Am Morgen: Daimler, Sartorius und Shop Apotheke im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Negative Überraschung bei den deutschen Industrieaufträgen: Die Orders der dt. Industrie sind im Mai um 3,7% gegenüber dem Vormonat zurückgegangen und damit so stark eingebrochen wie seit dem ersten Lockdown 2020 nicht mehr. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg von 1,0% gerechnet. Allerdings wurde der April-Wert von -0,2% auf +1,2% deutlich nach oben korrigiert. Während die Aufträge aus dem Inland um 0,9% anzogen, brachen die Auslandsorders um 6,7% ein.
Kurzarbeiterzahl in Deutschland geht deutlich zurück: Im Juni ist die Zahl der Kurzarbeiter mit 1,5 (Vormonat: 2,3) Millionen Menschen auf den tiefsten Stand seit Beginn der Corona-Krise gefallen, wie das Ifo-Institut mitteilte. Im Juni waren noch 4,5% (Mai: 6,8%) der abhängig Beschäftigten in Kurzarbeit.
Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im Juli erfreulich entwickelt: Demnach sanken zwar die ZEW-Konjunkturerwartungen den zweiten Monat in Folge leicht auf immer noch sehr hohe 63,3 (Vormonat: 79,8) Saldenpunkte, gleichzeitig hat sich die aktuelle Lage mit 21,9 (-9,1) Zählern aber erheblich verbessert. Das Ergebnis der ZEW-Umfrage ist damit als positiv zu bezeichnen.
Der ISM Services PMI musste im Juni einen gewissen Rückgang hinnehmen. Mit weiterhin starken 60,1 Punkten wird dennoch ein deutliches Anziehen der ökonomischen Aktivität bei den US-Dienstleistungsunternehmen angezeigt. Allerdings offenbart sich immer klarer, dass der akt. Wirtschaftsaufschwung in den USA an die Kapazitätsgrenzen zu stoßen beginnt.
Rentenmarkt
Die überraschend schwachen heimischen Industrieaufträge haben bei dt. Staatsanleihen für deutlichen Auftrieb gesorgt. Auch US-Treasuries wiesen Kursgewinne auf und profitierten dabei von den schwächeren Wirtschaftsdaten.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Berichtstag uneinheitlich entwickelt. Während der DAX unter den schwachen deutschen Konjunkturdaten litt, konnte sich der TecDAX verbessern. DAX -0,96%, MDAX +0,03%, TecDAX +0,98%. Auch an der Wall Street tendierten die Indizes uneinheitlich. Standardwerte gaben unter dem Eindruck sich abschwächender Konjunkturdaten nach, für Tech-Werte ging es leicht bergauf. Dow Jones -0,60%, S&P-500 -0,20%, Nasdaq-Comp. +0,17%. Nikkei-225 akt. deutlich tiefer bei 28.277 Punkten (-1,28%).
Unternehmen
Der Chip-Mangel und der damit einhergehende Produktionsausfall hat bei der Daimler-Fahrzeugtochter Mercedes-Benz den Absatz in Q2 behindert. Auch im 2. Halbjahr werde sich dies negativ auf den Absatz auswirken, teilte der Autobauer mit. In Q2 lieferte Mercedes weltweit 581.201 Fahrzeuge und damit 27% mehr aus als im Vorjahresquartal, welches unter den Corona-Beschränkungen litt. Im Halbjahr setzte der Autohersteller 1,16 Mio. Einheiten ab, ein Plus von 24,3%.
Der Laborausrüster Sartorius erwartet für das 1. Halbjahr ein starkes Ergebnis und hebt seine Prognose für das Gesamtjahr an. Das Unternehmen rechnet nun mit einem Wachstum der Erlöse von rund 45% (bisher: 35%) und einer operativen EBITDA-Marge von etwa 34% (bisher: etwa 32%). Für die ersten sechs Monate geht Sartorius von einem Umsatzwachstum in konstanten Wechselkursen von rund 60% und einer operativen EBITDA-Marge von etwas über 34% aus.
Shop Apotheke konnte den Umsatz im 1. Halbjahr um 14,9% auf 534 Mio. EUR steigern, wobei sich das Wachstum in Q2 verlangsamt hat. Für das 2. Halbjahr gibt sich das Unternehmen vorsichtig: Ein aktuell angespannter Arbeitsmarkt und der Umzug an einen neuen Standort sorgen für eine vorübergehend reduzierte Logistikkapazität, hieß es. Die bisherige Prognose für das lfd. Geschäftsjahr mit einem Wachstum von ca. 20% und einer ber. EBITDA-Marge von 2,3 bis 2,8% stellt daher eine Herausforderung dar. Ob die Prognose angepasst werden müsse, hänge von der Entwicklung der nächsten Wochen ab, hieß es.
Devisen
Nach einem positiven Start gab der Euro im Verlauf nach und wurde dabei durch die schwachen dt. Wirtschaftsdaten belastet.
Öl / Gold
Nach neuen Mehrjahreshochs sind die Ölpreise am Nachmittag unter Druck geraten. Hintergrund war die Unsicherheit nach den abgebrochenen Opec+-Gesprächen. Gold hat die Marke von 1.800 US-$ übertreffen und damit den seit drei Wochen existierenden Seitwärtstrend verlassen können.