Hilft Maskenpflicht gegen Zombies? - Commerzbank Kolumne
27.08.2020 09:50 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Zunächst sollte vorweg geschickt werden, dass die Frage nicht zu ernst genommen werden sollte. Eine Antwort wird deshalb auch nicht geliefert, vielmehr sind Maskenpflicht und Zombies möglicherweise auch zwei Seiten der gleichen Medaille. Ganz unweigerlich begegnet uns dieser Tage das Gefühl eines Déjà-vus. Nach den Liberalisierungsmaßnahmen im Anschluss an den Lockdown im Frühjahr steigen im Zuge erhöhter Reisetätigkeit und vielleicht auch gestiegener Unachtsam- und Sorglosigkeit nicht ganz unvorhersehbar die Corona-Ansteckungszahlen. Als Folge kommt es wieder zu (zunächst) lokalen Einschränkungen. Auch Teilgebiete verschiedener Reiseländer werden zu Risikogebieten erklärt - mit entsprechenden Folgen für die Heimkehrer. Aber: Wer kann das schon genau nachhalten und kontrollieren? Die Corona-Pandemie zieht sich deutlich länger hin als zunächst erwartet, der Sommer hat keine echte Entspannung gebracht und möglicherweise stehen wir vor erneuten in der Breite einschränkenden Maßnahmen mit deutlichen Folgen für das gesellschaftliche Leben. Besonders betroffen sind schon jetzt und auch weiterhin die Touristikindustrie und das Gastgewerbe. Staatliche Hilfsmaßnahmen, so u.a. die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, verhindern aber den sofortigen „Tod“. Insolvente Unternehmen, man spricht auch von „Zombieunternehmen“, wird erst einmal erspart, Insolvenz anzumelden. Ist der offiziellen Statistik da noch zu trauen? Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man das Gefühl hat, dass den Lebenden die Atemluft genommen wird und die Toten künstlich beatmet werden. Aber auch dieser Vergleich sollte nicht zu ernst genommen werden. Anleihen Der am Montag begonnene Renditeanstieg hat sich gestern fortgesetzt. So stieg die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf minus 0,40%, am Freitag unterschritt sie kurzzeitig minus 0,52%. In dieser Woche gibt es ein hohes Angebot an Staatsanleihen, in Deutschland wurde gestern eine neue 15-jährige mit einem Volumen von 3,5 Mrd. Euro emittiert. EZB-Direktorin Isabel Schnabel verteidigte gestern in einer virtuellen Konferenz die langjährige Negativzinspolitik der EZB. Es sollen die positiven Wirkungen in den vergangenen Jahren überwogen haben. Die EZB hat erstmals 2014 den Einlagenzins unter Null gesenkt. Seitdem müssen die Banken einen Strafzins auf überschüssige Liquidität, die bei der Notenbank geparkt wird, bezahlen. Schnabel betonte, dass die negativen Auswirkungen des Negativzinses für die Banken beherrschbar seien. Die Banken würden vom negativen Einlagenzins profitieren, da sie die Endnachfrage stützten, außerdem sei ein Teil der Bankeneinlage vom negativen Zins freigestellt. Vor allem brauche es aber eine kraftvolle Reaktion der Regierungen auf die Pandemie um positiven Zinsen den Weg zu ebnen. Heute steht die Rede von Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen des virtuellen Notenbanksymposiums in Jackson Hole im Fokus, bei der er die Ergebnisse der Strategieüberprüfung vorstellen dürfte. In den USA stiegen die Aufträge langlebiger Güter im Juli um 11,2% M/M. Am stärksten war der Anstieg bei Transportgütern (+35,6% M/M) aber auch die Aufträge ohne den Transportbereich stiegen stärker als erwartet (+2,4% M/M) und erreichten Vorkrisenniveaus. Die Aufträge weisen auf eine V-förmige Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen hin. Der US-Dollar profitierte aber nur zwischenzeitlich von den guten Zahlen. Die europäischen Aktienmärkte konnten gestern anfänglich noch die Euphorie vom Wochenauftakt aufrechterhalten. Im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Jackson Hole-Notenbanktreffens begaben sich die Marktteilnehmer dann am Nachmittag in Lauerstellung und die Indizes drifteten hauptsächlich seitwärts. Erst mit der Eröffnung in New York kam wieder etwas Dynamik auf. Im deutschen Leitindex Dax standen insbesondere die Aktien von Infineon Technologies (+4,1%) im Fokus. Positiv hoben sich auch die Anteilscheine von BMW (+2,5%) vom übrigen Markt ab, nachdem eine Investmentbank eine optimistische Studie über den Autobauer veröffentlicht hatte. Unter den Branchen im Euroraum konnten sich noch vor der Informationstechnologie (+2,2%) insbesondere die zyklischen Grundstoffe (+2,7%) in Szene setzen. Im allgemein positiven Umfeld tendierten nur die defensiven Sektoren Versorger (-0,3%) und Telekommunikation (-0,4%) schwächer. An der Wall Street sorgten gut aufgenommene Quartalsdaten dafür, dass S&P 500 und Nasdaq 100 bereits zum Handelsstart neue Rekordstände erklimmen konnten. Vor allem die guten Zahlen und der angehobene Jahresausblick von Salesforce (+26,0%) gaben weiteren Auftrieb. Sehr stark präsentierten sich auch Netflix (+11,6%) und Adobe Systems (+9,1%). Im unteren Bereich des marktbreiten S&P 500 fanden sich hingegen die Titel der Kreuzfahrtgesellschaften Carnival (-3,8%) und Norwegian Cruise Line (-6,2%) wieder. Im Sog von Salesforce stiegen die Aktien von Microsoft (+2,2%) auf ein neues Hoch und standen so an der Spitze des Dow Jones. Noch vor IT (+2,1%) waren Kommunikationsdienste (+3,7%) die stärkste Branche. Die asiatischen Börsen ließen sich von dieser Tech-Euphorie nicht anstecken und tendieren heute Morgen uneinheitlich. Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
Euroraum: M3-/Kreditwachstum (Juli), 10:00 Uhr
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USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
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