China: PMIs über 50 – das Schlimmste überstanden, die Schwäche dauert an - Nord LB Kolumne
In der Nacht wurden wichtige Stimmungsumfragen aus China für den Monat März vorgelegt. Für die internationalen Finanzmärkte sind die Einschätzungen der chinesischen Unternehmen zur Lage im Reich der Mitte natürlich von besonderem Interesse – können daraus doch Hinweise abgeleitet werden, wie lange eine wirtschaftliche Krise in Zeiten der Ausbreitung des Coronavirus und der Anordnung drastischer Gegenmaßnahmen noch anhalten kann. China gilt diesbezüglich schließlich als „Vorreiter“ der Entwicklungen auch in Europa und Nordamerika, so dass ein Blick ins Reich der Mitte durchaus zusätzliche Erfahrungen liefern kann.
Und die Erkenntnisse sind diesmal nicht ganz so unerfreulich. Im Gegenteil: Der CFLP Einkaufsmanagerindex der China Federation of Logistics and Purchasing für den verarbeitenden Sektor stieg überraschend deutlich von 35,7 Punkten im Februar (zuvor 50,0) auf nun wieder 52,0 Punkte. Dem stärkten Monatsrückgang seit dem Beginn der Erhebung im Jahre 2005 folgte damit der deutlichste Anstieg. Alle Unterkomponenten vollzogen eine deutliche Bewegung nach oben – insbesondere auch Produktion, Auftragseingänge und Beschäftigung.
Auch bei dem CFLP Dienstleistungsindex kam es zu einem massiven Rebound von 29,6 im Februar (zuvor 54,1) auf nun 52,3 Punkte. Damit sprang auch der CFPL PMI Composite von 28,9 auf 53,0 Punkte in die Höhe. Auch diese Entwicklung stellte eine positive Überraschung dar. In der morgigen Nacht werden dann noch die Zahlen zum Caixin PMI veröffentlicht.
Die Aufhellung in den Umfragen ist einerseits unerwartet deutlich ausgefallen und sollte durchaus etwas Zuversicht auch für die zu erwartenden Entwicklungen in Europa und Nordamerika geben. Immerhin kann nach der Krise eine Verbesserung folgen. Andererseits zeigen die heutigen Daten aber auch „nur“, dass in China Ende des Monats März ein Boden gefunden zu sein scheint: Die heutigen PMI-Werte von knapp über 50 Punkten signalisieren, dass die Befragten eine leichte Verbesserung gegenüber den beängstigend niedrigen Werten von Februar konstatieren – mehr auch nicht! Weiterhin befindet sich China zwei Monate nach dem Hochpunkt der dortigen Katastrophe in einer Krise! Wir rechnen weiterhin mit einem Rückgang des BIP s im I. Quartal um 9% Y/Y!
Sorgen bereiten nun den chinesischen Offiziellen die Nachfrage nach chinesischen Gütern aus anderen Ländern, welche nun vom Virus betroffen sind. So zog zwar auch die PMI-Komponente der Exportaufträge wieder an, aber „nur“ auf 46,4 Punkte, was weiterhin einem Einbruch bei den Exporten entspricht. Andererseits bleibt es bei der Schwierigkeit, dass in den chinesischen Betrieben zwar zunehmend die Arbeit wiederaufgenommen wird, aber weiterhin nur ein (mittlerweile größerer) Teil der Beschäftigten zurückzukehren scheint. Die Produktion bleibt relativ niedrig und deutlichunter Vorkrisenniveau. Es wird abzuwarten sein, inwieweit es gelingt, diese Lieferketten wieder zu beleben – was anhaltende Auswirkungen für die weltweite Konjunktur haben dürfte.
Fazit: Die chinesischen Stimmungsumfragen sprangen nach dem Einbruch nun im März wieder deutlich nach oben: Der (offizielle) CFLP PMI für das verarbeitende Gewerbe stieg von 35,7 auf 52,0 Punkte, der CFLP PMI für Dienstleistungen von 29,6 auf 52,3 Punkte. Dem stärksten Einbruch folgte also der stärkste jemals verzeichnete Anstieg. Sogar der Sprung über die Marke von 50-Punkten gelang. Das macht einerseits Hoffnung, dass die Coronakrise überwunden werden kann. Andererseits zeigt es, dass die Befragten eine (nur) leichte Verbesserung gegenüber den beängstigend niedrigen Werten von Februar konstatieren – mehr auch nicht! Weiterhin befindet sich China zwei Monate nach dem Hochpunkt der Katastrophe anhaltend in einer Krise! Damit steht auch den jetzt vom Virus betroffenen Regionen Europa und Nordamerika wohl noch eine entsprechend lange Leidenszeit bevor.