Commerzbank: Deutscher Arbeitsmarkt – wann steigen die Löhne?
Nach den saisonbereinigten Daten blieb die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im März unverändert gegenüber dem Vormonat. Jedoch geht die jährliche Frühjahrsbelebung mit einem Stellenaufbau einher, der sich aber nur in den nicht-saisonbereinigten Zahlen niederschlägt. Befremdlich ist, dass in den Medienberichten die aussagekräftigeren saisonbereinigten Zahlen regelmäßig ignoriert werden. Und noch etwas ist befremdlich: Die Arbeitslosenquote sinkt gemessen an den offenen Stellen nur sehr langsam. Das lässt auf strukturelle Probleme schließen, die früher oder später dort zu merklich steigenden Löhnen führen dürften, wo passend qualifizierte Arbeitskräfte fehlen.
Zinsen und Anleihen
Deutschland: PMI Verarb. Gewerbe (März), 9.55 Uhr
Euroraum: PMI Verarb. Gewerbe (März), 10.00 Uhr
USA: Arbeitsmarktdaten (März), 14.30 Uhr
USA: ISM Verarbeitendes Gewerbe (März), 14.30 Uhr
An den Rentenmärkten hallte auch gestern die Rede der Fed-Chefin von Dienstag nach; sie hatte erläutert, dass vor allem die Unsicherheiten im internationalen Umfeld die Fed veranlasst haben, die Leitzinsen langsamer als noch im Dezember erwartet anzuheben. Ihre Botschaft war freilich im Kern keine andere, nur etwas ausführlicher als bei der Pressekonferenz zur FOMC-Sitzung vor zwei Wochen. Dort hatte Janet Yellen freilich auch explizit darauf hingewiesen, dass „auf jeder“ der nächsten Sitzungen eine Anhebung möglich sei. Insoweit ist der Optimismus des Bondmarktes zu hinterfragen, denn für eine Leitzinsanhebung am von uns erwarteten Termin Mitte Juni ist nur noch eine implizite Wahrscheinlichkeit von rund 20% eingepreist. Man darf gespannt sein, ob dies nach den heutigen Arbeitsmarktdaten, die solide ausfallen dürften (Consensus: +195.000 neue Stellen), so bleibt. Die vorläufigen Verbraucherpreisdaten für den Euroraum für März, wonach die Jahresinflationsrate von -0,2 J/J auf -0,1% J/J angestiegen ist und damit einen Hauch höher als erwartet ausfiel, hatten kaum Einfluss auf das Marktgeschehen. Abgesehen davon ist die geldpolitische Phantasie für den Euroraum nach dem umfangreichen Lockerungspaket der EZB fürs Erste erschöpft; denn es gilt, dieses erst noch gänzlich zu implementieren und seine Wirkung abzuwarten. Von der aktuellen Ruhe an der geldpolitischen Heimatfront und den zurückgenommenen US-Leitzinserwartungen profitiert der EUR, der gestern zum USD auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober stieg. Seinerzeit gab der EUR mit dem Drehen der Leitzinsdebatte in den USA zügig nach; auch jetzt halten wir sein Erholungspotenzial für weitgehend ausgereizt.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
An den Aktienmärkten stehen derzeit zwei Faktoren im Fokus. Zum einen die expansive Geldpolitik der Notenbanken, die angesichts der EZB-Maßnahmen bzw. der jüngsten „taubenhaften“ Äußerungen der Fed-Chefin Janet Yellen weltweit für steigende Kurse sorgt. Zum anderen dominiert die weitere konjunkturelle Entwicklung weltweit die Diskussion. Die Freude über die Geldpolitik dürfte - auch aufgrund des entsprechend stärker tendierenden Euro - langsam auslaufen und die Makroseite in den Vordergrund rücken. Dies zeigte sich auch gestern an den europäischen Aktienmärkten. Denn vor den heutigen US-Makrodaten schien die Bereitschaft, sich stärker zu positionieren, gering zu sein. So fielen die Umsätze einmal mehr unterdurchschnittlich aus und die Indizes schlossen durch die Bank im Minus. Auf Branchenseite (Stoxx) ging es angesichts des wieder rückläufigen Ölpreises für Energiewerte (-2,0%) am deutlichsten abwärts. Im Gegenzug konnten sich die davon profitierenden Titel aus dem Sektor Reise- und Freizeit (-0,2%) entsprechend am besten halten. Auffällig war zudem die Schwäche des italienischen Bankensektors, wo weiterhin Sorgen über die Kapitalausstattung einiger Banken auf die Kurse drücken. An den US-Märkten ging es gestern leicht abwärts, die guten Makrodaten hatten allerdings keinen großen Einfluss, man wartet auf die heute anstehenden Arbeitsmarktdaten und den ISM für das verarbeitende Gewerbe. An den asiatischen Börsen geht es heute Morgen abwärts. Besonders stark fällt das Minus am japanischen Markt aus. Neben dem starken Yen belastet der Tankan-Report, der eine deutliche Stimmungsverschlechterung der Unternehmen anzeigte. Panasonic fällt nach einer Gewinnwarnung um 12%. In China kann der besser als erwartet ausgefallene Einkaufsmanagerindex den Kursen keinen Auftrieb geben. Belastend wirkt, dass S&P den Rating-Ausblick auf „negativ“ gesenkt hat.