STS Group AG: „Unsere Lösungen sind zukunftssicher und innovativ“
Die fortschreitende Digitalisierung, strengere Emissionsvorschriften und neue Mobilitätskonzepte fordern die Automobilindustrie heraus. Gestern legte die STS Group AG (STS), Zulieferer für die globale Automobilbranche, ihre Zahlen zu den ersten neun Monaten des Jahres 2019 vor. Trotz eines Umsatz- und EBITDA-Rückgangs zeigt sich CEO Andreas Becker im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de zuversichtlich: „Unsere Lösungen sind zukunftssicher und innovativ.“ STS hat 2019 in Europa und China weitere wichtige Aufträge gewonnen. Basis hierfür bildet die Schärfung der Konzernstrategie. „Die STS Group will wachsen, um so ihre führende Stellung als Systemlieferant auszubauen“, sagt Becker. Er sieht in der Kombination von STS-Technologien weiteres Wachstumspotenzial.
www.4investors.de: Herr Becker, die STS Group hat am gestrigen Mittwoch ihre Zahlen zu den ersten neun Monaten 2019 bekannt gegeben. Mit 276,3 Millionen Euro liegt der Umsatz um 10,6 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum mit 309,2 Millionen Euro. Welches Fazit ziehen Sie?
Becker: Die globale Automobilindustrie steht im Allgemeinen vor großen Herausforderungen. Auch die STS Group kann sich dem herausfordernden Branchenumfeld und den rückläufigen Abrufzahlen in wesentlichen Automobilmärkten nicht komplett entziehen, wie ein Blick auf die Umsatzzahlen zeigt. Allerdings sehen wir, dass der prozentuale Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum im dritten Quartal im Automotive Markt und in China geringer ausfällt als in der ersten Jahreshälfte, wobei der europäische Markt für schwere Nutzfahrzeuge zunehmend unter Druck gerät. Andererseits werden Produktionsanläufe von neuen Produkten im vierten Quartal in China für positive Impulse sorgen.
www.4investors.de: Das ausgewiesene EBITDA ist in den ersten neun Monaten 2019 um 29,4 Prozent auf 13,2 Millionen Euro gestiegen. Bereinigt um Sondereinflüsse steht allerdings ein Rückgang von 21,1 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2018 auf nun 14,1 Millionen Euro zu Buche. Wie bewerten Sie die Ergebnisentwicklung?
Becker: Der Rückgang des EBITDA auf bereinigter Basis ist im Wesentlichen auf die gesunkenen Geschäftsvolumina zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir ausdauernd daran, unsere Strukturen zu optimieren und Kosten zu senken. So haben wir Maßnahmen für eine effizientere Produktion umgesetzt, die allerdings noch nicht vollständig gegriffen haben. Daher konnten die erzielten Effizienzsteigerungen die volumenbedingten negativen Ergebniseffekte aus den rückläufigen Abrufzahlen nicht vollständig kompensieren.
www.4investors.de: Bereits in früheren Präsentationen haben Sie mögliche Kostenoptimierungen bei Ihren europäischen Werken ins Spiel gebracht. Wie ist hier Stand der Dinge mit Blick auf die Optimierung der Kosteneffizienz?
Becker: Das ist ein Thema, das besondere Priorität genießt. Zur weiteren Optimierung unserer operativen Aufstellung prüfen wir derzeit diverse Optionen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu erhöhen und uns bestmöglich für die Zukunft aufzustellen. Aktuell arbeiten wir dazu intern eine Strategie aus, zu der wir entsprechende Details vorlegen werden.
www.4investors.de: Was bedeutet das erreichte Ergebnis für Ihre Prognose 2019?
Becker: Wir stehen unverändert zu unserer im August kommunizierten Umsatz- und Ergebnisprognose für 2019. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir einen Umsatzrückgang zwischen 4,5 und 9,5 Prozent und eine bereinigte EBITDA-Marge zwischen 4,6 und 5,3 Prozent. Aufgrund der angesprochenen Branchensituation insbesondere im Nutzfahrzeugbereich gehen wir davon aus, dass sich die Werte im unteren Bereich dieses Korridors bewegen werden.
www.4investors.de: Was stimmt Sie denn zuversichtlich?
