National-Bank: Sorgen vor einem Brexit
Heute Morgen wurden bereits erste Konjunkturdaten aus China veröffentlicht. Sie fielen im Gegensatz zu den vergangenen Wochen einmal im Rahmen der Schätzungen aus, so dass es immerhin von dieser Seite kein Störfeuer für den Handelsbeginn in Europa gibt. Anlass zu Jubel-stürmen geben die Daten jedoch auch nicht. Dass die asiatischen Aktienmärkte dennoch schwach notieren, ist wohl in erster Linie auf die nachgebenden Ölpreise sowie die Brexit-Sorgen der Marktakteure zurückzuführen. Der inzwischen deutlich gestiegene Ölpreis sorgt bspw. dafür, dass die Zahl der aktiven Oil Rigs in den USA steigt. Ende letzter Woche wurden 414 aktive Rigs gezählt. Das sind immerhin zehn mehr als der Tiefstand in der zweiten Mai-Hälfte von 404. Noch mehr scheint die Kapitalmarktteilnehmer jedoch der potenzielle Austritt UKs aus der EU zu beschäftigen. Die Umfragen dazu sagen derzeit ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Gegnern und Befürwortern des Austritts voraus. Die Politik und die europäischen Notenbanker bemühen sich derweil, die Sorgen zu zerstreuen. So war aus der Politik zu vernehmen, dass man dann notfalls ohne UK weiter machen werde und dass der Austritt zwar problematisch, aber verkraftbar sei. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass das Austrittsprozedere Zeit in Anspruch nehmen würde und dass UK einen großen Teil der Vorteile (u. a. freien Zugang zum Binnenmarkt), die mit der EU-Mitgliedschaft verbunden sind, verlieren würde. Kontinentaleuropa erhöht den politischen Druck auf UK. Ob das bei der britischen Bevölkerung ankommt, ist hingegen völlig offen. Das zweite Ereignis, auf das die Marktakteure warten, ist die Stellungnahme und die Pressekonferenz nach der FOMC-Tagung am Mittwoch. Dass die Fed im Juni nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht für den Mai nicht handeln muss, dürfte den Notenbankern in Anbetracht der Sorgen über das Ergebnis des Referendums in UK gerade recht sein. Nichtsdestotrotz wird sich die Fed-Chefin dazu äußern müssen, ob es im laufenden Jahr noch Leitzinserhöhungen geben wird. Vermutlich wird sie einmal mehr auf die Datenabhängigkeit der Entscheidungen hinweisen.
Ansonsten darf sich die griechische Regierung über den baldigen Fluss neuer Liquidität aus dem Rettungspaket freuen. Am Freitag hat bspw. der Haushaltsauschuss des Bundestages die Freigabe für die nächste Tranche erteilt. Dadurch dürfte es vermieden werden, dass bis zur letzten Sekunde mit Griechenland verhandelt werden muss. Es bleibt jetzt nur noch zu hoffen, dass die griechische Regierung die Maßnahmen umsetzt und diese Wirkung zeigen. Außerdem erhielt die EZB Unterstützung von der OECD. Sie fordert von der EU mehr Reformen, allerdings auch mehr öffentliche Investitionen. Woher die Mittel gerade in den stark verschuldeten Ländern für die Investitionen genommen werden solle, wurde nicht so richtig deutlich.
Konjunkturdaten sind heute Mangelware. Dennoch könnte die Rendite der 10jährigen Bundesanleihe heute erstmals in den negativen Bereich rutschen. Die Vorgaben aus dem asiatischen Handel mit der hohen Risikoaversion sprechen dafür. Die Sorgen vor einem Brexit sowie die Zurückhaltung vor der Tagung des FOMC dürften die Anleger in die sicheren Häfen treiben, was den Bunds zugutekommen sollte. Dementsprechend dürfte der Bund Future mit Kursgewinnen in die Woche starten. Im weiteren Tagesverlauf sollte er sich zwischen 164,30 und 165,75 bewegen. Die Geldmarktpapiere aus Deutschland und Frankreich werden sich ebenso problemlos platzieren lassen wie die italienischen Staatsanleihen. Die Rendite 10jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,57 und 1,74% schwanken.