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aifinyo: Software ist der Schlüssel, um mit Finanzdienstleistungen Geld zu verdienen

15.06.2021 07:50 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Im 4investors-Interview: Stefan Kempf, Gründer und Vorstand von aifinyo. Bild und Copyright: aifinyo.

Nach einem schwierigen Jahr 2020 will das FinTec aifinyo wieder auf den profitablen Wachstumskurs zurückkehren. Stefan Kempf: „Corona hat uns operativ getroffen, doch strategisch sind wir heute besser positioniert als jemals zuvor.“ Der Gründer und Vorstand von aifinyo ist zuversichtlich, sich im Wettbewerb gegen klassische Banken und andere FinTecs durchsetzen zu können. Warum, erläutert er im Exklusivinterview mit 4investors.de.


www.4investors.de: Mit aifinyo dürfte nicht jeder Investor etwas verbinden. Was machen Sie?

Kempf:
aifinyo ist ein FinTec mit klarem Fokus auf Gewerbekunden. Herzstück ist unsere digitale Plattform als One-Stop-Shop für Smart-Finance-Lösungen, die wir laufend erweitern. Mit ihr ermöglichen wir Kunden den Zugang zu Finanzierungsalternativen, die früher nur großen Unternehmen zur Verfügung standen. Denn unsere Mission ist es, Wachstumsunternehmen, Freiberuflern und Gründern auf ihrem Weg zum Erfolg zu begleiten. Seit der Gründung in 2012 sind wir bis einschließlich 2019 profitabel gewachsen und dies planen wir auch für die Zukunft.

www.4investors.de: Was unterscheidet Sie bei der Kreditvergabe von einer Bank?

Kempf:
Ich würde sagen fast alles. Wir bieten Finance, Payment und Processing digital aus einer Hand. Doch ein Punkt ist für unsere Kunden ganz entscheidend: die Geschwindigkeit. Bei aifinyo erhalten sogar Neukunden eine Finanzierungsentscheidung oft schon innerhalb eines Tages – spätestens nach 7. Bei einer Bank sprechen wir mindestens über mehrere Wochen. Dort sind die Prozesse weitestgehend manuell und dies lässt sich auch kaum ändern, dafür sind die internen Strukturen zu verkrustet. Gehören Sie also nicht zu den Top 2.000 Unternehmen in Deutschland mit einen deutlichen Millionenumsatz, sind Sie für eine Bank kaum rentabel und entsprechend ist der Service.

www.4investors.de: Für Sie sind kleinere Finanzierungen also rentabler?

Kempf:
Auf jeden Fall. Warum? Nur mit einer eigenen Software kann man sich heute vom Wettbewerb absetzen und Geld verdienen. aifinyo stellt Kunden Kleinstbeträge in kürzester Zeit zur Verfügung. Genau dann, wenn sie sie benötigen. Beispielsweise um schnell auf den aktuellen Trend zu reagieren und entsprechende Ware für den Online-Shop einzukaufen. Für die überschaubare Zeit bis zum Warenverkauf – unsere Laufzeiten liegen in der Regel bei 2 Monaten oder darunter – ist ein Unternehmen auch bereit, höhere Gebühren zu bezahlen. Insbesondere weil wir eben nicht nur die Finanzierung, sondern zahlreiche Dienstleistungen anbieten. Beispiel Factoring: Bei uns können Kunden ihre Rechnungen direkt auf der Plattform erstellen, sie per Mail oder Post versenden, wenn nötig ein Mahnverfahren einleiten oder sich den Betrag auch vorfinanzieren. Eine Bank fokussiert sich auf die reine Finanzierungsleistung für Kredite im Millionen-Euro-Bereich, am liebsten noch besichert, mit einer Laufzeit von 5 Jahren und 3 Monaten Bearbeitungszeit. Das kann aber praktisch jeder Finanzdienstleister. Entsprechend hoch ist der Wettbewerb und niedrig die Marge. In Verbindung mit den erwähnten manuellen Prozessen kommen Banken so in der Regel nur auf eine Gesamtkapitalrentabilität von unter 2 Prozent. Wir auf über 20 Prozent.

www.4investors.de: Welche Trends bestimmen Ihren Markt?

