Shop Apotheke Europe hat potenzielle Übernahmen in Deutschland im Blick
Der Aktienkurs von Shop Apotheke Europe kam zuletzt nach einer Aktienplatzierung aus den Beständen von Altaktionären an institutionelle Investoren unter Druck. Zu Unrecht, glaubt Ulrich Wandel, CFO der Shop Apotheke Europe, im Exklusiv-Interview mit www.4investors.de. Zum einen hatte man schon zuvor eine Umplatzierung angekündigt, zum anderen arbeite man „mit unveränderter Dynamik“ an den Wachstums- und Ertragszielen, so Wandel. Die Planungen bestätigt der Manager – damit auch, dass man zeitnah auf operativer Ebene Gewinn erzielen und die Wachstumsstrategie weiterführen wird.
www.4investors.de: Am Freitag haben sie mehrere Directors Dealings gemeldet. Doch schon zuvor stand der Kurs unter Druck. Von 54 Euro ging es auf unter 45 Euro. Bloomberg hatte einige Tage früher bereits über die Verkäufe des Vorstands und des Aufsichtsrats berichtet. Wie ist das möglich?
Wandel: Vorstand, Aufsichtsrat und einige Altaktionäre von Shop Apotheke Europe haben bereits im Rahmen der Kapitalerhöhung zur Übernahme der Europa Apotheek angekündigt, dass zu gegebener Zeit Maßnahmen zur Verbesserung der Handelbarkeit und zur Erhöhung des Freefloats ergriffen werden sollen. Über eine Investmentbank haben wir nun einen Block von insgesamt 806.000 Aktien, also 6,7 Prozent der Gesamtaktienzahl, an institutionelle Investoren platziert. Das hat die Bank bereits vor Übertragung der Aktien über Bloomberg gemeldet, darauf haben wir keinen Einfluss.
www.4investors.de: Der Verkauf von Aktien durch Manager ist oft ein schlechtes Zeichen. Die Börse glaubt in der Folge häufig an schlechte Nachrichten. Warum haben sie sich von Aktien getrennt?
Wandel: Bei dem ein oder anderen waren auch private Gründe ausschlaggebend, sich erstmals seit Jahren von einem kleinen Teil ihrer Position zu trennen. In erster Linie diente der Verkauf aber dazu, die Handelbarkeit der Aktie zu verbessern, also den Freefloat und die Liquidität in der Aktie zu erhöhen. Dieser Wunsch ist bei verschiedenen Investorengesprächen immer wieder an uns herangetragen worden. Die Aktie der Shop Apotheke wird aus unserer Sicht durch die gesteigerte Liquidität der Aktie nochmals deutlich attraktiver. Vorstand und Aufsichtsrat halten nach dem Verkauf weiterhin rund 30 Prozent der Anteile. Weit mehr als 20 Prozent sind zudem in Besitz von Gründern und Altaktionären – ein besseres Zeichen, dass die Interessen der Investoren den Interessen des Managements entsprechen, gibt es kaum.
www.4investors.de: Die Unsicherheiten des Marktes sind also aus ihrer Sicht völlig unberechtigt?
Wandel: Ja, wir arbeiten mit unveränderter Dynamik an unseren Wachstums- und Ertragszielen. Darin sehen wir die größten Wertsteigerungspotenziale für das Unternehmen.
www.4investors.de: Mit dem Verkauf wollten sie demnach den Streubesitz vergrößern. Kann es im kommenden Jahr erneut zu einer solchen Aktion kommen?
Wandel: Wir als Management sind überzeugt von der europäischen Wachstumsstory Shop Apotheke Europe. Im Vordergrund steht daher für uns die weiterhin exzellente operative Entwicklung der Shop Apotheke in sieben europäischen Ländern. Im Augenblick sehen wir keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen, schließen sie aber für die Zukunft als Instrument zur Erhöhung der Attraktivität unserer Aktie nicht aus.
www.4investors.de: Wie sieht es kurz vor Weihnachten operativ bei ihnen aus? Macht sich bei ihnen eine Art von Weihnachtsgeschäft bemerkbar?
