Am Morgen: Deutsche Wohnen, Vonovia, RTL, Immofinanz und S Immo im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die deutschen Importpreise sind im Mai so stark gestiegen wie seit der zweiten Ölkrise 1981 nicht mehr. Die Einfuhrpreise haben sich um 11,8% zum Vorjahresmonat verteuert, teilte das Stat. Bundesamt mit. Der starke Anstieg geht vor allem auf die Entwicklung bei der Energie zurück, die im Vorjahr aufgrund der CoronaRezession ein außerordentlich niedriges Preisniveau hatte. Erdöl verteuerte sich mit 135% besonders stark, ebenso Mineralölerzeugnisse mit gut 71% und Erdgas mit fast 100%. Strom kostete im Import fast 200% mehr. Ohne Berücksichtigung der Energie stiegen die Einfuhrpreise im Mai um 6,0%. Aber auch Vorleistungsprodukte verteuerten sich mit 15,4% überdurchschnittlich.
Die Corona-Krise hat die Löhne in Deutschland auch Anfang2021 gedrückt. Die Nominallöhne lagen in Q1 um 0,7% unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Da die Inflation in der gleichen Zeit um 1,3% zulegte, ergibt sich ein realer (preisbereinigter) Verdienstrückgang von 2,0%. „Die gesamtwirtschaftliche Lohnentwicklung in Q1 war – anders als im Vorjahresquartal – durch den vermehrten Einsatz von Kurzarbeit aufgrund der Corona-Pandemie beeinflusst”, hieß es vom Stat. Bundesamt.
Die Schulden der öffentlichen Haushalte sind durch die Corona-Krise in neue Höhen vorgedrungen. Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung standen zum Ende von Q1 mit gut 2,2 Bio. EUR in den Miesen. Die öffentliche Verschuldung stieg damit zum Ende des Vorquartals um 1,5% oder 33,6 Mrd. EUR, binnen Jahresfrist waren es 12,8% oder 250 Mrd. EUR mehr.
Rentenmarkt
Deutsche Staatsanleihen haben die am Freitag erlittenen Verluste wieder wettgemacht. Anleger machen sich Sorgen um die Ausbreitung der Virus-Delta-Variante. Auch die Kurse von US-Staatsanleihen erwischten einen freundlichen Wochenstart. Sie bauten ihre moderaten Gewinne zum Handelsstart sogar noch etwas aus.
Aktienmarkt
Nach den Gewinnen der Vorwoche startete der deutsche Aktienmarkt verhalten in die neue Woche. Zunehmende Sorgen bereitete vor allem die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Europa. Außerdem erwarten Anleger Konjunkturdaten in dieser Woche, die neue Hinweise zum Inflationsdruck geben könnten. DAX -0,34%, MDAX -0,56%, TecDAX +0,54%. Im Dax gerieten Aktien zyklischer Unternehmen unter Druck. Besonders betroffen waren die Automobilwerte. In Erwartung von Firmenbilanzen und wichtigen Arbeitsmarktdaten in dieser Woche hielten sich die Investoren an der Wall Street insgesamt zurück. Dennoch fiel auf, dass sie den Standardwerten den Rücken kehrten und in Technologiewerte umschichteten. Dow Jones +0,15%, S&P-500 +0,23%, Nasdaq-Comp. +0,98%. Nikkei-225 schwächer bei aktuell 28.783,56 Punkten.
Unternehmen
Das Kartellamt hat die geplante Fusion der Wohnungskonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen genehmigt. „Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigen keine wettbewerbsrechtliche Untersagung”, erklärte Kartellamt-Präsident Mundt.
Das Arrondieren der Geschäfte beim Medienkonzern RTL geht in die nächste Runde: Nach Frankreich und den Niederlanden sortiert RTL nun auch sein Belgien-Geschäft neu und verkauft RTL Belgium für 250 Mio. EUR an die belgischen Medienfirmen DPG Media und Groupe Rossel. Der Abschluss des Deals soll in Q4 erfolgen. RTL-Chef Rabe will die Fernsehbranche in Europa auf Länderebene konsolidieren. In Frankreich legt RTL seine TVTochter M6 mit dem Fernsehkonzern TF1 zusammen, in den Niederlanden fusioniert RTL sein Geschäft mit Talpa Network.
Der Wiener Immobilienkonzern Immofinanz gibt den Übernahmekampf um den Rivalen S Immo auf. In der Hauptversammlung der S Immo in der vergangenen Woche hätten rund 61% des vertretenen Aktionärskapitals für die Abschaffung des Höchststimmrechts gestimmt. Nötig für einen Beschluss wären jedoch 75% gewesen.
Devisen
Der Euro hat sich bei nur geringer Bewegung in der Nähe des Vortagesniveaus gehalten.
Öl / Gold
Die Ölpreise litten unter der verstärkten Ausbreitung der DeltaVariante des Corona-Virus. Gold notierte etwas freundlicher.