National-Bank: Warten auf die Entscheidung der Fed
Gestern war es dann tatsächlich so weit: Die Rendite der 10jährigen Bundesanleihen tauchte unter die Null-Marke ab. Die Sorgen vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU und einer Abschwächung der weltwirtschaftlichen Entwicklung trieben die Investoren aus den riskanteren Assetklassen in Bunds und US-Treasuries. Bis zum Handelsschluss konnten sie ihre gesamten Kursgewinne jedoch nicht halten. Daran dürften nicht zuletzt die US-Einzelhandelsdaten ihren Anteil gehabt haben. Diese fielen zwar weitestgehend im Rahmen der Schätzungen aus. Doch scheinen die Marktteilnehmer nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht insgeheim wohl mit schwächeren Werten gerechnet haben.
Heute Morgen dürfte der Bund Future weiter nachgeben, was vor allem auf die an-stehende Aufstockung der 2026er Bund zurückzuführen sein wird. Auf dem aktuellen Renditeniveau ist mit einem sehr schleppenden Verlauf der Aufstockung und einer Unterdeckung zu rechnen. Im weiteren Tagesverlauf wird das Warten auf die Entscheidung der Fed, die anschließenden Pressekonferenz sowie die Veröffentlichung der neusten Schätzungen für Wachstum, Preise und Arbeitslosigkeit sowie den dot plot im Mittelpunkt des Interesses stehen. Letztlich dürfte es den US-Notenbanker zu Pass gekommen sein, dass der letzte US-Arbeitsmarkbericht schwach ausfiel, denn sie können die nächste Leitzinserhöhung nun problemlos weiter nach hinten verschieben. Da der Ausgang des britischen Referendums immer unklarer wird (Umfragen sehen die Brexit-Befürworter vorn, Buchmacher die Gegner, jedoch mit abnehmenden Vorsprung), können sich die US-Notenbanker das Ganze in Ruhe anschauen. Die Fed-Chefin wird sich sowieso alle Optionen für eine Änderung des Leitzinses offen halten. Ein klares Bekenntnis zum September wird es jedenfalls nicht geben. Vermutlich wird der dot plot zugleich anzeigen, dass der zu erwartende Leitzinspfad noch flacher verlaufen wird, als es sowieso schon angenommen wird. Der eine oder andere US-Notenbanker dürfte seine Haltung überdacht haben. Bis zur Pressekonferenz stehen jedoch noch zahlreiche Konjunkturdaten an. Vor allem die US-amerikanischen sollte Beachtung finden. Die Kernrate der Erzeugerpreise wird weder De- noch Inflationsrisiken anzeigen. Die Daten zur Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung dürften einmal mehr enttäuschend ausfallen, denn das produzierende Gewerbe in den USA kommt nach wie vor nicht recht in Gang.
Der Bund Future dürfte mit Kursverlusten in den Handelstag starten. Allerdings bleibt er durch die Ungewissheit über den Ausgang des Referendums gut unterstützt. Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 164,30 und 165,75 bewegen. Portugal dürfte gezwungen sein, etwas mehr Rendite für die Geldmarktpapiere zu bieten. Schließlich dürfte ein Ausstiegs UKs aus der EU im Zuge einer Flucht in Qualität die Kurse der Staatsanleihen aus der Peripherie zumindest kurzfristig massiv unter Druck bringen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die EZB auch darauf reagieren würde. Die Rendite 10jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,57 und 1,74% schwanken.