Commerzbank: Die Börse feiert die Zahlen und die Dividende – hohes Kurspotenzial?
Eigentlich gilt die Deutsche Bank hierzulande als Branchenprimus. Doch während diese 2015 in einem milliardenschweren Verlust versunken ist, hat die Commerzbank im vergangenen Jahr die Deutsche Bank mit einem Gewinnanstieg von 0,27 Milliarden Euro auf 1,06 Milliarden Euro deutlich abgehängt. Während die Aktionäre der Deutschen Bank auf eine Dividende verzichten müssen, bekommen die Commerzbank Aktionäre erstmals seit längerer Zeit wieder eine Ausschüttung: Die Dividende soll bei 0,20 Euro je Commerzbank Aktie liegen. Die Zustimmung der Hauptversammlung hierzu ist allerdings noch vonnöten. In der Kernbank hat die Commerzbank im vergangenen Jahr den Gewinn von 1,5 Milliarden Euro auf 2,31 Milliarden Euro steigern können.
Für das laufende Jahr erwarten die Frankfurter Herausforderungen angesichts diverser weltwirtschaftlicher und geopolitischer Risikofaktoren. Man wolle den Marktanteil in den Kernbanksegmenten weiter erhöhen, kündigt die Bank an und setzt sich stabile Kosten zum Ziel. Die Risikovorsorge solle moderat steigen. „Aus heutiger Sicht ist im Geschäftsjahr 2016 daher insgesamt ein leicht über dem Vorjahr liegendes Konzernergebnis zu erwarten“, heißt es von Seiten der Commerzbank.
Dass der DAX-notierte Bankkonzern den Gewinn im vergangenen Jahr deutlich steigern konnte, liegt unter anderem an einem deutlichen Anstieg der Erträge vor Risikovorsorge: Hier weist die Commerzbank 9,76 Milliarden Euro für das Jahr 2015 aus – rund eine Milliarde Euro mehr als im Jahr 2014. Der Abbau von Risikopositionen bei der Bank macht sich in einer sinkenden Risikovorsorge bemerkbar: diese ist von 1,144 Milliarden Euro auf 0,696 Milliarden Euro deutlich zurückgegangen. Vor allem Veränderungen bei den Währungskursen und Aufwendungen für die Europäische Bankenabgabe haben dagegen die Kosten steigen lassen: Die Commerzbank meldet Verwaltungsaufwendungen von 7,16 Milliarden Euro nach 6,93 Milliarden Euro im Jahr 2014.
Commerzbank löst eigene „Bad Bank“ auf
Die regulatorisch relevante Kapitalbasis hat der Bankkonzern im vergangenen Jahr deutlich ausbauen können. „Unsere harte Kernkapitalquote liegt nun bei 12,0 Prozent“, sagt der Commerzbank-Finanzchef Stephan Engels am Freitag. „Wir haben 2015 die Risiken weiter reduziert und die Stabilität der Commerzbank deutlich erhöht“, so Engels. Die Risikoreduktion sieht man an der Entwicklung beim Volumen der konzereigenen „Bad Bank“, in der „Commerzbank-Sprache“ als „NCA“ bezeichnet. Seit dem dritten Quartal 2012 wurde das Volumen in dieser Einheit von 160 Milliarden Euro auf 63 Milliarden Euro gesenkt, der Abbau ging schneller als geplant voran. „Aufgrund dieses erfolgreichen Abbaus hat der Vorstand beschlossen, NCA aufzulösen und eine neue Struktur umzusetzen. Es ist vorgesehen, Portfolios mit hoher Qualität und niedrigem Risiko auf die Kernbank zu übertragen“, kündigt das Management am Freitag an.
An der Börse kommen die Zahlen und der Ausblick sehr gut an. Der Aktienkurs der Commerzbank liegt am späten Vormittag mit 16 Prozent (!) im Plus bei 7,409 Euro. Damit holt das Papier immerhein Teile der starken Verluste der vergangenen Wochen und Monate wieder auf. Zudem ergibt sich charttechnisch nun eine spannende Ausgangslage für die Commerzbank Aktie. Erste Reaktionen von Experten sind ebenfalls positiv: So kommt unter anderem von Equinet eine Kaufempfehlung, ebenso vom Bankhaus Lampe – beide sehen für das Papier ein hohes Kurspotenzial mit einem Kursziel bei 12 Euro.