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Villeroy + Boch: Klares Versprechen an die Aktionäre - Exklusiv-Interview

16.03.2017 06:58 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Villeroy + Boch Finanzvorstand Markus Warncke im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors de. Bild und Copyright: Villeroy + Boch

In Frankfurt läuft in diesen Tagen die ISH, die internationale Leitmesse für die Sanitärbranche. Dort ist Villeroy + Boch mit einer Vielzahl von Produkten vertreten. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors de erläutert Finanzvorstand Markus Warncke, welche Erwartungen er an die Messe hat. Eine spezielle Rolle spielt dabei das neue Dusch-WC. Warncke geht in dem Gespräch auch auf den Jahresstart ein und spricht über die Dividendenpolitik der Gesellschaft. Die Strategie von Villeroy + Boch, Kapazitätsengpässe und geplante Investitionen sind weitere Themen im Interview mit CFO Markus Warncke.


www.4investors.de: Villeroy + Boch ist über die Stammaktien und den Aufsichtsrat eng mit den Gründerfamilien verbunden. Wie stark sind die Familien tatsächlich in das operative Geschäft oder auch grundlegende Entscheidungen eingebunden? Wie werden die Interessen der vielen Familienaktionäre koordiniert?

Warncke:
Mein Vorstandskollege Nicolas Luc Villeroy führt den Unternehmensbereich Tischkultur und ist damit natürlich voll ins operative Geschäft eingebunden. Die drei Familienmitglieder im Aufsichtsrat entscheiden mit uns zusammen über die strategische Ausrichtung des Konzerns und über bedeutende Investitionen – über diese Personen werden im Wesentlichen auch die Meinungen der insgesamt mehr als 200 Stammaktionäre gebündelt. Man spürt, dass die Familie das Unternehmen finanziell gesund und mit einer vielversprechenden Zukunftsperspektive an die nächste Generation weitergeben will.

www.4investors.de: Villeroy + Boch schüttet „traditionell“ 50 Prozent der operativ erzielten Gewinne aus und gibt eine Garantiedividende für die Vorzugsaktien. Welches Interesse haben die Familienaktionäre an einer solchen Dividendenpolitik, die in schwachen Jahren die Substanz der Gesellschaft belasten könnte?

Warncke:
Wir denken nicht an schwache Jahre, sondern sind grundsätzlich optimistisch und gehen auch in den kommenden Jahren von einer positiven Geschäftsentwicklung aus. Sie dürfen nicht vergessen, dass die Familie in der Vergangenheit auch erhebliche finanzielle Mittel in das Unternehmens investiert hat und somit über die Dividende eine angemessene Rendite auf das eingesetzte Kapital erhält. Ich glaube, dass wir insgesamt eine gute Balance zwischen Ausschüttung, Investitionstätigkeit und Substanzstärkung gefunden haben.

www.4investors.de: Für viele Anleger an der Börse hat die Dividende aufgrund steigender Unsicherheiten und niedriger Zinsen wieder eine höhere Bedeutung bekommen. Gibt es bei ihnen vor diesem Hintergrund Überlegungen, an der Dividendenpolitik zu rütteln?

Warncke:
Nein, wir fühlen uns mit unserer Politik wohl und lassen uns nicht von externen Rahmenbedingungen beeinflussen. Für unsere Aktionäre möchten wir auch gewissermaßen berechenbar sein: Steigt das Konzernergebnis, sollen auch die Anteilseigner durch eine höhere Dividende am Erfolg teilhaben. Dieses Versprechen haben wir in den vergangenen Jahren stets gehalten.

www.4investors.de: Für das Geschäftsjahr 2016 wird die Dividende von 0,49 Euro für 2015 auf 0,53 Euro je Aktie erhöht. Sie rechnen mit bis zu 10 Prozent EBIT-Plus im laufenden Jahr. Können sich ihre Aktionäre auch auf weiter steigende Dividenden einstellen?

Warncke:
Man soll das Fell des Bären ja bekanntlich nicht verteilen, bevor er erlegt ist. Aber Sie haben Recht: Wir rechnen mit einem Umsatzanstieg von 3 Prozent bis 5 Prozent und einem EBIT-Plus von 5 Prozent bis 10 Prozent. Wenn wir diese Ziele erreichen, spricht auch vieles für eine weitere Erhöhung der Dividende.

www.4investors.de: Das erste Quartal ist zu einem größeren Teil bereits vorbei. Wie ist der Start ins neue Geschäftsjahr gelaufen und werden ihre Prognosen untermauert?

Warncke:
Dazu werden wir uns konkret am 24. April äußern, wenn wir die Zahlen für das erste Quartal 2017 präsentieren. Aber so viel vorweg: Der Trend aus dem Vorjahr hält grundsätzlich an, der Bereich Bad und Wellness entwickelt sich also besser als das Tischkultur-Geschäft.

www.4investors.de: Anfang des Jahres hat der Europäische Gerichtshof ihre Rechtsmittel gegen eine Kartellstrafe in Höhe von 71,5 Millionen Euro zurückgewiesen. Gehen sie davon aus, zumindest Teile der Gelder über Schadenersatzansprüche gegenüber früheren Managern wieder zurück zu erhalten?

