Raiffeisen: Amazon, Ciena, EZB und Ukraine-Konflikt im Blickpunkt
Die Europäische Zentralbank war gestern etwas überraschend erneut aktiv, am Markt war lediglich mit der Andeutung neuer Maßnahmen gerechnet worden. Die Absenkung der Leitzinsen um 10 Basispunkte ist zwar als eine kosmetische Maßnahme zu werten, dagegen halten wir das Kaufprogramm für ABS und Covered Bonds für relevant. Immerhin hat EZB Präsident Draghi angedeutet, dass die Notenbank mit Hilfe von diesen Wertpapierkäufen und den zuvor verabschiedeten TLTRO ihre Bilanz um EUR 700 Mrd. ausdehnen will. Eine ereignisreiche Woche endet heute mit dem US-Arbeitsmarktbericht gebührend mit einem echten Datenhighlight. Wir erwarten einen weiteren starken Beschäftigungszuwachs von rund 245 Tsd., wobei im Privatsektor rund 230 Tsd. neue Stellen geschaffen worden sein dürften. Der positive Eindruck vom Arbeitsmarkt sollte zudem mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote um ein Zehntel abgerundet werden. Dank Deutschland liefert auch die Eurozone ab und dann eine positive Konjunkturzahl. Heute am Morgen wurde die Industrieprodukten für Juli bekannt gegeben, der Zuwachs von 1,9 % p.m. lag deutlich über dem Konsens. Am Primärmarkt platzierte gestern Frankreich Anleihen mit einem Gesamtvolumen von rund EUR 9 Mrd. und konzentrierte sich dabei auf lange Laufzeiten (2024, 2030 und 2045). Die Emissionsrendite lag bei 1,32 %, 1,92 % bzw. 2,37 %, die Nachfrage war mit Bid/Cover Ratios von 2,3 bis 2,8 sehr solide. Laut Ratingkalender können heute Ratingagenturen für Portugal und Malta (Moody’s) sowie den ESM (Fitch) eine neue Einschätzung veröffentlichen.
Aktienmärkte
Unterstützt durch die überraschende Leitzinssenkung der EZB wurden auch die US-Aktienmärkte beflügelt und konnten Intra-Day neue Rekordstände verbuchen. Diese verpufften allerdings im Tagesverlauf und alle drei wichtigen Indizes rutschten leicht ins Minus. Da es auch an unterstützenden Nachrichten von Seiten der Unternehmen mangelte, gewannen Gewinnmitnahmen die Oberhand. Positiv fiel lediglich Amazon (+2,71 %) auf, das von einer positiven Einschätzung eines Analysehauses profitierte. Bei Ciena, einem Telekom-Ausrüster, ging es hingegen kräftig abwärts (-9,5 %). Zwar fielen die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal überraschend gut aus, für das vierte Quartal zeigte man sich allerdings weit weniger optimistisch. Am japanischen Aktienmarkt war heute keine klare Tendenz feststellbar. Eine neuerliche Yen-Schwäche reichte nicht aus, um die Investoren aus der Reserve zu locken. Nach den starken gestrigen Kursanstiegen an den europäischen Börsen dürften diese heute Früh wenig verändert in den neuen Handelstag starten. Der Vormittag sollte von Zurückhaltung im Vorfeld der Veröffentlichung des monatlichen US- Arbeitsmarktberichtes stehen. Keine marktbeeinflussenden Nachrichten sind von Seiten der Unternehmen zu erwarten.
Credit-Märkte
Nachdem diese Woche nach mehreren Monaten Pause Santander und Unicredit AT1 Anleihen platziert haben, hat die Credit Agricole gestern die Emission einer USD denominierten AT1 Anleihe angekündigt. Der schwedische Hersteller von diversen Industrieprodukten Alfa Laval emittierte eine Dualtranche-Anleihe (Tranche: EUR 300 Mio., 2019, 3ME+55BP; Tranche B: EUR 500 Mio., 2022, MS+63 BP). Der Kreditversicherer Atradius plant eine EUR denominierte Nachranganleihe. Nach der gestrigen EZB Sitzung gehen wir davon aus, dass die Banken (insbesondere Peripheriebanken) noch stärker bei den angehenden TLTRO Geschäften zugreifen könnten. Es sind weitere Einzelheiten bezüglich eines Draft Documents der Europäischen Kommission an die Öffentlichkeit durchgedrungen. Dies verstärkt unsere Annahme, dass bestimmte Covered Bonds sich als Level 1B für die LCR Ratio eignen.
Zentral- und Osteuropa
- Gespräche über eine Waffenruhe in der Ukraine beginnen, doch wir bleiben skeptisch, dass dies bereits einen Durchbruch beim Konflikt darstellen könnte.
- Trotz der während der letzten beiden Handelstage insbesondere beim russischen Rubel beobachteten kurzfristigen Verbesserung aufgrund der Hoffnungen auf eine Deeskalation des Ukraine-Konflikts, bleiben wir vor allem in Bezug auf den RUB und die UAH vorsichtig.
- Die geldpolitische Lockerung durch die EZB hat den moderaten Anstieg bei den US-Treasuries gestern überkompensiert und dabei den CEELokalwährungsanleihen Unterstützung verliehen.
- Steigende Renditen auf US-Treasuries erhöhen Spreads von CEE-Eurobonds, während die Hoffnung auf eine Deeskalation in der Ukraine die Spreadausweitung kaum aufhalten kann.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Amazon.com.