Kempf:
Als FinTec sind wir Teil der Digitalisierung des privaten und beruflichen Alltags. Die technologischen Innovationen der vergangenen Jahre erlauben uns eine ganz andere Herangehensweise an das Thema Finanzierung, als man es bisher kannte. Uns stehen Daten aus unterschiedlichsten Quellen zur Verfügung und wir sind bereits heute in der Lage, unterschiedliche Leistungen zu automatisieren und auf neuen Wegen zu verknüpfen. Der Einsatz von KI wird uns in den nächsten Jahren nochmal ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Dies trifft auf eine neue Unternehmergeneration. Während Online-Banking früher eher etwas für Privatkunden war, ist es heute ein zentrales Thema bei Unternehmen. Dem steht eine Bankenbranche gegenüber, die Filialen schließt und sich aus dem Gewerbekundenmarkt tendenziell zurückzieht. Damit spricht aifinyo allein in Deutschland einen Markt mit rund 4 Millionen potentiellen Gewerbe- und Firmenkunden an.

www.4investors.de: Wie sieht aktuell Ihre Kundenstruktur aus?

Kempf:
Derzeit sind der ganz wesentliche Teil unserer Kunden Wachstumsunternehmen insbesondere aus den Bereiche Technologie, E-Commerce und Healthcare. Dazu zählen beispielsweise Veganz und Little Lunch die sich mit innovativen Geschäftsmodellen in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich entwickelt haben. Auch viele professionelle Amazon-Shops setzen auf uns. Denn gerade im E-Commerce muss die Finanzierung und Liquiditätsplanung zur operativen Geschwindigkeit passen. Daher steht das Segment Finetrading in Deutschland gerade erst am Anfang. Zu unseren Kunden zählen grundsätzlich auch viele Freiberufler. Gerade sie haben die Einschränkungen rund um die Corona-Pandemie hart getroffen. Doch mit dem Impffortschritt und zunehmenden Öffnungen sollte sich hier in den kommenden Monaten wieder etwas tun.

www.4investors.de: Daher wurden Sie von Corona in 2020 stark belastet?

Kempf:
Richtig. Wir mussten 2020 erstmals in unserer Firmenhistorie ein rückläufiges Transaktionsvolumen und einen Verlust verbuchen. Der Einbruch im zweiten Quartal war heftig und wir hatten insbesondere bei Tourismus und Events Ausfälle. Darauf haben wir dann sehr schnell reagiert und unter anderem die Finanzierungskriterien angepasst. So konnten wir die Risikokosten von 116 Prozent in Q2 im zweiten Halbjahr deutlich reduzieren – in Q3 waren es 26 Prozent und in Q4 nur noch 11 Prozent.

www.4investors.de: Und wie hoch waren die Risikokosten vor der Krise?

Kempf:
Für den FinTec-Bereich sehr niedrig. 2019 lagen sie bezogen auf den Umsatz bei 6 Prozent. Also hatten wir bei 100 Euro Umsatz 6 Euro Risikokosten. In der Branche sind es teilweise über 100 Prozent.

www.4investors.de: Sie sind jüngst eine Kooperation mit einer Tochter von Xing eingegangen, die sich positiv auf das Geschäft auswirken soll. Können Sie dies in Zahlen ausdrücken?

Kempf:
Für konkrete Zahlen ist es noch etwas früh. Auf HalloFreelancer finden Unternehmen und Freelancer zusammen – im Hintergrund steht dabei das XING Netzwerk mit über 500.000 aktiven Freelancern, etwa IT-Experten, Designern und Beratern. Auf Basis der aifinyo-Plattform wird HalloFreelancer seinen Nutzern künftig die digitale Rechnungserstellung und Vorfinanzierung ermöglichen. Wie stark dies in der Praxis genutzt wird, wird sich zeigen, wenn die Corona-Einschränkungen nachhaltig aufgehoben wurden. Das Potenzial ist in jedem Fall groß.

www.4investors.de: Kann das Modell eine Blaupause für weitere Partnerschaften sein? Vielleicht sogar mit Banken?

Kempf:
Die Kooperation zeigt, dass die Einbindung der aifinyo-Software als White-Label-Lösung einen echten Mehrwert bieten kann. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir weitere Partner gewinnen werden. Auch für Banken ist aifinyo der perfekte Outsourcing-Partner. Es gab auch schon einige Gespräche, die allerdings aufgrund von Corona noch auf Eis liegen.

www.4investors.de: Welches sind Ihre großen Vorhaben für 2021? Welche Investitionen stehen an?

Kempf:
Als Technologieanbieter wird die Weiterentwicklung unserer Software immer Teil des Geschäftsmodells sein. In den letzten 12 Monaten lag der Schwerpunkt unserer Investitionskosten in der Entwicklung von IT-Lösungen. Wesentlicher Teil war die Fusion mit Decimo und die Integration ihres technologischen Know-hows in unsere Software-Plattform. Dieser Meilenstein ist erreicht und wir konzentrieren uns derzeit auf die Entwicklung von neuen Produktlösungen. Dazu gehört beispielsweise die kürzlich angekündigte Eigenkapitalfinanzierung. Dabei konzentrieren wir uns auf Minderheitsbeteiligungen in Höhe von bis zu 500.000 Euro. Durch die Kombination mit unseren bestehenden Finanzierungsalternativen werden die Beteiligungsunternehmen über frisches Kapital in Höhe von bis zu einer Million Euro verfügen können. Wir werden sehr selektiv mit einzelnen Projekten beginnen und mittelfristig ein Portfolio im niedrigen zweistelligen Bereich aufbauen.

www.4investors.de: Sie wollen eine Lizenz nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) beantragen. Was ändert sich dadurch bei Ihnen?

