DAX: Hoffen auf die Sojabohnenkäufe Chinas- Nord LB Kolumne
Sorgen um die Lage der US-Wirtschaft haben die Stimmung an den Börsen weiter verschlechtert. Nachdem der DAX zuletzt bei lediglich 11.925 Zählern geschlossen hatte, startete der deutsche Blue-Chip-Index heute nun auch unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten in den Handel.
Nach schwachen Zahlen zum ISM PMI Manufacturing waren an den internationalen Aktienmärkten Befürchtungen über eine drohende deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Nordamerika aufgekommen. Die gestern gemeldeten Daten zur Entwicklung des ISM PMI Non-Manufacturing konnten diese Sorgen nicht wirklich zerstreuen. Der wichtige Stimmungsindikator ist im September auf 52,6 Zähler gefallen. Die Rückmeldungen der Befragungsteilnehmer zeigen dabei klar Belastungen durch den US-Handelsstreit mit China an. Die Angaben zum ISM PMI Non-Manufacturing sind sicherlich nicht erfreulich, sollten allerdings auch nicht zu negativ bewertet werden. So ist der Sub-Index Geschäftsaktivität im September deutlich gefallen, deutet mit weiterhin beachtlichen 55,2 Punkten aber natürlich noch immer in Richtung einer signifikanten Erhöhung des von den Service-Firmen in den Vereinigten Staaten tatsächlich realisierten Outputs. Folglich wären Rezessionsängste beim Blick auf die US-Wirtschaft am aktuellen Rand übertrieben. Die beiden wichtigen nordamerikanischen Stimmungsindikatoren zeigen im Moment lediglich ein schwächeres Wirtschaftswachstum an, welches unterhalb des Potentialpfades liegt. Die jüngsten Zahlen haben eine weitere Leitzinssenkung der US-Notenbank zwar wahrscheinlicher werden lassen, die aktuellen Rückmeldungen der Umfrageteilnehmer an der Befragung zur Erhebung des ISM PMI Non-Manufacturing deuten aber klar in Richtung steigender Lohnforderungen der Arbeitnehmer. In diesem Kontext wird nun auf die heutigen Arbeitsmarktzahlen aus den USA zu achten sein. In der Tat könnten höhere Lohnkosten die Fähigkeit der Fed einschränken, die Finanzmärkte mit weiteren Leitzinssenkungen noch nachhaltiger zu unterstützen.
Damit rückt vor allem die US-Handelspolitik in den Fokus der Börsen. Wir gehen auch weiterhin davon aus, dass die neuen Gespräche zwischen Peking und Washington noch im Laufe des Jahres zu berichtbaren Erfolgen führen werden. In der Tat ist eine Teileinigung bis spätestens Dezember ziemlich wahrscheinlich. Diese sollte über einen einfachen Waffenstillstand hinausgehen. Es ist insbesondere mit umfangreichen Käufen von Agrarprodukten durch China zu rechnen. Auch Washington wird Peking zudem in einigen Punkten entgegenkommen. Die ökonomischen Notwendigkeiten und der politische Druck auf Donald Trump sprechen für positive Resultate. Da vor allem bei Fragen der Behandlung von geistigen Eigentumsrechten in China noch komplizierte Details zu klären sind, dürfte eine endgültige Einigung jedoch noch etwas auf sich warten lassen. Ein geeigneter Termin für eine komplette Beilegung des Handelsstreits zwischen Washington und Peking könnte mit Blick auf die Interessen der US-Seite genau in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes liegen. Donald Trump dürften positive Nachrichten dann auch besonders gelegen kommen.
Fazit: Sorgen um die Lage der US-Wirtschaft haben den DAX heute unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 12.000 Punkten in den Handel starten lassen. Die am Markt spürbaren Befürchtungen bezüglich einer drohenden Rezession in den USA sind zwar sicherlich übertrieben, die ökonomische Situation in den Vereinigten Staaten hat sich aber doch spürbar eingetrübt. Eine Teileinigung im Handelskonflikt zwischen Washington und Peking kann sicherlich für wieder steigende Kurse bei den Dividendenpapieren sorgen. Damit müssen die globalen Aktienmärkte nun wohl auf Sojabohnenkäufe durch China hoffen. Allerdings sollte auch der US-Handelsstreit mit der EU im Auge behalten werden.