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windeln.de: Wachstumsprojekte sollen zweistelliges Umsatzplus ermöglichen

03.02.2020 06:49 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Die windeln.de-Vorstände Matthias Peuckert (CEO) und Nikolaus Weinberger (CFO) im Interview mit der 4investors-Redaktion. Bild und Copyright: windeln.de.

Bei windeln.de läuft derzeit eine Kapitalerhöhung. Bis zu 5,17 Millionen Aktien können von Altaktionären zu je 1,20 Euro bezogen werden. Verschiedene Investoren haben im Vorfeld schon Verpflichtungserklärungen abgegeben. Dazu zählen die Kooperationspartner Bodyguard und Holland at Home. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutern die windeln.de-Vorstände Matthias Peuckert (CEO) und Nikolaus Weinberger (CFO) die Zusammenarbeit mit diesen Partner. Sie sprechen über das Geschäft in China und über die Situation in Europa. Die Prognose für 2020 und 2021 ist im Interview ebenso ein Thema wie der Restrukturierungsplan.


www.4investors.de: Gleich zu Anfang die Frage angesichts der aktuellen Panik rund um das chinesische Corona-Virus, die Sie dieser Tage vielleicht schon zu oft beantworten mussten: Wie sehr beeinträchtigt Sie die Situation in China in ihrem aktuellen Geschäft? Immerhin ist das Land für windeln.de alles andere als unwichtig…

Peuckert:
Auf unseren Hauptverkaufsartikel nach China, Baby-Milchpulver, hat es aktuell keine Auswirkungen. Wir sehen jedoch eine höhere Nachfrage nach bestimmten Hygieneartikeln, die wir auch in unserem China Shop führen. Dadurch, dass einige Flüge nach China gestrichen wurden, müssen wir teilweise Luftfracht umdisponieren.

www.4investors.de: Hatte der Handelskrieg zwischen den USA und China Einfluss auf Ihre Aktivitäten?

Peuckert:
Nein, gar nicht. Unsere Kunden wollen von uns europäische und deutsche Artikel beziehen.

www.4investors.de: Mit Bodyguard und Holland at Home hat windeln.de zwei neue Partner aus Deutschland und den Niederlanden für das China-Geschäft, das jetzt schon den Umsatz mehrheitlich dominiert. Wird windeln.de über den Tag hinaus ein quasi reiner „China-Wert”, oder wo wird sich das China-Geschäft im Verhältnis zum Europa-Geschäft einpendeln?

Peuckert:
Unser China-Geschäft profitiert stark von unseren Lieferantenbeziehungen zu deutschen beziehungsweise europäischen Herstellern, die wiederum von dem Verkaufsvolumen nach China profitieren. Insofern sind beide Regionen, China und Europa, komplementär und somit wichtig für uns. Weiterhin ist es für unsere chinesischen Kunden wichtig von einem Retailer zu kaufen, der mit allen namhaften Herstellern direkt zusammenarbeitet.

www.4investors.de: Welche Synergieeffekte können Sie mit den beiden Partnern im China-Geschäft erreichen? Und wie hoch werden diese ausfallen, wenn sie vollständig umgesetzt sind?

Peuckert:
Über Bodyguard können wir insbesondere Medizin- und Pharmaprodukte beziehen, was insbesondere für den chinesischen Markt attraktiv ist. Über Holland at Home können wir zahlreiche weitere Absatzkanäle nach China nutzen und unsere Produkte verkaufen. Mit beiden können wir einen zusätzlichen Umsatz im niedrigen zweistelligen Millionen Euro-Bereich erzielen.

www.4investors.de: In Europa besteht hoher Konkurrenzdruck im Markt. Wie ist das in China?

Peuckert:
Der Markt in China ist mit rund 15 Millionen Geburten pro Jahr sehr groß, da ist genug Platz für mehrere Player. Wir können bereits auf eine sehr lange und vertrauensvolle Beziehung mit chinesischen Kunden zurückblicken, was sicherlich ein Vorteil ist. Cross-Border E-Commerce, also der grenzüberschreitende Online-Verkauf von Waren, nach China betrug im Jahr 2019 ca. 283 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Insgesamt haben 272 Millionen Kunden über Cross-Border E-Commerce Waren bestellt. Insofern ist der ganze Markt weiterhin sehr attraktiv und bietet sehr viel Raum für weiteres profitables Wachstum.

www.4investors.de: Mit den Partnerschaften geht eine Ausweitung des Sortiments bei windeln.de einher. Wird dies den Druck mildern, ständig neue Kunden zu akquirieren, der das Geschäft mit Babyprodukten prägt? Die Kinder werden ja schließlich älter und fallen damit aus Ihrer Zielgruppe heraus.

Peuckert:
In der Tat. Die Erweiterung des Produktsortiments mit Medizin- und Pharmaprodukten erlaubt uns, unseren Kunden ein breiteres Produktsortiment anzubieten, welches von hohem Interesse für junge Familien ist.

www.4investors.de: Im Zusammenhang mit dem China-Geschäft fallen Gelder auf, die windeln.de aus Umsatzsteuerkorrekturen erhält. Können Sie dies näher erläutern? Und um welche Summen geht es hier nach den 0,9 Millionen Euro aus dem letzten Jahr?

