Wirecard: Mit dem Softbank-Deal wird alles anders
Chapeau, Wirecard! Während sich an der Börse alles auf den morgigen Tag und die dann stattfindende Bilanzpressekonferenz von Wirecard vorbereitet, hat das Management um Konzernchef Markus Braun einen namhaften neuen Ankerinvestor an Land gezogen - und das mitten in der immer noch schwelenden Asien-Affäre. Während in Singapur die Behörden weiter wegen millionenschwerer Buchungsfehler bei Wirecards asiatischen Aktivitäten ermitteln, hat das Unternehmen den japanischen Softbank-Konzern überzeugt, im Rahmen einer Zusammenarbeit 900 Millionen Euro in Wirecard zu investieren. Softbank wird eine Wandelanleihe in entsprechender Höhe zeichnen. Die dafür notwendige Zustimmung der Wirecard-Aktionäre auf der kommenden Hauptversammlung am 18. Juni dürfte reine Formsache sein.
Allerdings hat der Deal mit Softbank auch einen Wermutstropfen: Bei den Konditionen des Fünfjahrespapiers merkt man deutlich die schwache Verhandlungsposition Wirecards - eine Folge der Asien-Affäre. Zum Zinssatz der Anleihe haben die Süddeutschen keine Angaben gemacht. Der Wandlungspreis von 130 Euro je Wirecard Aktie liegt nach dem heutigen Kurssprung des Papiers auf 136 Euro sogar unter dem aktuellen Börsenkurs des DAX-Titels. Der niedrige Wandlungspreis dürfte nach dem Chaos der letzten Wochen ein Zugeständnis an Softbank für das 900 Millionen Euro schwere Investment und das damit entgegengebrachte Vertrauen sei.
Die Asien-Affäre dürfte für Wirecard damit noch nicht beendet sein. Solange die behördlichen Ermittlungen in Singapur andauern, kann die Börse hieran keinen endgültigen Haken setzen.
Dennoch bringt der Deal für Wirecard viele Vorteile. Mit dem Investor gewinnt Wirecard nämlich vor allem eins: Neues Vertrauen an der Börse. Das war dem Konzern im Zuge der Asien-Affäre abhanden gekommen und bereitete den Boden für den zwischenzeitlichen Kurssturz von 169 Euro auf 86 Euro.
Und so erkauft sich Braun mit dem Zugeständnis einen entscheidenden Schlag gegen die Shortseller und verbessert zugleich die Position des Konzerns im boomenden asiatischen Markt deutlich. Alles in allem ein vertretbarer Preis angesichts des möglichen Siegs gegen die Shortseller, den dieser Tag gebracht haben könnte. Mit dem heutigen Tag hat Wirecard die Asien-Affäre zwar nicht beendet sein, aber das Blatt könnte sich endgültig gewendet haben.
Hier noch einmal alle wichtigen Details zur Zusammenarbeit von Wirecard und Softbank:
Wirecard und Softbank vereinbaren tiefgreifende Kooperation
Das japanische Unternehmen wird Wandelanleihen auf Wirecard Aktien mit einem Gesamtvolumen von 900 Millionen Euro zeichnen. Im Rahmen der fünfjährigen Laufzeit können die Anleihen in rund 6,923 Millionen Wirecard Aktien zu einem Wandlungspreis von jeweils 130 Euro je Anteilschein gewandelt werden. Dies entspräche einem Anteil von rund 5,6 Prozent an Wirecard.
Die Investition steht im Zusammenhang mit einem Memorandum of Understanding für eine Kooperation, auf die sich Wirecard und Softbank geeinigt haben. Im Zuge der Zusammenarbeit im Bereich der digitalen Payment-Dienstleistungen wird Softbank Wirecard bei der Expansion auf den Märkten in Japan und Südkorea unterstützen. Der Markteintritt in den beiden wirtschafts- und bevölkerungsstarken Ländern ist für Wirecards Asien-Aktivitäten ein wichtiger Meilenstein. Zudem sollen gemeinsame Kooperationsmöglichkeiten mit Gesellschaften der Softbank-Gruppe ausgelotet und neue Produkte im Bereich der digitalen Kreditvergabe entwickelt werden.
„Als internationale Innovatoren fokussieren wir uns stark darauf, unsere Netzwerke zu erweitern und Geschäftschancen für Unternehmen mit bahnbrechenden Ideen zu kreieren. Mit Softbank haben wir einen Partner gefunden, der nicht nur unsere Leidenschaft für neue Technologien teilt, sondern auch weltweit die neuesten Innovationen gemeinsam vorantreiben will. Darüber hinaus werden wir dank dieser möglichen Partnerschaft die Märkte für unsere Produkte in Ostasien erschließen und damit unsere Position in Asien stärken”, sagt Wirecard-Chef Markus Braun zu der Zusammenarbeit, die an der Börse angesichts der bisher noch nicht ausgestandenen Asien-Affäre des DAX-notierten Konzerns für Überraschung sorgen dürfte.