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bet-at-home: Die Krux mit den Regularien

03.08.2021 08:32 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Zu einer künftigen Dividende will sich bet-at-home CEO Franz Ömer im Gespräch nicht äußern. Er bestätigt jedoch erneut, dass man fast eine Vollausschüttung durchführen will. Bild und Copyright: bet-at-home.

Wirklich einordnen mag der Markt die Zahlen von bet-at-home zum ersten Halbjahr offenbar nicht. Ging es nach der Publikation der Zahlen zunächst mit dem Kurs nach oben, so rutscht die Aktie im Verlauf des Nachmittags in den roten Bereich.

Die Linzer melden einen Brutto-Wett- und Gamingertrag von 56,8 Millionen Euro, das ist ein Minus von 8,8 Prozent. Das EBITDA sinkt von 15,8 Millionen Euro auf 5,4 Millionen Euro. Im Gespräch mit unserer Redaktion sieht CEO Franz Ömer drei Gründe für das Abschneiden: Deutschland, Österreich und Polen.

In Deutschland belasten regulatorische Entwicklungen das Geschäft und somit den Umsatz. Man wartet auf eine Casino-Lizenz und muss sich dafür schon seit Herbst 2020 an gewisse Vorgaben halten, obwohl die Lizenz noch nicht erteilt wurde. Doch Ömer hofft, dass dies nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten ist. Dennoch verzichtet man schon jetzt und auch künftig auf das Angebot von Roulette und Black Jack, zwei umsatzstarken Tischspielen. Somit umfasst die Lizenz vor allem die Slot Machines. Auf Poker verzichtet man bei bet-at-home, das ist nie ein relevanter Markt gewesen.

Die Regularien sehen für Spieler in Deutschland ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro vor, ein weiterer Nachteil. Hier arbeitet man an einer Lösung, dass das Limit individueller festgelegt werden kann – Ende offen. Nicht ausschließen kann das Unternehmen, dass manch ein Spieler aufgrund dieser Einschränkungen lieber bei einem Anbieter aus der Karibik oder Asien sein Geld einsetzt. Vermutlich wird die Gesellschaft eine Reihe aktiver Spieler verlieren.

Wenn man die Lizenz erhält, kann man überall für das Casino-Geschäft werben, auch bei den großen Suchmaschinen, die dies bisher nicht dürfen. So sollen zugleich mehr potenzielle Spieler angesprochen werden. Künftig setzt man mehr auf Masse als auf Intensivspieler, entsprechend fährt man das Sportsponsoring zurück. Mit Direktmarketing will bet-at-home eher Kunden gewinnen als mit Printanzeigen.

Mit der Lizenzerteilung sollte auch der illegale Markt einen Rückschlag erleiden. Gleichzeitig steigt die Rechtssicherheit. Für Ömer lohnt sich das langwierige Prozedere unterm Strich, aber noch nicht auf kurze Sicht. Er hofft, dass das Geschäft ab dem kommenden Jahr wieder in normaleren Bahnen laufen wird. Es gibt für ihn noch genügend Wachstumsmöglichkeiten in Deutschland.

In Polen hat man zum 1.6. alle Aktivitäten eingestellt. Damit hat sich bet-at-home dem Gesetzgeber gebeugt. Eine polnische Vorschrift sieht vor, dass die Anbieter, die keine Lizenz für das Land haben, dort aber trotzdem durch die Hintertüre aktiv sind, von allen künftigen Lizenzierungsverfahren ausgeschlossen werden. Das wollte bet-at-home nicht riskieren und hat daher den Rückzug angetreten. Doch man hält sich eine Türe offen. Bei einer möglichen neuen Ausschreibung will man dabei sein und glaubt so, in den kommenden Jahren wieder in den polnischen Markt eintreten zu können.

Bleibt noch Österreich. Hier gibt es große Rechtsunsicherheiten, die verschiedene Kunden zu Klagen nutzen, um Verluste erstattet zu bekommen. Diese werden teils von Prozessfinanzierern unterstützt, so dass ein Ende der Klagewelle nicht wirklich absehbar ist. Ein großes Risiko, wie Ömer zugibt, das man noch nicht vollständig abschätzen kann. Sollte es ganz schlimm kommen, könnte er sich auch einen vorläufigen Rückzug aus dem österreichischen Casino-Markt vorstellen.

Bei einem aktuellen Gesamtstreitwert von 11 Millionen Euro hat man Rückstellungen über 3,2 Millionen Euro gebildet. In der aktuellen Prognose hat man dies, so Ömer, aber ausreichend berücksichtigt.

Bet-at-home rechnet 2021 mit einem EBITDA von 8 Millionen Euro bis 10 Millionen Euro, der Brutto-Wett- und Gamingertrag soll bei 100 Millionen Euro bis 110 Millionen Euro liegen. Vor wenigen Tagen wurde diese Prognose entsprechend nach unten korrigiert.

Zu einer künftigen Dividende will sich Ömer im Gespräch nicht äußern. Er bestätigt jedoch erneut, dass man fast eine Vollausschüttung durchführen will. Für das operative Geschäft braucht man rund 20 Millionen Euro, für die Kundengelder werden weniger als 10 Millionen Euro benötigt. Der Rest ist theoretisch ausschüttbar. Mit den Zahlen zum dritten Quartal oder spätestens mit den Jahreszahlen wird bet-at-home hinsichtlich der neuen Dividende konkreter werden.

Trotz all der negativen Aspekte, die das Unternehmen derzeit aus regulatorischer Sicht belasten, sieht Ömer auch positive Punkte. Das Geschäftsmodell ist aus seiner Sicht solide und recht krisenresistent, wie Corona gezeigt hat. Es gibt immer mehr lizenzierte Märkte, das verringert die Rechtsrisiken und die Unsicherheiten. Sein Fazit: „Das Geschäftsmodell funktioniert.“ Doch zunächst dürften Ömer und die Investoren noch einen etwas längeren Atem benötigen. Sobald regulatorisch alles in trockenen Tüchern ist, dürfte Ömer dann aufatmen.

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