Warncke:
Ein Satz vorab: Das Urteil betrifft zunächst nur unser Unternehmen und trifft keine Aussage zur Schuld oder Unschuld einzelner Manager. Der Aufsichtsrat bewertet derzeit mit Unterstützung externer Experten die Situation und leitet die rechtlich gebotenen Maßnahmen ab. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

www.4investors.de: Im vergangenen Jahr waren Sie im Bereich Bad und Wellness aufgrund der Nachfrage nach einzelnen Produkten mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert. Sind die Engpässe mittlerweile behoben?

Warncke:
Das Phänomen betraf speziell unsere spülrandlosen DirectFlush-WCs, die sich immer mehr zum Marktstandard entwickeln. Unser Vertrieb musste den Bedarf unterjährig mehrfach nach oben korrigieren, aber irgendwann waren die Kapazitäten unserer Produktionsstandorte einfach erschöpft. Wir haben Extraschichten eingelegt und durch zusätzliche Maschinen die Stückzahl erhöht. Der Kapazitätsausbau wird uns aber auch 2017 begleiten und das Investitionsprogramm im Bereich Bad und Wellness maßgeblich prägen.

www.4investors.de: Für 2017 ist im Vergleich zum Vorjahr ein deutlich höheres Investitionsbudget angesetzt. Ist der angesprochene Kapazitätsausbau auch der Hauptgrund dafür?

Warncke:
Ja, in unserer Sanitärfabrik Mettlach installieren wir derzeit zum Beispiel eine neue Druckgussanlage für die DirectFlush-WCs. Auch in Ungarn und Rumänien stehen ähnliche Investitionen an. Wir passen unsere Infrastruktur nun dem nachhaltigen Nachfrageanstieg an.

www.4investors.de: In diesen Tagen findet in Frankfurt mit der ISH die internationale Leitmesse für die Sanitärbranche statt. Werden die Neuheiten für einen zusätzlichen Schub sorgen?

Warncke:
Das hoffen wir! Unsere Präsentation steht in diesem Jahr ganz im Zeichen der Premium-Kollektionen. Mein persönlicher Favorit ist die Serie Finion mit Waschtischen aus unserem innovativen Werkstoff TitanCeram, der besonders filigrane Designs ermöglicht, hochwertigen Möbeln und einer Badewanne mit einem edlen Beleuchtungskonzept. Ein sehr gutes Gefühl habe ich auch bei unserem neuen Dusch-WC, das von außen gar nicht als solches zu erkennen ist. Glauben Sie mir: In zehn Jahren werden deutlich mehr deutsche Haushalte über solch ein Dusch-WC verfügen, als man heute vermutet.

www.4investors.de: In der Sparte Tischkultur fiel im Jahr 2016 der Umsatz, das EBIT hat sich aber verbessert, weil sie sich etwas anders aufgestellt haben, zum Beispiel mit Rabattaktionen vorsichtiger sind. Bleibt es bei der Strategie, oder besteht weiterer Anpassungsbedarf?

Warncke:
Das Marktumfeld im Bereich Tischkultur ist sicherlich herausfordernd, auch wenn wir uns im Vergleich zum Wettbewerb noch ganz gut schlagen, wie ich finde. Als Management muss man sich manchmal die Frage stellen, ob Wachstum um jeden Preis sinnvoll ist, beispielsweise durch spezielle Rabattaktionen, die dann aber zu Lasten der Marge gehen. Wir haben uns entschieden, mehr auf margenstärkere Handelskanäle zu setzen. Das steigert auch die Anziehungskraft unserer Marke.

www.4investors.de: Noch ein Wort zur Strategie, bitte.

Warncke:
Es wäre unverantwortlich, wenn wir unsere Strategie nicht regelmäßig hinterfragen und schärfen würden. Bieten wir die richtigen Produkte an? Haben wir die richtigen Absatzkanäle im Fokus? Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben mit cleveren Produkten zu Food Trends wie Pizza, Pasta, Barbecue oder Suppe das Angebot an kleineren Sets gestärkt, weil auf der anderen Seite der Bedarf an Komplett-Services sinkt. Außerdem bauen wir unser Geschenkartikelsortiment aus. Das wird sich mittelfristig auszahlen.

www.4investors.de: Welche Ziele haben sie sich für die kommenden Jahre in ihrer E-Commerce-Sparte gesetzt? Welche Herausforderung ist hierbei die Logistik, gerade bei ihrem Produktsortiment mit eher empfindlichen Waren?

Warncke:
Das Thema E-Commerce spielt bislang nur im Bereich Tischkultur eine Rolle. Die Logistik haben wir dabei wirklich gut im Griff und erfreulicherweise sind auch die Retourenquoten – insbesondere im Vergleich zur Mode-Industrie – relativ niedrig. Im vergangenen Jahr haben wir rund 37 Millionen Euro bzw. 12 Prozent des Umsatzes online erwirtschaftet, davon der etwas größere Teil im externen E-Commerce, also mit Online-Handelsplattformen. In diesem Bereich sehen wir auch die größeren Wachstumschancen. Insgesamt halten wir eine Steigerung des E-Commerce-Umsatzes auf mehr als 75 Millionen Euro für möglich.

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