Goldpreis profitiert von rasch fallenden Renditen, Silber vernachlässigt - Commerzbank Kolumne
Die im USD aber auch in fast allen anderen Währungen dynamisch sinkenden nominalen Renditen sorgten in den letzten Tagen für einen Realzinsrückgang und einen Sprung im Goldpreis. Der Silberpreis konnte nur unterproportional profitieren, obwohl der Markt hier viel enger ist und er deswegen in der Regel einen Hebel größer 1 zu Gold aufweist. Das Gold-/Silberverhältnis stieg auf einen extrem hohen Wert von 90. Während Gold zuletzt von ETF-Zuflüssen profitierte und am US-Terminmarkt bereits vor dem Preisanstieg eine Netto-Long-Positionierung bestand, gab es bei Silber bisher keine ETF-Zuflüsse. Am Terminmarkt bestand sogar eine deutliche Netto-Short-Positionierung. Angesichts dessen bedarf es wohl nicht viel für einen Trendwechsel.
Anleihen
Euroraum: PMI Dienstleitungen (Mai), 10:00 Uhr
Euroraum: Einzelhandelsumsätze (April), 11:00 Uhr
USA: ADP-Beschäftigungswachstum (Mai), 14:15 Uhr
USA: ISM-Index Dienstleistungen (Mai), 16:00 Uhr
Der Preisauftrieb hat sich im Euroraum nach der Schnellschätzung von Mai wieder verlangsamt. Die Inflationsrate ging von 1,7% J/J auf 1,2% J/J und die Kernrate von 1,3% auf 0,8% J/J kräftig zurück. Grund dafür waren rückläufige Energiepreise. Dazu kam ein Sondereffekt wegen der späten Osterfeiertage im April (im Vorjahr war Ostern im März). Der geringe Preisauftrieb, insbesondere die Kernrate, kann die EZB nicht zufriedenstellen. Wir rechnen damit, dass die EZB bei ihrer Ratssitzung morgen an ihrer expansiven Geldpolitik festhält. Im Euroraum ging die Arbeitslosenquote im Mai weiter von 7,7% auf 7,6% zurück. Damit hält das Beschäftigungswachstum im Euroraum trotz der Wachstumsverlangsamung an. Die europäischen Staatsanleihen tendierten überwiegend freundlich. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen erreichte gestern kein neues Rekordtief, testete aber erneut -0,218%. Die Eurostaatsanleihen zeigten überwiegend weitere Spreadrückgänge, auch in Italien. Nach der Rücktrittsandrohung von Ministerpräsident Conte gab es wieder Gespräche zwischen seinen Stellvertretern Di Maio und Matteo Salvini. In den USA zogen dagegen gestern die Renditen merklich an. In einem Interview äußerte sich Fed-Notenbanker und Notenbankchef von Chicago, Charles Evans, sehr zuversichtlich zur US-Konjunktur. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte auf einer Notenbankkonferenz dagegen Offenheit für Zinssenkungen. Zu den Handelskonflikten sagte Powell, dass die Fed nicht wisse, wann die Probleme gelöst werden. Gestern keimte Hoffnung auf, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China doch beigelegt kann und die Verhandlungen fortgesetzt werden können.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Die europäischen Börsen tendierten am gestrigen Handelstag überwiegend freundlicher. Die Leitindizes legten nach einem schwächeren Handelsstart um bis zu 1,8% (Italien) zu. Dass der seit rd. einem Jahr schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China einmal nicht im Fokus des Anlegerinteresses stand, lag v.a. an der Entscheidung der australischen Notenbank, den Leitzins auf ein Rekordtief zu senken. Das nährte Spekulationen, wonach auch die Notenbanken in den USA und in Europa im zweiten Halbjahr 2019 möglicherweise mit Leitzinssenkungen aufwarten könnten. Nachdem in den vergangen fünf Wochen v.a. zyklische Aktien aus Sorge vor einer Rezession zum Teil drastisch an Wert eingebüßt hatten, fanden diese gestern wieder erste mutige Käufer. So stieg bspw. die Aktie von Covestro, die vom 12. April bis zum 3. Juni 2019 um 31% eingebrochen war, um 4,8%. Gesucht waren ebenfalls Automobilwerte (VW: +3,3%; BMW: +2,9%; Daimler: +4,1%) und deren Zulieferer (Continental: +3,2%; Leoni: +7,9%), die auch von steigenden PKW-Neuzulassungen in Deutschland profitierten. Auf europäischer Sektorenebene standen dann auch Automobilwerte an der Spitze der Performancerangliste (+3,1%). Nahrungsmittel- & Getränkeaktien büßten dagegen als Tagesverlierer im Schnitt rd. 1% ein. Die Börsen in den USA wiesen die kräftigsten Indexgewinne seit Januar 2019 auf. Der Dow Jones-Index stieg um 2,1%. Neben den Zinssenkungsspekulationen waren es auch Hoffnungen, dass die USA mit Mexiko ein Handelsabkommen vor Ende der Frist am 10. Juni 2019 erreichen könnte. Auf Sektorenebene (S&P 500) waren v.a. Technologietitel gefragt, die im Schnitt um 3,3% kletterten. Immobilienaktien gaben dagegen im Schnitt um 0,6% nach. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlicher, wobei insbesondere der Nikkei 225-Index (+1,8%) von den positiven Vorgaben aus den USA profitieren konnte.