Commerzbank: Einkaufsmanagerindizes – weder Fisch noch Fleisch
Der ISM-Index zur Stimmung der Unternehmen in den USA ist im Mai leicht angestiegen, obwohl einige regionale Indizes eher eine Abschwächung erwarten ließen. Soweit die gute Nachricht. Allerdings zeigen die Unterkomponenten, dass die Auftragsbücher schmäler werden und sich die Firmen mit Neueinstellungen zurückhalten. Dafür steigen die Vorleistungspreise kräftig – synchron zum Ölpreis. Alle wichtigen Einkaufsmanagerindizes bewegen sich aktuell nahe der Linie von 50 – die Grenze zwischen Expansion und Kontraktion. Eine globale Konjunkturlokomotive, die die Weltwirtschaft ziehen könnte, ist derzeit mithin nicht in Sicht.
Zinsen und Anleihen
Ergebnis EZB-Ratssitzung 13.45 Uhr
USA: ADP-Beschäftigungsbericht (Mai), 14.15 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe 14.30 Uhr
Ein Hauch von Risikoaversion erfasste gestern die Märkte. Entsprechend war die vermeintliche Sicherheit erstklassiger Staatsanleihen gefragt: Die Renditen 10jähriger Bundesanleihen sanken im Tief auf 0,12%; vergleichbare US-Treasuries rentierten gleichfalls niedriger. Auslöser waren neue Konjunkturzweifel, welche die in Summe etwas schwächeren Einkaufsmanagerindizes aus China ausgelöst hatten; die teilweise hinter der Vorabschätzung zurückgebliebenen PMI-Indizes für den Euroraum taten ein Übriges. Zum anderen verunsicherten neue Meinungsumfragen zum Brexit, welche die Austrittsbefürworter auf dem Vormarsch sehen und so dem Pfund zusetzten. Bezeichnenderweise tendierte der US-Dollar etwas schwächer gegenüber dem Euro, da im Umfeld erhöhter Marktnervosität ein Leitzinsschritt der Fed bereits Mitte Juni – also eine Woche vor dem Brexit-Referendum – unwahrscheinlicher wird. Im am Abend veröffentlichten Beige Book der Fed, das als Arbeitsgrundlage für die FOMC-Sitzung am 15.6 dient, ist ein Konjunkturbild skizziert, mit dem sich eine Straffung durchaus begründen ließe. Im Mittelpunkt des Interesses steht heute die Ratssitzung der EZB. Neue Beschlüsse sind nicht zu erwarten. Vielmehr gilt das Augenmerk der neuen Wachstums- und mehr noch der Inflationsprojektion. Wie schlägt sich der Anstieg des Ölpreises nieder, der seit der Projektionsvorlage vom März um weitere 20% angestiegen ist? Die EZB wird bemüht sein, hinsichtlich der Deflationsgefahr noch keine Entwarnung zu geben und Lockerungsphantasie wachzuhalten. Unterdessen mehren sich die Stimmen, die – wie gestern die OECD in ihrem neuen Halbjahresbericht – an die Grenzen der (ultra-expansiven) Geldpolitik erinnern.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach der starken Entwicklung der Vorwoche blieben die Anleger auch am dritten Handelstag der neuen Woche äußerst zurückhaltend. Einerseits sorgen die anstehenden wichtigen Termine, das Referendum in Großbritannien und die nächste US-Notenbanksitzung, für Zurückhaltung. Anderseits stehen in dieser Woche auch noch die EZB-Sitzung und der wichtige nationale US-Arbeitmarktbericht an. Als zusätzliche Belastung erwiesen sich ein festerer Euro sowie rückläufige Ölpreise. In diesem Umfeld überwogen im deutschen Dax 30 eindeutig die Verlierer. Lediglich die Aktien von Merck KGaA (+1,2%) und der Deutschen Börse (+1%) konnten sich merklich fester präsentieren. Am Ende der Kursliste standen da-gegen E.ON (-3,1%) und RWE (-2,9%). Nachdem die Bundesregierung nun bei der Finanzierung des Atomausstiegs mögliche Schlupflöcher für die Energiekonzerne schließt, gerieten die Aktien der beiden großen Versorger deutlich unter Druck. Im EUROSTOXX 50 waren Banken (-1,9%) erneut die schwächste Branche, lediglich Nahrungsmittel (+0,3%) und Chemie (+0,2%) tendierten etwas fester. In Amsterdam konnten die Titel von Ahold (+2,5%) nach einer überzeugenden Quartalsvorlage gegen den Trend zulegen. An der Wall Street zeigten sich die Kurse nach gemischten Konjunkturdaten fast unverändert. Den besten Eindruck hinterliessen noch Verbrauchsgüter (+0,7%). Deutlich schwächer präsentierten sich die Aktien von Sportartikelherstellern, nachdem Under Armour seinen Jahresausblick kappen musste. Wettbewerber Nike (-0,5%) entwickelte sich im Sog dessen zu einem der schwächsten Dow Jones-Titel. In Asien zeigen sich die Börsen heute Morgen uneinheitlich. Während sich die meisten Märkte gehalten präsentieren, steht der japanische Nikkei 225 nach der Verschiebung der Mehrwertsteuererhöhung weiterhin unter Druck.