Die „Durchführungsverordnungen“ des Präsidenten werden vermutlich… - nicht durchgeführt! - Commerzbank Kolumne
Der US-Präsident hat vier sogenannte „Executive Orders“ (EO, deutsch „Durchführungsverordnung“) angekündigt, die zum Ziel haben, die Preise vor allem von Arzneimitteln zu senken. Beispielsweise soll den Bundesstaaten, Großhändlern und Apotheken erlaubt werden, Arzneimittel aus dem Ausland zu importieren. Zudem sollen insbesondere Insulin (eine Einheit kostet rund das Vielfache des Preises im Vergleich zu Deutschland!) und die entsprechenden Injektionssysteme günstiger werden. Viele Details, wie der Zeitplan für die Umsetzung oder der konkrete Umsetzungsprozess, sind jedoch noch unklar. Executive Orders sind darüber hinaus kein Gesetz. Der Umsetzungsprozess kann zwar beschleunigt werden, dies erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit einer gerichtlichen Anfechtung. Es ist u. E. recht unwahrscheinlich, dass die vier EOs umgesetzt werden können. Die Ankündigung hat u. E. reinen Symbolcharakter hinsichtlich der Präsidentschaftswahl, Auswirkungen auf die Margen der Pharmaindustrie erwarten wir - mangels einer Umsetzung der EOs - nicht.
Sorgen bereitet uns derzeit u.a., dass die Gewinne in der Branche zuletzt insgesamt gesunken sind, viele Aktienkurse dieser Unternehmen spiegeln dies unser Meinung nach jedoch nicht entsprechend wider. Zweifellos gibt es einige Konzerne im Sektor, die sich momentan einer erhöhten Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen erfreuen. Mehrheitlich gilt dies allerdings nicht, wie die gerade laufende Berichtssaison für das zweite Quartal aufzeigt. Auch die überwiegend positiven Ausblicke sollte man kritisch hinterfragen. Beispielsweise haben einige US-Gouverneure angekündigt, dass sie Einschnitte im Gesundheitsbudget des jeweiligen Bundesstaates planen. Dies dürfte schon wesentlich wahrscheinlicher Spuren im operativen Geschäft der Konzerne hinterlassen. Relativ steht die Branche aber immer noch besser da als viele andere!
Anleihen
China: PMI Dienstleistungen Caixin, 03:45 Uhr
Euroraum: PMI Dienstleistungen (Juni), 10:00 Uhr
Euroraum: Einzelhandelsumsätze (Juni), 11:00 Uhr
USA: ADP-Beschäftigung (Juli), 14:15 Uhr
USA: ISM-Index nicht verab. Gewerbe (Juli), 16:00 Uhr
Der Euro gab gestern zeitweise deutlich nach, ging aber über der Marke von 1,18 US-Dollar aus dem Handel. Gold war weiterhin gefragt und erreichte ein neues Rekordhoch über 2.000 US-Dollar je Feinunze. Heute Morgen stieg der Preis über 2.030 US-Dollar. Die Renditen von Bundesanleihen gingen gestern deutlich zurück. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel gestern wieder auf minus 0,56%. Noch stärker fielen sie in der Euro-Peripherie wie Italien, Spanien und Portugal. Hintergrund war eine Rede von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane. Er hat gestern vor einer zu optimistischen Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Erholung gewarnt. Der jüngste weltweite Anstieg der Neuinfektionen werde die Konsumlaune und Stimmung in den Unternehmen noch für einige Zeit belasten. Es werde noch eine geraume Zeit dauern, bis sich die Wirtschaft vollständig unter der Coronakrise erholt habe Daher sei weiterhin eine deutliche Unterstützung durch staatliche Maßnahmen und durch die Geldpolitik notwendig. Die EZB will das Kaufprogramm PEPP bis Mitte nächsten Jahres fortführen. Im Moment sieht es eher so aus, als würde die EZB das Kaufprogramm im Herbst noch einmal erweitern. Vor einiger Zeit hatten EZB-Politiker noch betont, dass das Kaufprogramm möglicherweise nicht ganz ausgeschöpft werde. In den USA gehen die Gespräche über ein zweites Fiskalpaket zwischen Republikanern und Demokraten weiter. Sie sollen diese Woche abgeschlossen und nächste Woche darüber im US-Kongress abgestimmt werden. Am 15. August will die USA und China die Einhaltung des Phase-Eins-Deals überprüfen.
Aktien
Zwischenberichte Unternehmen Q2:
Deutschland: Allianz, BMW, Commerzbank, Continental, Deutsche Post, Hannover Rück, MorphoSys, Norma, Vonovia
Sonst. Europa: Ahold-Delhaize, Legal & General
Nach den deutlichen Kursgewinnen zum Wochenbeginn verzeichnete der deutsche Aktienmarkt am Dienstag moderate Gewinnmitnahmen. Der Dax verlor letztlich 0,4%. Etwas besser lief es an anderen europäischen Börsen: Der EuroStoxx 50 endete mit einem Zuwachs von 0,2%, in Mailand legte der MIB 30 sogar 1,3% zu. Beste Branche im Stoxx 600 war Energie (+2,3%), Telekommunikation legte 1% zu. Fest waren auch südeuropäische Bankentitel mit Gewinnen bis 5%. Dagegen schwächte sich Gesundheit um 1,2% ab. Bester Wert im DAX war nach den heftigen Verlusten des Vortages MTU (+5,7%). Infineon und die Autotitel kamen jeweils über 2% voran. Bei Bayer (-2,7%) überzeugte die Zahlenvorlage nicht. Ähnliches traf auf „Highflyer“ Teamviewer (-7,6%) im MDAX zu. In den USA handelten die Aktienmärkte nur wenig verändert aber in der Pluszone. Die Hoffnung auf eine Einigung über ein neuerliches Corona-Hilfspaket stützte. Der Dow Jones schnitt aufgrund der Avancen von Zyklikern und Ölwerten mit +0,6% am besten ab, S&P 500 und die Nasdaq endeten jeweils 0,4% im Plus. Bester Titel im Dow Jones war Dow (+3,1%) dicht gefolgt von Exxon (+2,9%) und Chevron (+2,0%). Bei den Technologiewerten ragte Chiphersteller AMD (+9,5%) heraus. Microsoft gab nach den Vortagesgewinnen 1,5% ab, nach der Kaufbereitschaft für die USAktivitäten der chinesischen Video-Plattform TikTok. In Asien liegen die Märkte heute uneinheitlich. Korea liegt mit 1,2% an der Spitze. In Japan und China sind die Indizes nahezu unverändert. Für Europa steht eine freundliche Eröffnung inmitten eines großen Zahlenreigens an.