Am Morgen: Evergrande, Deutsche Bank und Lufthansa im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im August so stark gestiegen wie seit 1974 nicht mehr. Die Hersteller haben ihre Preise um 12,0% (Juli: +10,4%) zum Vorjahresmonat angehoben, teilte das Statistische Bundesamt mit. Volkswirte waren im Schnitt nur von einem Plus von 11,4% ausgegangen. Neben dem Preistreiber Energie (+24,0%) verteuerten sich vor allem Vorprodukte wie Holz und Stahl. Gegenüber dem Vormonat gab es einen Anstieg um 1,5% (erwartet: +0,8%).
Das deutsche Gastgewerbe hat im Ferienmonat Juli einen Umsatzsprung hingelegt, was vor allem auf die Corona-Lockerungen und dem dadurch wieder anziehenden Tourismus zurückzuführen war. Gaststätten, Restaurants, Caterer sowie Hotels und andere Beherbergungsbetriebe erhöhten ihre Erlöse preisbereinigt um 20,8% gegenüber dem Vormonat. In der Einzelbetrachtung gab es bei Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen ein Plus von 36,1%, während in der Gastronomie der reale Umsatz um 13,7% zum Vormonat stieg.
Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) rechnet für das laufende Jahr -trotz Materialknappheit und gestörter Lieferketten- mit einem Exportwachstum um real 8,5%. „Der Handel mit den EU-Partnerländern und den USA läuft ausgesprochen gut”, hieß es. Dennoch bleibt der BDI vorsichtig und senkt seine Prognose für das Wachstum des BIP auf 3% (bisher: 3,5%).
Rentenmarkt
Deutsche Staatsanleihen waren am Montag angesichts schwacher Aktienmärkte gefragt und konnten merklich zulegen. Aufgrund der sehr schlechten Stimmung an den Aktienbörsen waren sichere Alternativen gefragt. US-Staatsanleihen verzeichneten somit deutliche Kursgewinne zum Wochenstart.
Aktienmarkt
Den Start des neuen deutschen Leitindex mit 40 Titeln kann man durchaus als vermasselt bezeichnen. Das lag aber weniger an den neuen DAX-Mitgliedern als vielmehr an der sich zuspitzenden Krise beim chinesischen Immobilienkonzern Evergrande. Bankentitel wurden gestern generell besonders abgestraft. Das spürte auch die Deutsche Bank und fand sich mit einem Minus von 7,7% auf dem letzten Platz im DAX wieder. Im MDAX profitierte Lufthansa (+5,5%) von der geplanten Kapitalerhöhung, um die Abhängigkeit vom Staat zu verringern. DAX -2,31%, MDAX -1,40%, TecDAX -1,40%.
Die Schieflage des chinesischen Immobilien-Entwicklers Evergrande und Sorgen um die weitere Entwicklung der Konjunktur haben die US-Börsen am Montag deutlich belastet. Dow Jones -1,78%, S&P-500 -1,70%, Nasdaq-Comp. -2,19%. Zu den größten Kursverlierern zählten Technologie-Aktien wie Microsoft, Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Tesla, die zwischen 1,5 und 4% nachgaben. Nikkei-225 aktuell leichter bei 29,958,90 Punkten.
Unternehmen
Die Lufthansa plant eine Kapitalerhöhung um 2,14 Mrd. EUR und will damit den Bund als Miteigentümer wieder weitgehend loswerden. Die Kapitalmaßnahme soll noch vor der Bundestagswahl starten, teilte der Airline-Konzern mit. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesregierung hatte die Fluggesellschaft wegen des in der Corona-Krise brachliegenden Luftverkehrs mit einer milliardenschweren Eigenkapitalspritze gestützt. Nun will sie mit dem erwarteten Erlös der Kapitalerhöhung die beiden Stillen Einlagen des WSF, von denen sie 2,5 Mrd. EUR in Anspruch genommen hat, bis Ende des Jahres zurückgezahlt haben.
„Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir das Stabilitätspaket nur so lange in Anspruch nehmen werden, wie es notwendig ist”, sagte Lufthansa-Chef Spohr. Wegen der weltweiten Impffortschritte und der Aufhebung von Reisebeschränkungen spürt die Lufthansa eine anziehende Nachfrage. „Ausgehend von der operativen Entwicklung im Juli und August wird das Adjusted EBIT (ohne Restrukturierungsaufwendungen) in Q3 voraussichtlich positiv ausfallen”, hieß es.
Devisen
Der Abwärtstrend beim Euro ging auch zum Wochenstart weiter. Deutliche Kursverluste an den Aktienmärkten ließen die Anleger den US-$ bevorzugen.
Öl / Gold
Angesichts der trüben Aktienmarktstimmung ist es auch für die Ölpreise deutlicher nach unten gegangen. Auch die schlechte Aktienmarktstimmung kann Gold nicht aus der Lethargie befreien. Dagegen macht sich die starke US-Währung negativ bemerkbar.