Commerzbank: Verringerte Zinserhöhungserwartungen für die Fed schwächen den USD
Die verringerten Zinserhöhungserwartungen nach den US-Arbeitsmarktdaten haben die US-Dollarschwäche verstärkt. So wertete sich der Greenback ggü. wichtigen Währungen der Schwellen- und Industrieländer zum Teil erheblich ab. Für die Fed-Sitzung nächster Woche rechnet keiner mehr mit einer Zinsanhebung, zumal auch das bevorstehende Referendum um den Verbleib Großbritanniens in der EU für Unsicherheit sorgt. Auch für die Juli-Sitzung sind die Erwartungen stark nach unten geschraubt worden. Von der Sitzung nächster Woche werden kaum neue Impulse kommen, vielmehr wird die Fed die Datenabhängigkeit ihres Kurses nochmals betonen.
Zinsen und Anleihen
Frankreich: Industrieproduktion (April), 8:45 Uhr
Italien: Industrieproduktion (April), 10:00 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (Juni), 16:00 Uhr
Die Kurse von Bundesanleihen erreichen derzeit täglich neue Höchststände. Gestern stieg der Kurs für die 10-jährige Bundesanleihe so hoch, dass die Rendite auf 0,02% fiel. Angesichts der bereits in vielen Bereichen negativen Renditen regt sich der Widerstand gegen die Politik der Europäischen Zentralbank: So meldet die FAZ, dass u.a. sich Versicherungen verstärkt Gold in die Tresore legen. Zudem häuften sich Kundenanfragen nach Versicherungen für ihre Schließfächer. Schließlich ist das Horten von Bargeld zwar nicht im Sinne der EZB, aber eine legitime Strategie, um den Negativzinsen zu entgehen. Die Marktteilnehmer reagieren weiterhin sensibel auf Meldungen, dass nach den aktuellsten Umfragen ein Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union auch kurz vor der Abstimmung nicht ausgeschlossen werden kann. Laut den wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosengeld erfreut der US-Arbeitsmarkt sich weiterhin bester Gesundheit. Mit 264.000 fielen die Erstanträge auf den niedrigsten Stand seit sechs Wochen. Gemessen an der Zahl der registrierten Arbeitslosen herrscht praktisch Vollbeschäftigung. Gegenüber dem Negativrekord vor genau sieben Jahren ist die Zahl der registrierten Arbeitslosen um knapp 70% zurückgegangen. Besser als erwartet fielen die deutschen Exporte im April aus: Sie stagnierten und fielen somit nicht hinter die sehr guten Märzdaten zurück. Der deutsche Exportüberschuss summierte sich auf 25 Mrd. monatlich – bzw. auf Waren im Wert von 580 Euro je Erwerbstätigen. Der Statistik ist auch zu entnehmen, dass die Deutschen diesen Überschuss im Ausland in vergleichsweise wenig rentable Anlagen investieren. Die Amerikaner sind hierin deutlich geschickter.
Aktien
Fraport, Verkehrszahlen Mai/2016
An den Aktienmärkten ist derzeit „die Luft raus“. Dies gilt auch für die europäischen Märkte, die gestern mit leichten Verlusten schlossen. Die Risikoneigung der Investoren ist aktuell gering. Dies reflektieren auch Statistiken, die versuchen Kapitalströme („Flow of Funds“) zu messen. Hier zeigen sich weiterhin Umschichtungen aus Aktien hin zu – dann allerdings risikoreicheren – Anleihen. Neben den Unsicherheiten bezüglich eines möglichen „Brexit“ und der Zinsentscheidung der Fed, läuft auch der Konjunkturoptimismus der Investoren aus. Die US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag wirken noch nach, schwächer als erwartet ausgefallene Daten aus China und ein fallender Ölpreis kamen gestern belastend hinzu. Der schwächere Euro brachte keine Impulse. Entsprechend führten Grundstoffwerte (-2,9%) auf Branchenseite (STOXX) die Verlierer an. Als einziger Sektor konnten Immobilienwerte (+0,04%) minimal im Plus schließen. Bei den Einzelwerten fielen u.a. die britische Sky PLC (+2,9%) auf, die von der Entscheidung über die Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte profitierte. RWE (+0,2%) halfen Medienberichte über Verhandlungen über den Atomausstieg. Credit Suisse (-2,7%) litten unter einer Brokerherabstufung, Singulus (-22%) unter negativen Unternehmensnachrichten. An den US-Märkten konnten sich die Indizes von ihren zwischenzeitlichen Verlusten erholen und schlossen nur leicht im Minus. Die soliden wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fanden kaum Beachtung, der fallende Ölpreis belastete. Der vorsichtige Grundton zeigte sich auch bei der Branchenperformance, wo die defensiven Versorger, Telekoms und Verbrauchsgüter (+0,9%, +0,6% bzw. +0,4%) die Gewinner anführten. Finanzwerte (-0,8%) hielten die rote Laterne. In Asien waren die Börsen in China geschlossen. In Tokio hält die Abwärtsbewegung an. Auch im übrigen Asien dominieren leichte Minuszeichen. Die Vorgaben dürften auch leicht auf die Stimmung in Europa drücken.