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Währungen von Schwellenländern sind in der Corona-Pandemie abgestürzt: Lohnt sich jetzt ein Einstieg? - nextmarkets-Kolumne

03.12.2020 14:56 Uhr - Autor: Manuel Heyden  auf twitter

Manuel Heyden, Mitgründer und CEO von nextmarkets, nimmt in seiner Kolumne auf 4investors die Währungen von Schwellenländern wie der Türkei und Südafrika unter die Lupe. Bild und Copyright: nextmarkets.

Mexiko, Türkei, Südafrika und Brasilien sind als attraktive Urlaubsziele in südlichen Gefilden bekannt. Die Schwellenländer haben aber noch mehr gemein: Der Wert der Währungen schmolz in der Corona-Pandemie wie Eis in Sonne. Und so wie die Touristen ausblieben, nahmen auch Investoren Abstand von Peso, Lira, Rand und Real und den einst solide wachsenden Volkswirtschaften. Teilweise haben die Zahlungsmittel um 50 Prozent gegenüber dem Euro abgewertet.

Nun sind Corona-Impfstoffe im Anflug, die weltweit große Hoffnung machen. So erholen sich nicht nur die geschundenen Aktien von Corona-Verlierern, sondern auch die leidgeprüften Schwellenländer-Währungen. Hinzu kommen andere Faktoren: In der Türkei etwa gab es einen Wechsel des Finanzministers und Notenbankchefs. Mitte November konnte die Türkische Lira die erfolgreichste Woche seit 19 Jahren verbuchen. Allerdings war der vorherige Fall mit minus 26 Prozent seit Jahresanfang gegenüber dem Euro hart und tief. Auch Real, Peso und Rand legten inzwischen wieder deutlich zu. Höchste Zeit also, einen Einstieg in Betracht zu ziehen.

Alles dreht sich um den Impfstoff

Eindeutig getrieben wird der Aufschwung durch die angekündigten Impfstoffe, die eine Erholung der Weltwirtschaft und Touristenströme erhoffen lassen. So schrieb der Chefvolkswirt des internationalen Bankenverbandes „Institute for International Finance (IIF)“, Robin Brooks, auf Twitter: „Ein Impfstoff wird eine Rally der Schwellenländer-Währungen gegenüber dem Dollar entfesseln.“ Für den Euro gilt dies ebenso, auch wenn er derzeit in stärkerer Verfassung als der Dollar ist. Schon registrieren Marktbeobachter eine höhere Risikobereitschaft von Investoren, von der die entsprechenden Währungen profitieren könnten. Die Chancen auf einen Neustart stehen umso besser, da die jeweiligen Volkswirtschaften stärker eingebrochen sind, als jene der USA und der Euro-Zone. Mexikos BIP etwa wird in diesem Jahr um zehn Prozent sinken, das der USA wohl nur um vier. Nur die türkische Konjunktur läuft vergleichsweise gut.

Der Absturz von BIP und Währung liegt auch daran, dass diese Länder viel weniger Möglichkeiten hatten und haben, mit milliardenschweren Maßnahmen ihre Wirtschaft zu stützen. Schließlich werden die Pakete – wie der Staatshaushalt generell, besonders in Krisenzeiten – stark über eine massive Neuverschuldung oder Anleiheverkäufe finanziert. Für beides waren die Rahmenbedingungen eher schlecht, Käufer von hochriskanten Staatsanleihen standen nicht gerade Schlange. Zudem notierten viele Schulden, sowohl von Staat wie Unternehmen, oft in US-Dollar – was angesichts einer weich gewordenen Heimatwährung die Rückzahlung komplizierter und die Kreditlast schwerer macht. All dies wirkte auf Investoren abschreckend. Glück im Unglück: der Dollar schwächelt derzeit. Bleibt dies so, wäre dies ein Vorteil für die Schwellenländer – genauso wie die Abwertung selbst. Sie macht aus Sicht der heimischen Wirtschaft Exporte günstiger und Importe entsprechend teurer.

Schrittweiser Wiedereinstieg

Der Wind hat sich also wieder gedreht – und wagemutige Investoren sollten einen Einstieg in die Währungen oder Staatsanleihen der Schwellenländer erwägen. Die Commerzbank sieht bei der Vierer-Riege die Türkei und Südafrika vorn, zumal sich die Wirtschaft der Türkei überraschend gut im Pandemie-Jahr schlägt. Weitaus besser als viele andere Länder und die eigene Währung allemal. Ende vergangener Woche hat der neue türkische Notenbankchef Naci Agbal denn auch gleich den Zinssatz von 10,25 auf 15 Prozent erhöht. Die Lira wertete sofort auf, was nun auch wieder Kreditrückzahlungen in Fremdwährungen verbessert und der Wirtschaft helfen könnte. Indes hatte die Türkei zuletzt eine Inflationsrate von zwölf Prozent. Die Zinserhöhung sollte die Geldentwertung der Lehre nach dämpfen (ein ausdrückliches Ziel dieser Maßnahme), weil so Kredite verteuert werden. Entscheidend wird nun sein, ob die Märkte wieder Vertrauen in die Geldpolitik fassen. Gerade in der Türkei greift Staatspräsident Erdogan bekanntlich direkt und impulsiv in die Währungspolitik ein. Hohe Zinsen sind ihm ein Gräuel und nach Ansicht von Experten dürfte er diese nur vorübergehend tolerieren. Daher sollte ein Kauf von Währungen oder Staatsanleihen dort wie anderswo zunächst begrenzt sein und dann schrittweise ausgebaut werden.

Autor: Manuel Heyden
(M. Sc. , Jahrgang 1980) ist Mitgründer und CEO von nextmarkets.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne von nextmarkets. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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