Steinhoff Internationals Aktie ist die „Wirecard des SDAX” - erneuter Milliardenverlust
In den Indizes der DAX-Familie findet sich mit Wirecard nicht nur ein Unternehmen, das mit einem Bilanzskandal zu kämpfen hat. Im SDAX vegetiert die Aktie von Steinhoff International vor sich hin - tief im Pennystock-Niveau, aktuell ganze 5 Cent wert, im heutigen Tagesverlauf auch schon einmal nur 4 Cent. Schon seit Ende 2017, als eine milliardenschwere Bilanzfälschung bei dem niederländisch-südafrikanischen Einzelhandelsunternehmen mit Wurzeln im Westfälischen aufgedeckt wurde, stemmt sich das neue Management gegen die Folgen der Bilanzakrobatik der früheren Vorstände. Hierzulande war die Gesellschaft früher unter anderem durch die Möbelkette poco bekannt - die Tochter ist allerdings längst verkauft, eine der vielen Rettungsmaßnahmen des Konzerns gegen die Pleite. Heute gehören unter anderem noch die südafrikanische Pepkor zum Portfolio, in Europa sind vor allem die britische Poundland und Pepco sowie die französische Conforama bekannt.
Noch immer ist man mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und steht finanziell trotz stillhaltender Gläubiger auf wackligen Beinen, wie nun auch die Bilanz für das im September beendete Geschäftsjahr 2018/2019 zeigt, die Steinhoff International vorgelegt hat. Der Umsatz in den fortgeführten Aktivitäten kletterte zwar von 11,4 Milliarden Euro auf knapp 12 Milliarden Euro und auch auf EBITDA-Basis konnte man den operativen Gewinn von 771 Millionen Euro auf 791 Millionen Euro steigern. Doch von der Gewinnschwelle unter dem Strich ist Steinhoff International weit entfernt. Im Geschäftsjahr 2018/2019 vergrößerte sich der Verlust sogar weiter und erreichte 1,84 Milliarden Euro nach 1,19 Milliarden Euro im vorangegangenen Jahr. Belastet haben unter anderem stark gestiegene Finanzierungskosten - eine Folge der schwierigen Lage, in der sich das Unternehmen weiter befindet.
Die Folge der hohen Verluste: Steinhoffs Eigenkapital in der Bilanz liegt mittlerweile mit knapp 1,1 Milliarden Euro im Minus. Und auch operativ verbrennt das Unternehmen weiterhin Cash: So lag der Netto-Cashflow aus den operativen Aktivitäten im Geschäftsjahr 2018/2019 bei 518 Millionen Euro im negativen Bereich - damit aber auch etwas besser als die 636 Millionen Euro aus dem Jahr zuvor. Allerdings sind das alles Zahlen in der Bilanz, die noch unbeeinflusst von der Corona-Pandemie waren, die in den ersten Monaten des Jahres 2020 auch die Steinhoff-Aktivitäten mit voller Wucht traf und unter anderem die Pläne des Konzerns, die Tochter Pepco per IPO zu Geld zu machen, erst einmal beerdigte. Eine Prognose für 2019/2020, das Geschäftsjahr endet von Steinhoff International endet am 30. September, wagt das Management des SDAX-notierten Unternehmens aufgrund der weiter schwer abzuschätzenden Entwicklung auch nicht abzugeben. Man rechnet mit erheblichen Auswirkungen.
Wie dramatisch die Lage ist, zeigt aber vor allem das Fazit von Steinhoffs Wirtschaftsprüfer Mazars zur Bilanz des SDAX-Konzerns: Es gibt kein Testat, was Anleger spätestens nach den Erfahrungen mit Wirecard massiv alarmieren sollte. Man war „nicht in der Lage, ausreichend geeignete Prüfungsnachweise zu erlangen, um eine Grundlage für ein Prüfungsurteil über den Jahresabschluss als Ganzes zu erhalten”, so Mazars und verweist in Steinhoffs Bilanz für 2018/2019 auf verschiedene große Unsicherheiten. An der Fortführbarkeit der Gesellschaft haben die Wirtschaftsprüfer ihre Zweifel.