Amazon und Co.: Herausforderungen im und durch den Onlinehandel - Commerzbank Kolumne
Von den traditionellen „Schlussverkäufen“ kennen wir noch, dass Mode „verderben“ kann. Das Geschäft ist in den vergangenen Jahren aber immer schneller geworden („Fast Fashion“) und das Zeitfenster, in dem Ware zum vollen Preis angeboten wird, hat sich deutlich verkürzt. Der stationäre Handel hat kontinuierlich Marktanteile an die Internethändler abgegeben. Das hat einige Anbieter in Bedrängnis gebracht (Gerry Weber, Ahlers, Steilmann,…). Relativ neu war in diesem Sommer aber, dass nicht nur stationäre Händler sondern auch der Onlinehändler Zalando über wetterbedingte Kundenzurückhaltung klagten. Das deutet an, dass trotz des strukturellen Wandels auch hier zunehmend die klassischen Faktoren zu greifen beginnen. Das jahrelange Wachstum des Onlinehandels führt auch ganz besonders im bevorstehenden wichtigen Weihnachtsgeschäft zu großen Herausforderungen an die Logistik. Die Transporteure arbeiten an der Kapazitätsgrenze, qualifiziertes Personal ist kaum noch zu finden. Die Folge: Die Lieferqualität sinkt und die Lieferzeiten steigen bei gleichzeitig anspruchsvolleren Kunden. Insbesondere die letzte Meile ist ein Nadelöhr. Daher müssen neue Konzepte her. Einerseits baut z.B. Amazon auch eigene Transportkapazitäten auf, andererseits bewegen sich die Onlinehändler auch zunehmend auf den stationären Handel zu, sei es durch Übernahmen und eigene Geschäfte, sei es durch eine informationelle/technologische Verknüpfung mit traditionellen Händlern. Hier ergibt sich auch für diese wieder eine Chance, einen Teil des in den vergangenen Jahren verlorenen Geschäfts zurückzuholen. Herausforderungen durch den zunehmenden Onlinehandel bestehen auch in städteplanerischer Hinsicht. Da sich die großen Online-Player natürlich in erster Linie auf die Ballungsräume konzentrieren, wird die Urbanisierung weiter vorangetrieben und der ländliche Raum droht abgehängt zu werden.
Anleihen
Großbritannien: Zinsentscheid der BoE , 13:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 13:30 Uhr
USA: Produktivität/Lohnstückkosten (Q3), 13:30 Uhr
USA: ISM-Index verarb. Gewerbe (Okt), 15:00 Uhr
Im Euroraum verharrte die Inflationsrate im Oktober wie erwartet bei 2,2% J/J. Grund für den über dem Zielwert der EZB von knapp 2% liegenden Wert sind die gestiegenen Energiepreise, aber auch die Kerninflation. So ist die Kernrate der Inflation (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) von 0,9% auf 1,1% J/J überraschend stark gestiegen. Die Löhne im Euroraum, die den unterliegenden Preistrend maßgeblich bestimmen, legten zuletzt deutlich zu. Der Lohnauftrieb dürfte sich in den kommenden Quartalen noch verstärken. Es bleibt dennoch abzuwarten, ob der Anstieg der Kerninflationsrate schon den Beginn einer nachhaltigen Verstärkung des unterliegenden Preisauftriebs markiert. In den USA fielen die Konjunkturdaten gestern überwiegend kräftig aus. So stieg die Zahl der Beschäftigten nach der Erhebung des Personaldienstleisters ADP im Oktober um 227.000 Stellen viel kräftiger als erwartet (187.000). Vor allem wurden im Dienstleistungssektor neue Jobs geschaffen. Die Daten weisen darauf hin, dass auch der nationale Arbeitsmarktbericht am Freitag kräftig ausfallen dürfte. Auch der Beschäftigungskostenindex stieg mit 0,8% Q/Q etwas stärker als erwartet. Damit legte der Index, der alle Arbeitskosten umfasst, um 2,8% J/J ggü. dem Vorjahr zu. Enttäuscht hatte der Chicago Einkaufsmanagerindex, der im Oktober von 60,4 auf 58,4 Punkte zurückging. Heute wird der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe gemeldet, der ebenfalls leicht rückläufig ausfallen sollte. Gestern stiegen die Renditen nur moderat. Die Spreads von Italien und anderen Euro-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen ggü. Bundesanleihen gingen zurück. Der Euro gab am Nachmittag deutlich nach.
Aktien
Quartalszahlen u.a.
Deutschland: Fielmann
Europa: ArcelorMittal, BT, Credit Suisse, ING, Royal Dutch Shell, Swiss Re
USA: Apple, DowDupont, KraftHeinz, Apache,
Die fragile Erholungsstimmung an den Aktienmärkten konnte sich einen weiteren Tag kräftigen. Damit endete der Oktober wenigstens versöhnlich, der dem DAX mit -6,5% den schwächsten Monat seit Januar 2016 gebracht hat. Am Mittwoch machte der DAX immerhin 1,4% gut. Klare Gewinner gab es mit Infineon (+4,0%) und Wirecard (+4,2%). Am Dax-Ende fand sich dagegen Deutsche Post (-2,2%), nachdem eine weitere Portoerhöhung nicht genehmigt wurde. Im MDAX suchten Schnäppchenjäger erneut nach den Verlierern der letzten Wochen und wurden bei Delivery Hero (+ 7,5%), Sartorius (+5,7%) und MTU (+5,1%) fündig. Im Euro Stoxx 50 (+1,6%) fielen positiv zudem L’Oreal (+6,7), Safran (5,0%) und Kering (+4,7) auf. Der Schwarze Oktober (Verluste S&P 500 -6,9 % bzw. Nasdaq mit -9,2% als 10-Jahresrekord!) endete auch in den USA mit einer erfreulichen Erholung. Der Dow Jones kam um 1,0% voran, der S&P500 legte 1,1% zu. Noch ausgeprägter waren die Zugewinne an der Nasdaq bei Technologie- und Internetunternehmen mit 2,0%. Dies erfolgte als Reaktion auf gute Unternehmensberichte wie auch Konjunkturdaten. Bekannte Titel wie Netflix (+5,6%), Facebook (+3,8%) oder Ebay (+5,9%) erholten sich deutlich. Beachtlich auch der Zuwachs von 7,2% bei T Mobile. Im Dow führten Visa (+3,8%), Cater-pillar (+3,3%) und Microsoft (+3,0%) die Gewinnerliste an. Die asiatischen Märkte machen mit der Ausnahme Japans heute die Erholung in abgemilderter Form mit. In Japan belastet der starke Yen. Die europäischen Märkte liegen kurz vor Handelsbeginn in etwa auf Vortagesniveau.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Amazon.com.