Kempf:
Mit der Lizenz können wir unser Ökosystem ausbauen und den Weg von aifinyo zur ersten echten digitalen Gewerbekundenbank fortsetzen. Bereits heute sind wir im Markt einzigartig aufgestellt, stark reguliert und haben uns eine Premium-Position erarbeitet. aifinyo verfügt gegenüber den digitalen Wettbewerbern nicht nur über ein größeres Produktportfolio, sondern als Einziger über eine Bafin-Lizenz für Factoring und Leasing sowie eine Inkasso-Lizenz. Mit der ZAG werden wir weitere Payment-Leistungen anbieten können.

www.4investors.de: Ist eine internationale Expansion ein Thema für aifinyo?

Kempf:
Wir kratzen im deutschen Markt erst an der Oberfläche, daher werden wir uns in den nächsten Jahren zunächst auf diesen konzentrieren. Langfristig sehen wir natürlich ein großes Potential in einer internationalen Expansion.

www.4investors.de: Die Konsolidierung des Marktes läuft. Haben Sie Akquisitionsgedanken?

Kempf:
Die Akquisitionen von Decimo und Pagido haben gezeigt, dass aifinyo eine aktive Rolle im Konsolidierungsmarkt spielt und Übernahmen erfolgreich integrieren kann. Das Marktumfeld ist in jedem Fall sehr vielversprechend. Der Bankenmarkt wird sich weiter konsolidieren und Corona hat die Karten nochmal neu gemischt. Die Finanzkrise von 2008 hat gezeigt, dass alternative Finanzierer von einem solchen gesamtwirtschaftlichen Schock überproportional profitieren. Denn Kreditinstitute brauchen mehrere Jahre, um ihre Portfolien und Richtlinien anzupassen. Dies geht zu Lasten des Neugeschäfts. Auf der anderen Seite hat Corona auch viele FinTecs kalt erwischt und der Konsolidierungsdruck ist hoch. Es gibt viele, die ein ähnliches Leistungsangebot aufbauen wollen wie wir. Aber die Investitionen in die nötige Technologie sind eine hohe Eintrittsbarriere und nur wer über eine eigene Software verfügt, kann sich im Wettbewerb abheben und Geld verdienen. Daher wird es sicher Akquisitionsmöglichkeiten geben.

www.4investors.de: Könnte es nach den Kapitalerhöhungen in 2020 auch im laufenden Jahr Finanzierungsrunden geben?

Kempf:
Als Wachstumsunternehmen in einem spannenden Markt schließen wir Kapitalmaßnahmen grundsätzlich nie aus. Zudem würde der erhöhte Freefloat die Attraktivität unserer Aktie für neue – aber auch bestehende – Aktionäre erhöhen.

www.4investors.de: Damit wären wir beim Knackpunkt Börsenliquidität. Wie wollen Sie diese erhöhen?

Kempf:
Wir haben in den vergangenen Monaten die Investor Relations intensiviert und ein positiver Trend ist bei den Aktienumsätzen schon zu erkennen. Das Research von Warburg ist inzwischen öffentlich zugänglich und SMC hat im April die Coverage aufgenommen. Außerdem veröffentlichen wir seit 2020 freiwillig Quartalszahlen. Ich bin zuversichtlich, dass auf Basis eines positiven operativen Newsflows die Börsenumsätze in 12 Monaten auf einem deutlich höheren Niveau sein werden.

www.4investors.de: Analysten erwarten bei aifinyo in 2022 das Erreichen der Gewinnschwelle. Höre ich von Ihnen Widerspruch?

Kempf:
Hören Sie nicht. aifinyo war vor Corona profitabel und ist mit 20 bis 50 Prozent pro Jahr gewachsen. Daran wollen wir anschließen und sind heute besser positioniert als jemals zuvor. Unsere Kundenbasis ist breiter, die wesentlichen Investitionen in unsere digitale Plattform sind abgeschlossen und neue Produkte in der Pipeline. Im ersten Quartal 2021 waren wir beim Umsatz schon wieder auf Vor-Corona-Niveau, obwohl die Freiberufler noch nicht zurück sind.

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