Am Morgen: Daimler, TUI, Tesco und Konjunkturdaten im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die Aufträge in der deutschen Industrie sind im August unerwartet stark eingebrochen. Die Bestellungen gingen um 7,7% gegenüber dem Vormonat nach unten, der größte Einbruch seit April 2020. Volkswirte waren lediglich von einem leichten Rückgang ausgegangen. Allerdings waren die Bestellungen in den Vormonaten Juli (+4,9%) und Juni (+4,6 %) von kräftigen Anstiegen geprägt. Auch die Betriebsferien der Autobauer, die in den August fielen, dürften ebenfalls zum Minus beigetragen haben. Gemessen am Februar 2020, dem letzten Vor-Corona-Monat, liegen die Aufträge noch immer um 8,5% höher. „Insgesamt lagen die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe immer noch auf hohem Niveau”, betonte das Bundeswirtschaftsministerium. Im Einzelnen gab es bei der Auslandsnachfrage ein Minus von 9,5%, die Inlandsnachfrage ging um 5,2% zurück.
Fachkräftemangel auf deutschen Baustellen: Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts gaben im Hochbau im September 33,5% (Aug.: 30,0%) der Betriebe Probleme bei der Suche nach Fachkräften an, im Tiefbau lag die Quote sogar bei 37,9% (Aug.: 36,5%). „Neben Materialengpässen wird auch der Fachkräftemangel immer mehr zum Problem für die Bauwirtschaft. Und das bei vollen Auftragsbüchern”, hieß es vom Ifo-Institut.
Rentenmarkt
Deutsche Staatsanleihen haben sich zur Wochenmitte per Saldo nur wenig bewegt. Während auf der einen Seite die steigenden Inflationserwartungen belasteten, sorgten schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten für Entlastung. US-Treasuries haben im Handelsverlauf ins Plus gedreht.
Aktienmarkt
Zur Wochenmitte ging es am deutschen Aktienmarkt auf breiter Front gen Süden. Dabei konnten sich die Indizes aber zumindest wieder etwas von den Tagestiefstständen erholen. Die Belastungsfaktoren waren u.a. erneut die Inflationssorgen im Zusammenhang mit hohen Energiepreisen und die Krise bei Evergrande. Hinzu kamen wenig erbauliche Auftragseingangsdaten für die deutsche Industrie. DAX -1,46%, MDAX -2,14%, TecDAX -2,11%. Eine mögliche Einigung bei der Schuldenobergrenze und die Ankündigung Russlands, die Gaslieferungen auszuweiten, sorgten an den US-Börsen am Ende für eine positive Stimmung. Dow Jones +0,30%, S&P-500 +0,41%, Nasdaq Comp. +0,47%. Der Nikkei-225 steigt aktuell auf 27.754 Zähler (+0,82%).
Unternehmen
Der Absatz der Daimler-Tochter Mercedes-Benz ist in Q3 vom Halbleitermangel gebremst worden. Wie der Autobauer mitteilte, brach der Fahrzeugabsatz um mehr als 30% auf 428.361 Einheiten ein. Vor allem im September habe sich der Chip-Mangel ausgewirkt, hieß es weiter. Der Vorstand rechne damit, dass auch in den kommenden Quartalen die Lieferung von Halbleitern volatil bleibe, teilte Mercedes-Benz mit. In den ersten neun Monaten stiegen die Auslieferungen um 3% auf rund 1,6 Millionen. Dabei verbesserte sich der Absatz von Plug-in-Hybrid- und Elektrofahrzeugen um rund 143% auf 184.369 Einheiten und erzielte damit einen Rekordwert.
Die TUI beschafft sich über eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten etwa 1,1 Mrd. EUR frisches Geld. Der Konzern wolle damit seine KfW-Kreditlinie auf null zurückfahren. Der mit 32% größte Anteilseigner Unifirm habe zugesagt, seine gesamten Bezugsrechte auszuüben, hieß es von der TUI. Der Reisekonzern teilte zudem mit, dass sich dank der wachsenden Reiselust die Zahl der Kunden im Zeitraum Juli und August auf 2,6 Millionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelt habe.
Großbritanniens größte Handelskette Tesco hat im ersten Halbjahr die Erlöse auf 27,33 (26,65) Mrd. GBP steigern können. Dabei kletterte der bereinigte Betriebsgewinn auf 1,458 (1,037) Mrd. GBP. Angesichts der starken Zahlen der ersten sechs Monate wird der Vorstand für das Gesamtjahr optimistischer und erwartet nun einen bereinigten Betriebsgewinn von 2,5 bis 2,6 Mrd. GBP.
Devisen
Schwächere Einzelhandelsdaten aus der Euro-Zone und deutliche Bremsspuren bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie haben den Euro in Richtung 1,155 US-$ gedrückt.
Öl / Gold
Die Ankündigung von Russlands Präsident Putin, die Gaslieferungen nach Europa zu erhöhen, hat die Ölpreise geschwächt. Gold konnte sich in etwa auf dem Niveau des Vortages halten.