Deutsche Auftragseingänge und Produktion erholen sich zwar, enttäuschen aber - Commerzbank Kolumne
Nach dem Einbruch im März und April sind die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Mai kräftig um 10,4% M/M gestiegen. Der starke Zuwachs hat aber bei weitem nicht ausgereicht, den vorhergehenden starken Rückgang wieder auszugleichen. Man hatte auch mit einem stärkeren Zuwachs gerechnet. Damit sind die Orders immer noch 30% niedriger als im Februar bzw. dem Vorkrisenniveau. Dies weist daraufhin, dass es lange brauchen wird, bis die Industrieproduktion wieder zu ihrem Ausgangsniveau zurückkehren wird. Die Produktion legte im Mai nur um 7,8% M/M zu und liegt noch 19,3% unter dem Vorjahresniveau.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Mai), 08:00 Uhr
USA: Stellenangebote (Mai), 16:00 Uhr
Der private Konsum scheint sich insgesamt schneller zu erholen als die Produktion. Darauf weisen die Einzelhandelsumsätze in Deutschland hin, die vergangene Woche für Mai mit einem Plus von 13,9% M/M (nach -6,5% M/M) überraschend hoch gemeldet wurden. Für den Euroraum wurde gestern für die Umsätze ein Anstieg von +17,8% M/M gemeldet, die damit zwei Drittel des Rückgangs von 21% zwischen Februar und April aufgeholt haben. Die Auftragseingänge in Deutschland erholten sich mit +10,4% M/M im Mai zwar dynamisch, erwartet hatte man aber mit gut 15% deutlich mehr. Auch die Industrieproduktion blieb mit +7,8% M/M heute Morgen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Sie lag damit im Mai noch um 19,3% unter dem Vorjahresniveau (siehe dazu im Blickpunkt). In den USA stieg der ISM-Index für das nicht verarbeitende Gewerbe von 45,4 auf 57,1 Punkte stärker als erwartet. Er hat damit nahezu das Vorkrisenniveau erreicht. Während der Coronakrise ist der Index mit 41,8 Punkten auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2009 abgesackt. Der US-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen von Markit erholt sich von 37,5 auf 47,9 Punkte ähnlich stark, liegt aber noch unter 50 Punkte und unter dem Niveau von Jahresbeginn. Die Finanzmärkte spielen weiter die Konjunkturerholungen und waren auch zu Wochenanfang in guter Verfassung. Die Renditen von Bundesanleihen starteten mit leichten Kursverlusten in die neue Woche. Nach einer Zwischenerholung kamen sie am Nachmittag durch schwache Vorgaben aus den USA wieder etwas unter Druck. Für die gute Entwicklung an den Aktienmärkten hielten sich die Bundesanleihen aber vergleichsweise gut. Im Euroraum gingen die Spreads zu Bundesanleihen weiter zurück. Der Euro überwand gestern wieder die Marke von 1,13 US-Dollar
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Mit deutlichem Rückenwind aus China – der CSI 300 mit einem Fünfjahreshoch – sind die europäischen Aktienmärkte zum Wochenauftakt schwungvoll gestartet. Reichlich Notenbankliquidität, Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff gegen Covid-19 sowie gute Konjunkturdaten beflügelten. Die deutsche Industrie dürfte das Schlimmste überstanden haben. Im frühen Handel konnte der Dax 30 +1,9% zulegen und der EuroStoxx 50 zeigte +2,0%. Letztendlich schloss der Dax 30 bei rd. 12.733 Punkte (+1,6%). Spitzenreiter im Euroraum war Spanien (+2,0%). Den letzten Rang belegte die Schweizer Börse (+1,2%). Insbesondere Finanzwerte waren gefragt. So lag die Deutsche Bank (+3,9%) im Dax 30 auf Rang 1, Beiersdorf (-1,9%) hinten vor Wirecard (-20,6% bzw. 2,56 EUR). Der MDax zeigte +1,7%, wobei die Commerzbank mit +7,5% den Spitzenplatz belegte, dagegen bildete Scout24 (-0,1%) das Schlusslicht. Der EuroStoxx50 gewann 1,7%. BBVA (+5,1%) und Banco Santander (+4,9%) belegten die vordersten Ränge. Danone lag mit -0,4% auf dem letzten Platz. Der marktbreite Stoxx Europe 600-Index legte +1,6% zu. Finanzwerte punkteten mit +2,3%, während Versorger mit +0,5% den geringsten Zuwachs zu verbuchen hatten. Nach dem langen Wochenende legte auch die Wall Street einen starken Wochenauftakt hin. Eine Kursrally zeigten v.a. Technologiewerte: Der Nasdaq 100 erklomm ein neues Allzeithoch mit gut 10.600 Punkten (+2,5%), an der Spitze lag Tesla (+13,5%). Der Dow Jones stieg um +1,8% auf über 26.000 Punkte und der S&P500 um +1,6%. Gesucht waren v.a. Gesundheits- (+1,2%) und Finanztitel (+1,1%). In Asien war die Entwicklung uneinheitlich. Während der Nikkei 225 leicht auf rd. 22.615 (-0,4%) abgab, steigen Chinas Festlandaktien (CSI 300-Index) weiter. Heute dürfte der Dax 30 etwas verschnaufen.