Becker: Unser einzigartiges Know-how in Kombination mit hoher vertikaler Integration machen die STS Group zu einem idealen Systemlieferanten für die Lösungen der Mobilität von heute und morgen – unabhängig vom jeweiligen Antrieb. Das hohe Kundeninteresse an unseren Lösungen sowie die positive Auftragsentwicklung auch im innovativen E-Mobility-Bereich beweisen, dass die STS Group sowohl strategisch als auch operativ gut aufgestellt ist. Dies spiegelt sich eindrucksvoll in den jüngst gewonnenen Aufträgen wider.
www.4investors.de: Unter der Überschrift der Zusammenführung von Know-how wurden auch die jüngsten Pläne zur Fusion von Fiat Chrysler (FCA) und Peugeot SA (PSA) kommuniziert. Was bedeutet das mögliche Zusammengehen dieser europäischen Automobilimperien für die Branche im Allgemeinen und welche Chancen eröffnen sich womöglich für die STS Group?
Becker: Die Konsolidierung der Automobilhersteller stellt eine Notwendigkeit dar, um die hohen Investitionen zu stemmen, welche notwendig sind, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Konkret sehen wir den Plänen von FCA und PSA positiv entgegen, da wir strategischer Partner der FCA Gruppe sind und unser Anteil mit PSA aktuell sehr gering ist. Das heißt, wir sehen hier die Möglichkeit, unser Geschäft weiter auszubauen. Nicht zuletzt bestehen bereits heute Partnerschaften zwischen FCA und PSA für Projekte im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge, bei denen wir als STS bereits ein strategischer Zulieferer sind.
www.4investors.de: Am 22. Oktober haben sie in Frankfurt ihren ersten Capital Markets Day organisiert. Welche Eindrücke und Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?
Becker: Ausschließlich positive. Unserer Einladung in die Kameha Suite nach Frankfurt am Main sind etwa 70 Analysten, Investoren und Medienvertreter gefolgt. Sie bekamen Informationen aus erster Hand in direkten Gesprächen mit dem Management der STS Group. Die Rückmeldungen vonseiten der Teilnehmer waren sehr positiv, wie auch die damit einhergehende Kursreaktion der STS-Aktie. Zudem hat unser Gastredner Sebastian Wolff von der Technischen Universität München (TUM) die künftige Entwicklung des Nutzfahrzeugbereiches umfassend vorgestellt. Für diese sich wandelnden Anforderungen ist STS bestens gerüstet. Denn unsere Lösungen sind zukunftssicher und innovativ. Das hat Eric Morvan, Vice President Research & Development bei STS, in seinem Vortrag deutlich gezeigt. Die Entwicklung der Branche ist eine großartige Chance für das Portfolio von STS.
www.4investors.de: Im Rahmen des Capital Markets Days haben Sie auch ein Update der Konzernstrategie gezeigt. Wie sieht dies konkret aus?
Becker: Die STS Group will wachsen, um so die führende Stellung als Systemlieferant durch die intelligente Kombination von Technologien auszubauen. Neben der bereits angesprochenen Optimierung der Kostenstrukturen liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Ausweitung der internationalen Präsenz. Insbesondere im chinesischen Markt sehen wir starkes Wachstumspotenzial, was durch einen exzellenten Auftragseingang im aktuellen Geschäftsjahr bestätigt wurde. 2019 konnten wir in China Aufträge mit einem signifikanten Laufzeitvolumen akquirieren. Die weitere Entwicklung innovativer Komponenten insbesondere für den E-Mobility-Markt ist ein Grundpfeiler unserer Strategie. Allein für die Komponente zur Abdeckung von Batteriesystemen sehen wir ein Marktpotenzial im dreistelligen Millionenbereich bis zum Jahr 2025.
www.4investors.de: Können Sie uns abschließend bitte noch einen Ausblick für 2020 geben? Müssen Ihre Aktionäre im kommenden Geschäftsjahr eine Fortsetzung der operativen Durststrecke befürchten?
Becker: Auch für 2020 gehen wir von einem weiterhin herausfordernden Marktumfeld insbesondere in Europa aus. Unsere neuen Projekte in China werden unseren Marktanteil vor Ort vergrößern und uns dabei helfen, weitere Aufträge zu gewinnen. Mit innovativen Komponenten und zukunftsträchtigen Technologien werden wir Schritt für Schritt unsere führende Stellung als bevorzugter Systemlieferant ausbauen. Hier haben wir einen großen Wettbewerbsvorteil.