Eisenerz: Margendruck für Bergbau, Kostenentlastung für Stahlhersteller - Commerzbank Kolumne
Die Eisenerzpreise hatten die Wachstumssorgen seit Ende 2018 ignoriert und sind gegen den Trend deutlich gestiegen. Gründe waren die wirbelsturmbedingten Produktionsausfälle in Australien sowie die Minenschließungen in Brasilien nach einem erneuten Dammbruch. Zudem nahm die Stahlproduktion im 1. Halbjahr global um kräftige 4,9% J/J zu. Inzwischen hat sich die Eisenerzproduktion in Australien und Brasilien normalisiert. Die hohen Preise sorgen zudem dafür, dass die Produktion zusätzlich wächst. Vor allem aber steht die hohe Stahlproduktion im Widerspruch zur Wachstumsabschwächung – die Stahllagerbestände steigen. Der scharfe Rückgang der Eisenerzpreise um 30% seit Mitte Juli könnte deswegen erst der Anfang sein.
Anleihen
Großbritannien: Arbeitslosenzahl (Juli), 10:30 Uhr
Deutschland: ZEW-Umfrage (August), 11:00 Uhr
USA: Verbraucherpreise (Juli), 14:30 Uhr
Die neue Handelswoche startete ohne relevante Wirtschaftsdaten, die dem Markt Impulse hätten liefern können. Da das politische und wirtschaftliche Umfeld angespannt bleibt, profitieren Bundesanleihen als sicherer Hafen von einer soliden Nachfrage. Dies zeigt sich in den anhaltend niedrigen Renditen. Zehnjährige Bundesanleihen wiesen im Tief eine laufen-de Verzinsung von fast minus 0,60% aus, bei zehnjährigen US-Treasuries waren es knapp 1,63%. Dagegen stehen italienische Staatsanleihen seit Freitag unter Druck, nachdem Lega-Chef Matteo Salvini für Neuwahlen im Oktober oder November plädierte. Dieser Zeitpunkt ist aber problematisch, da in Italien die Monate von Oktober bis Dezember für eine ausführliche Haushaltsdiskussion im Parlament reserviert sind. Eine neue italienische Regierung könnte jedoch frühestens Mitte November vereidigt und danach erst ein neuer Haushalt verhandelt werden. Wenn die beiden Kammern des Parlaments den Haushalt 2020 nicht bis zum 31. Dezember 2019 beschließen sollten, tritt automatisch für das kommende Jahr eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 25,2% in Kraft. Daran ist vor allem die Lega nicht interessiert, die versprochen hatte, dass die Mehrwertsteuer wie bisher bei 22% bleiben werde. Die Risikoaufschläge zehnjähriger italiensicher Staatstitel handeln seit Freitag fast 30 Basispunkte (BP) höher als die Tage davor und weisen nun einen Renditeabstand von mehr als 230 BP zu Bundesanleihen auf. Im Handelskonflikt zwischen den USA und China deutet sich so schnell keine Lösung ab. Der Yuan handelt seit letzter Woche über 7 CNY je US-Dollar. Damit schwächt China bewusst die eigene Währung, um chinesische Waren zu verbilligen. Wir haben Chinas BIP-Prognosen für 2019 und 2020 von derzeit 6,3% bzw. 6,0% auf 6,2% bzw. 5,8% gesenkt.
Aktien
Quartalszahlen 2. Quartal
Deutschland: Henkel, Aareal Bank, alstria, Ceconomy, Corestate, Deutsche Wohnen, TUI
Der freundliche Handelsauftakt mit den höheren asiatischen Börsen entpuppte sich schnell als Strohfeuer: Der DAX drehte im Verlauf ins Minus und schloss 0,1% tiefer. Der Euro-Stoxx 50 gab 0,2% nach. Ausgeprägt war die Schwäche der Banktitel. Der Stoxx 600 Banken (-1,8%) liegt damit so tief wie zuletzt vor gut 3 Jahren nach dem Schock des Brexit-Referendums. Hintergrund ist eine Argumentationskette, die auch durch das weiter eingetrübte ifo-Weltwirtschaftsklima unterfüttert wurde. Mit schwacher Konjunktur bleiben die Zinsen immer länger tief oder sinken gar, was für die Kreditinstitute ein Problem über Kreditnachfrage, Kreditqualität und natürlich Belastung aus Negativzinsen darstellt. Positiv stachen einzig defensive Werte hervor: Linde (+1,7%) und Henkel (+1,7%) bildeten die DAX-Spitze. Dagegen lagen Banken und Zykliker am Ende: Deutsche Bank gaben 5,5% nach, ThyssenKrupp fiel mit -3% unter 10 Euro und liegt damit so tief wie seit 2003 nicht mehr. Bei den Nebenwerten gab es markante Bewegungen. Osram (+10,4%) profitierte von einem konkurrierenden Übernahmeangebot. Leoni (-15%) stürzte schon vor den Zahlen am Mittwoch ab und zog andere Zulieferer nach unten. Auch im Euro Stoxx 50 lagen Finanztitel wie BBVA (-3,6%) und SocGen (-2,2%) am Ende. In den USA gaben die Indizes spürbar nach. Der Dow verlor 1,5%, die Nasdaq 1,2%. Im Dow gab es mit Merck (+0,3%) lediglich einen Gewinner. Besonders schwach waren erneut Pfizer (-2,6%) sowie die Finanzwerte, deren Index 1,9% verlor. Konjunktursorgen, der Handelsstreit, Unruhen in Hong Kong – Negativargumente sind derzeit hoch im Kurs. Diese drücken heute auch die asiatischen Märkte um 1%. Für Europa sind die Indikationen ebenfalls negativ.