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Aktien: Das „Hedgefonds-Beben” um Gamestop bleibt ein Thema - Börse München

01.02.2021 11:25 Uhr - Autor: Robert Ertl  auf twitter

Robert Ertl, Chef der Börse München, zum Aktienmarkt: „Impulse dürften zudem von der Berichtssaison kommen. Hierzulande legen dabei beispielsweise Deutsche Bank, Infineon und Siemens Zahlen vor.” Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.

Nervosität und Kursverluste: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche eine Berg- und Talfahrt vollführt und letztlich überwiegend nachgegeben. Dabei drückten zum einen verschärfte Lockdowns im Kampf gegen Corona, die Probleme bei den Impfkampagnen sowie schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten wie das Ifo-Geschäftsklima die Stimmung. Zusätzlich ließen aus den USA kommende heftige Kursschwankungen bei einigen Einzelwerten, hier namentlich bei den Titeln von Gamestop, die Anleger unruhig werden. Hintergrund der Kursturbulenzen war ein Ringen zwischen Hedgefonds, die auf fallende Kurse bei dem Computerspielhändler gewettet hatten, und privaten Investoren, die in einem Online-Forum eine Gegenbewegung initiiert hatten. Zwischenzeitlich ging es an den deutschen Börsen in der vergangenen Woche zwar auch merklich aufwärts, der Optimismus hielt aber nie länger an.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor im Wochenvergleich 3,2 Prozent auf 13.432,87 Punkte. Für den ersten Monat 2021 steht damit beim Dax trotz eines starken Auftakts ein Minus von 2,1 Prozent zu Buche. Der MDax gab im Wochenvergleich 1,7 Prozent auf 31.086,78 Zähler ab. Dagegen konnte der TecDax leicht um 0,2 Prozent auf 3.375,67 Punkte zulegen. Hier trieben unter anderem erhebliche Kurssteigerungen bei Varta und Evotec, wobei beide Werte im Wochenverlauf drastisch schwankten. Auch dabei spekulierten Marktteilnehmer teilweise über Eindeckungen von Leerverkäufen durch Hedgefonds. Der m:access All-Share büßte im Wochenvergleich 2,1 Prozent auf 3.144,86 Zähler ein.

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche bei uneinheitlichem Verlauf etwas gestiegen. Unter anderem Spekulationen über Überlegungen der Europäischen Zentralbank, die Zinsen noch weiter zu senken, gaben den Bundespapieren Auftrieb. Dagegen belasteten einige solide Wirtschaftsdaten. Im Wochenvergleich sank die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,51 auf -0,52 Prozent. Die Umlaufrendite ging von -0,53 auf -0,54 Prozent zurück.

Die US-Aktienbörsen haben die vergangenen Handelswoche unter dem Strich spürbare Verluste verzeichnet. Dabei belasteten unter anderem Sorgen vor möglichen Marktverwerfungen als Resultat des Gegeneinanders von Hedgefonds und Privatanlegern, das in der vergangenen Woche Ersteren Milliarden-Dollar-Verluste eingebracht hatte. Der Dow-Jones-Index rutschte im Wochenvergleich um 3,3 Prozent ab auf 29.982,62 Punkte. Auch der breiter gefasste S&P-500-Index fiel um 3,3 Prozent auf 3.714,24 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 reduzierte sich um ebenfalls 3,3 Prozent auf 12.925,38 Punkte.

Ausblick

Auch wenn zu Beginn der aktuellen Woche nach dem deutlichen Minus vom vergangenen Freitag eine Gegenbewegung erwartet wird, insgesamt könnten die Unsicherheit und damit einhergehend die Volatilität an den deutschen Aktienbörsen anhalten. Einerseits ist das Geschehen um Gamestop und andere Werte, von einigen Marktteilnehmer schon als Hedgefonds-Beben bezeichnet, noch nicht zu Ende, die Sorgen vor möglichen weitergehenden Marktverwerfungen könnten also anhalten. Zum anderen bleiben die Corona-Pandemie, die Lockdowns und die Impf-Schwierigkeiten Thema an den Märkten. Hier dürfte es von der Nachrichtenlage abhängen, in welche Richtung sich die Stimmung entwickelt. Die Nervosität dürfte aber auf jeden Fall bleiben, wie auch ein Blick auf die Volatilitätsindizes zeigt. Diese stiegen zuletzt auf den höchsten Stand seit dem vergangenen November, vor der US-Präsidentschaftswahl.

Im Hinblick auf die Pandemie-Auswirkungen dürften auch die anstehenden Konjunkturdaten betrachtet werden. Hier stehen zum einen die Einkaufsmanagerindizes von dies- wie jenseits des Atlantiks im Fokus, die einen Einblick in die aktuelle Stimmungslage geben sollten. Zum anderen zeigen kommende Konjunkturzahlen, allen voran die Arbeitsmarktdaten aus den USA, wie sich Corona und die Folgen zuletzt auf die Wirtschaft ausgewirkt haben.

Impulse dürften zudem von der Berichtssaison kommen. Hierzulande legen dabei beispielsweise Deutsche Bank, Infineon und Siemens Zahlen vor, wobei hier teilweise schon Eckdaten bekannt gegeben wurden. Aus den USA kommen unter anderem Ergebnisse des Google-Mutterkonzerns Alphabet und von Amazon.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Montag. 01.02.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA; Markit PMI Herstellungsindex (USA); Konstruktionsausgaben in den USA
Dienstag, 02.02.: Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA
Mittwoch, 03.02.: Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Verbraucherpreise in der Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA; Markit PMI Gesamtindex (USA); Caixin-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe in China
Donnerstag, 04.02.: Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Werkaufträge in den USA, Arbeitsproduktivität in den USA außerhalb der Landwirtschaft
Freitag, 05.02.: Werkaufträge in Deutschland; US-Arbeitsmarktbericht; Handelsbilanz der USA; Verbraucherkredite in den USA

Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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