Weinberger:
Vor allem bis zum Jahr 2015 wurde das China Geschäft von windeln.de über so genannte Freight Forwarder in Deutschland abgewickelt, die die Waren an die Kunden in China weitergeschickt haben. Dabei handelt es sich um eine umsatzsteuerfreie Ausfuhr, sodass wir unter Vorlage der entsprechenden Buchungs- und Belegnachweise Umsatzsteuererstattungen geltend machen können. Bisher haben wir 0,9 Millionen Euro erhalten und streben an, mindestens 2,1 Millionen Euro an weiterem Erstattungsvolumen in 2020 zu erhalten.

www.4investors.de: Die Umsatzsteuer kommt der Liquidität von windeln.de zugute, die zudem mit der laufenden Kapitalerhöhung aufgebessert werden soll. Wird dies die endgültig letzte Maßnahme sein, bevor windeln.de Geldzuflüsse aus dem operativen Geschäft verzeichnen wird?

Weinberger:
Wir beabsichtigen im ersten Quartal nächsten Jahres auf Basis des bereinigten EBIT Breakeven zu erreichen. Die Erreichung dieses Ziels bestimmt auch unseren weiteren Kapitalbedarf, wobei wir uns kontinuierlich auch mit alternativen Finanzierungmöglichkeiten auseinandersetzen.

www.4investors.de: Eigentlich wollten Sie in diesen Wochen den Breakeven erreichen, das wurde nun ein Jahr nach hinten verschoben. Ganz überraschend kam dies angesichts der Entwicklungen in China nicht, aber wie konservativ ist dieses neue Ziel jetzt gesetzt?

Weinberger:
Der Hintergrund ist, dass die Umsätze im chinesischen Markt im vergangenen Geschäftsjahr 2019 schwächer ausgefallen sind, als es ursprünglich geplant war und es damit einen niedrigeren Aufsatzpunkt für 2020 gibt. Daher musste das ursprünglich avisierte Ziel, Breakeven auf Basis des bereinigten EBIT, auf das erste Quartal 2021 verschoben werden. Auf der Umsatzseite hatten wir für 2019 höhere Umsatzziele, sind aber zuversichtlich, in 2020, auch durch unsere Vertriebskooperationen mit Holland at Home und Bodyguard, in China zu wachsen und damit den Breakeven auf Basis des bereinigten EBIT bis zum ersten Quartal 2021 zu erzielen.

www.4investors.de: In der aktuellen Situation von windeln.de dürfte die Platzierung der Finanzierungsrunde kein Selbstläufer sein. Was passiert, wenn das Volumen der Kapitalerhöhung nicht komplett platziert werden kann?

Weinberger:
Natürlich möchten wir die Kapitalerhöhung so hoch wie möglich platzieren, aber wir haben gute Voraussetzungen geschaffen, auch mit einem ggf. geringerem Volumen umzugehen: Wir haben seit 2018 die Kostenbasis des Unternehmens signifikant reduziert, 2019 große Fortschritte in Bezug auf unser Nettoumlaufvermögen gemacht und auch in 2020 weitere Effizienzprojekte geplant. Dazu zählt der Umzug des Zentrallagers und das IT-Shop-Outsourcing in Deutschland. Auf der Umsatzseite sehen wir für 2020 ein deutlich zweistelliges Umsatzwachstumspotenzial.

www.4investors.de: In Deutschland und Europa läuft seit einiger Zeit ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm, das den Weg zur Breakeven-Schwelle ebnen soll. Wie hoch sind die Einsparungen, die damit erzielt wurden und wie weit sind die Restrukturierungs-Planungen bereits abgearbeitet? Was steht für 2020 bei Restrukturierungs- und Wachstumsprojekten auf der Agenda?

Weinberger:
Wir haben seit 2018 sowohl die Produktmargen im europäischen Geschäft um einige Prozentpunkte steigern können, als auch den Deckungsbeitrag relativ und absolut verbessern können. Ziel ist es, in allen Märkten einen positiven Deckungsbeitrag, d.h. die Marge nach Wareneinsatz, Fulfillmentkosten und Marketing, zu erzielen. Wir sind dabei auf einem guten Weg.

Wir konnten unsere sonstigen Vertriebs- und Verwaltungskosten bereits von 32,3 Millionen Euro in 2017 auf unter 20 Millionen Euro in 2019 reduzieren und arbeiten kontinuierlich an weiteren Kosteneinsparungen. Effizienzprojekte sind unter anderem das IT-Shop-Outsourcing, das Outsourcing unseres Produktinformationsmanagement (PIM)-Systems, der Umzug des Zentralwarenlagers und die Einführung eines automatisierten Produkt-Orderingtools.

Wachstumsprojekte sind unter anderem die Kooperationen mit Bodyguard und Holland at Home sowie der Ausbau eigener Absatzkanäle in China.

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