Wandel: Typischerweise gibt es im Medikamenten- und Pflegeprodukt-Geschäft eine Saisonalität, die für das 4. und 1. Quartal eines Kalenderjahres höhere Umsätze erwarten lässt. Familien beginnen im Herbst einen gewissen Vorrat an erkältungstypischen Medikamenten einzukaufen, der dann nach Bedarf im Laufe des Winters ergänzt wird.
www.4investors.de: An der bisherigen Prognose halten sie fest?
Wandel: Ja.
www.4investors.de: Können sie schon einen Ausblick auf 2018 geben? Wo sehen sie im kommenden Jahr die Highlights?
Wandel: Einen konkreten Ausblick für das kommende Geschäftsjahr geben wir spätestens mit Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2017 im März bekannt. Wie geplant wollen wir das profitable Wachstum in Deutschland über eine hohe Quote von Produktkäufen von Bestandskunden und über die Neukundenakquisition dynamisch fortsetzen. Impulse erwarten wir auch über den Ausbau des Online-Handels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten über die im November akquirierte Europa Apotheek. International setzen wir auf die weitere Marktdurchdringung insbesondere in Österreich, Frankreich und Belgien sowie starkes Wachstum in Italien und Spanien.
www.4investors.de: Kann es zu weiteren Übernahmen kommen?
Wandel: Nach der erfolgreichen Akquisition und Integration der belgischen Farmaline sieht sich Shop Apotheke als aktiver Konsolidierer im Markt. Da wir international aktuell keine Targets sehen, schauen wir uns potenzielle Zielunternehmen auf dem deutschen Markt an. Es muss aber passen.
www.4investors.de: Werden sie in neue Märkte eintreten?
Wandel: Im Markt für verschreibungspflichtige und rezeptfreie Medikamente wie für Schönheits- und Pflegeprodukte sehen wir uns in Europa sehr gut aufgestellt. Unser Management konzentriert sich auf den Ausbau unserer Marktstellung in den bestehenden Märkten, die rund 80 Prozent unseres kontinentaleuropäischen Zielmarkts ausmachen.
www.4investors.de: Wird die massive Werbekampagne, die zuletzt für einen klaren Wachstumsschub gesorgt hat, auch 2018 fortgesetzt werden?
Wandel: Unsere Marketingstrategie führen wir 2018 unverändert fort. Ab 2019 erwarten wir aus dem geplanten gemeinsamen Markenauftritt von Shop Apotheke und Europa Apotheek in diesem Bereich Synergien von 2,0 bis 2,5 Millionen Euro.
www.4investors.de: Welche Wachstumsimpulse wird die Übernahme von Europa Apotheek bringen?
Wandel: Der Online-Handel mit rezeptpflichtigen Medikamenten ist in Europa noch sehr entwicklungsfähig. Der Gesamtmarkt wird auf ca. 129 Milliarden Euro geschätzt, in Deutschland sind es 36 Milliarden Euro. Im Wesentlichen gibt es zwei Player im Markt. Shop Apotheke ist einer davon und wächst zudem am schnellsten.
www.4investors.de: SPD-Gremien aus Bayern setzen sich gegen den Versandhandel von rezeptpflichtigen Medikamenten ein. Das würde ihr Geschäft stark beeinträchtigen. Sorgt sie diese Initiative?
Wandel: Es gibt immer wieder einzelne Meinungen gegen den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Aber die Vorteile für das Gesundheitssystem wie optimale Versorgung chronisch kranker Patienten und höhere Sicherheit im Umgang mit Arzneimitteln durch dokumentierte und automatisierte Wechselwirkungschecks sind in Fachkreisen allgemein anerkannt.
www.4investors.de: Wann wird Shop Apotheke schwarze Zahlen schreiben?
Wandel: Wir halten unverändert daran fest, dass wir zeitnah den Break-even beim EBITDA erreichen wollen. Zum genauen Zeitpunkt haben wir bislang noch keine Prognose gegeben, aber externe Analysten erwarten dies bereits 2018.