Die Auftragseingänge der deutschen Industrie fallen drastisch - Commerzbank Kolumne
Die Auftragseingänge der deutschen Industrie haben sich im Februar deutlich schwächer als erwartet entwickelt. Sie gingen um 4,2% gegenüber dem Vormonat zurück (-8,4% J/J). Ohne Berücksichtigung der Großaufträge lagen die Auftragseingänge um 2,7% niedriger als im Januar. Besonders schwach fielen die Aufträge aus dem Nicht-Euroraum aus, die um 7,9% zurückgingen. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist in den kommenden Monaten insbesondere wegen der fehlenden Auslandsnachfrage weiterhin mit einer verhaltenen Industriekonjunktur zu rechnen. Im Laufe des Jahres sollte sich aber die Nachfrage aus China wieder bessern, da die chinesischen Einkaufsmanagerindizes nach oben weisen.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Feb), 08:00 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Mrz), 14:30 Uhr
USA: Stundenlöhne (Mrz), 14:30 Uhr
Gestern enttäuschten die Auftragseingänge in der deutschen Industrie mit einem Rückgang von 4,2% M/M im Februar (nach -2,1% M/M). Damit liegen die Auftragseingänge 8,4% unter dem Vorjahresniveau. Ausschlaggebend für den Einbruch war in erster Linie die geringere Nachfrage außerhalb des Euroraums, die um fast 5% gefallen war. Angesichts der rückläufigen Auftragslage, könnte die Industrieproduktion im ersten Quartal erneut gefallen sein, auch wenn die heute Morgen gemeldeten Produktionszahlen für Februar besser als erwartet ausfielen. Insofern kamen Befürchtungen auf, dass das reale BIP in Deutschland im ersten Quartal zurück-gegangen sein könnte. Die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Wachstumsprognose für 2019 von 1,9% im September auf 0,8%. Die Gefahr einer ausgeprägten Rezession halten die Institute jedoch für gering. Dieses Umfeld stützte gestern Staatsanleihen. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen verharrte größtenteils unter der 0%-Marke. In Sachen Brexit hat das Oberhaus über ein Gesetz debattiert, dass die britische Regierung zu einem weiteren Brexit-Aufschub zwingen soll. Verabschiedet werden soll die Gesetzesvorlage am Montag. Im Unterhaus setzte die Regierung die Gespräche mit der Opposition fort. Offen ist weiterhin, ob sich die EU-Staats- und Regierungschefs auf Mays Vorschlag einlassen. Geplant ist ein Sondergipfel am kommenden Mittwoch (10. April) auf dem beraten werden soll, wie es beim Brexit weitergeht. Einer Verlängerung der Frist müssen alle verbleibenden 27 EU Mitgliedstaaten zustimmen. Heute steht in den USA der Arbeitsmarktbericht im Fokus. Gestern wurde bei den Erstanträgen zur Arbeitslosenversicherung in der Vorwoche ein Rückgang um 10.000 auf 202.000 auf den tiefsten Stand seit 1969 gemeldet.
Aktien
Nach den kräftigen Kursgewinnen der Vortage konnten auch die schwachen Konjunkturdaten die Stimmung am Aktien-markt nicht nachhaltig eintrüben. In Europa legte der Euro Stoxx 50 um 0,2% zu, wobei Dax (+0,3%) und spanischer Ibex (+0,5%) besonders profitierten. Der Dax schaffte dabei kurzzeitig sogar den Sprung über die 12.000er-Marke und hat damit seit Jahressbeginn schon über 13% zugelegt. Die Handelsumsätze bleiben aber verhalten. Gesucht waren gestern vor allem zyklische Sektoren. So konnten Automobilaktien um 0,9% zulegen, Transporttitel rund 0,3%. Am Ende der Performancerangliste notierten Energie- und Rohstoffaktien, die an den Tagen zuvor kräftig gestiegen waren. Die Börsen in den USA konnten mit Ausnahme der Nasdaq ebenfalls zulegen. Der S&P 500 (+0,2%) liegt mittlerweile nicht einmal 2% unter seinem Allzeithoch vom Sommer 2018. Auch in Asien setzen sich die Pluszeichen heute Morgen fort. Trotz schwacher Quartalszahlen von Samsung Electronics liegen sowohl der koreanische KOSPI (+0,2%) als auch der Nikkei (+0,3%) leicht im Plus. An den Märkten regiert damit unverändert das „Prinzip Hoffnung“: Obwohl viele Unternehmensnachrichten und Konjunkturdaten enttäuschen, überstrahlen die Fortschritte bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China sowie die Aussichten auf einen softeren Brexit dies aber. Wir rechnen damit, dass diese positive Stimmung kurzfristig weiter anhält, auch weil viele Profi-Anleger nicht ausreichend in Aktien investiert sind. Mit Blick auf die kommenden Wochen bleiben wir aber zurückhaltend, da ein nachhaltiger Dreh der Konjunkturfrühindikatoren ebenso wenig absehbar ist wie eine Besserung der Unternehmensgewinne. Damit dürften dann im weiteren Verlauf die Rückschlagrisiken wieder zunehmen.