, dass der überwiegende Teil der Goldkäufe seit Jahresbeginn nicht aufgrund der Brexit-Diskussion erfolgte. Die Gründe dafür sind weiter aktuell und das Korrekturpotential deswegen wohl nur eng begrenzt.
Zinsen und Anleihen
Frankreich: Einkaufsmanagerindizes (Juni), 9:00 Uhr
Deutschland: Einkaufsmanagerindizes (Juni), 9:30 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Juni), 10:00 Uhr
Norwegen: Zinsentscheidung Norgesbank, 10:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
USA: Neubauverkäufe (Mai), 16:00 Uhr
Am Tag vor dem EU-Referendum in Großbritannien lagen EU-Befürworter und Gegner nahezu gleichauf, das Lager der Unentschlossenen bleibt aber mit über 10% ein großer Unsicherheitsfaktor. Für den Rentenmarkt scheint die Wahl jedoch schon fast in Richtung „Die Briten bleiben in der EU“ gelaufen zu sein: Im Vergleich zu letzter Woche, als in den meisten Umfragen das EU-Austrittslager die Nase vorn hatte und damit die zehnjährigen Bundrenditen auf den Rekordstand von -0,038% schickten, hatte sich die Stimmung seit Wochenbeginn wieder etwas entspannt. Trotzdem bleibt das aktuelle zehnjährige Zinsniveau mit ca. 0,06% sehr niedrig. Von der gesunkenen Nervosität profitierten auch die Risikoaufschläge von Staatsanleihen der Europeripherieländer. Diese verringerten sich allein innerhalb einer Woche bei den zehnjährigen Anleihen Italiens und Spaniens um 20 Basispunkte. Bei portugiesischen Papieren waren es fast 40 Basispunkte. Auch das britische Pfund handelte mit 0,77 GBP je Euro inzwischen deutlich teurer. Die eher positive Stimmung spiegelt sich ebenfalls im gesunkenen Goldpreis wider: Vom Hoch bei 1.315 USD je Feinunze in der Vorwoche reduzierte sich der Preis um fast fünfzig US-Dollar. Generell hat sich die Fallhöhe möglicher Marktreaktionen mit den jüngsten Entwicklungen nochmals vergrößert, falls es nun zu einem Sieg der EU-Austrittsbefürworter kommen sollte. Aus den USA wurden gestern Daten zum Immobilienmarkt gemeldet: Die Verkäufe bestehender Häuser erhöhten sich im Mai gegenüber dem Vormonat um 1,8% und bleiben damit den dritten Monat in Folge im Wachstumsbereich.
Aktien
Der große Tag ist nun endlich gekommen! Die Abstimmung der Briten über den Verbleib in der EU nimmt ihren Lauf. Der mögliche Brexit war auch gestern das entscheidende Thema am Markt, bedeutende Makrodaten standen nicht an. Die bisher veröffentlichten neuen Umfrageergebnisse weisen zwar weiterhin keinen klaren Trend auf, aber die Investoren zeigten sich gestern weiter entspannt und setzten eher auf Bremain statt Brexit. Größere Positionierungen blieben allerdings aus und letztendlich dominierte eine abwartende Haltung. Am Ende schlossen die Indizes den vierten Handelstag in Folge im Plus. Passend zu den nachlassenden Brexit-Sorgen setzte sich der Aufwärtstrend der Finanzwerte fort. Versicherungen, Finanzdienstleister und Banken (+1,2%, +1,0% und +0,8%) führten die Performancerangliste an. Der Stoxx600 Bankenindex konnte damit in den vergangen vier Tagen ein Plus von 11% verzeichnen. Defensive Sektoren wie Versorger (-0,2%) und Nahrungsmittel (-0,1%) waren in diesem Umfeld nicht gefragt und gaben leicht nach. Auch an den US-Märkten sorgte das Referendum für eine abwartende Haltung der Investoren und unterdurchschnittliche Umsätze. Zum Ende hin rutschten die Indizes leicht ins Minus. Für Energiewerte und Versorger (-0,6% bzw. -0,5%) ging es am deutlichsten abwärts. Erstere litten unter höher als erwartet ausgewiesenen Lagerbestandsdaten. Bei den Einzelwerten wurde Tesla (-10,5%) nach der Ankündigung der Übernahme von SolarCity (+3,3%) abgestraft. Adobe (-5,7%) und HP Inc. (-5,4%) litten unter negativ aufgenommenen Unternehmensnachrichten. In Asien kann sich der japanische Markt wieder erholen, ansonsten treten die Indizes mehr oder weniger auf der Stelle. Morgen früh hat dann das Warten ein Ende. Das offizielle Ergebnis des Referendums wird zwischen 8.00 und 10.00 Uhr unserer Zeit erwartet und wird dann zeigen, ob die Buchmacher oder die Wahlforscher richtig lagen.