Am Morgen: Gerresheimer, Easyjet, Givaudan und die Lieferketten im Blickpunkt - Nord LB
Die Konjunkturerwartungen der Börsianer sind im Oktober zum 5. Mal in Folge gesunken. Das entsprechende Barometer des ZEW für die Einschätzung auf Sicht der nächsten sechs Monate sank unerwartet stark um 4,2 Punkte auf 22,3 Zähler. Auch die Lage wurde schlechter eingeschätzt, nachdem sie zwischen Februar und September 2021 noch kontinuierlich besser bewertet worden war.
Die dt. Großhandelspreise sind im September mit +13,2% gegenüber dem Vorjahr so stark gestiegen wie seit 1974 nicht mehr. Damit beschleunigte sich der Auftrieb erneut deutlich: Im August hatte die Teuerungsrate bei 12,3% und im Juli bei 11,3% gelegen. „Der hohe Anstieg der Großhandelspreise ggü. September 2020 ist zum einen durch aktuell stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte begründet”, hieß es. „Zum anderen kommt ein Basiseffekt infolge des sehr niedrigen Preisniveaus der Vorjahresmonate zum Tragen.” Erze, Metalle und Vorprodukte aus Metall verteuerten sich um 62,8%, Roh- und Schnittholz kosteten 54,6% und Mineralölerzeugnisse 42,3% mehr.
Nicht nur die deutsche Industrie, sondern auch der Einzelhandel hat Lieferprobleme. 74% der Händler klagten im September über entsprechende Schwierigkeiten, teilte das Ifo-Institut zu seiner Umfrage mit. „Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Wohlrabe. Im Fahrradhandel berichteten sogar alle befragten Unternehmen von Problemen bei ihren Bestellungen, bei Baumärkten waren es 99%, bei Elektronikhändlern 97%. Als Konsequenz nehmen jetzt auch viele Einzelhändler Preiserhöhungen ins Visier.
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen legten zunächst zu, bevor sie im späteren Handel in die Verlustzone drehten. Enttäuschende Konjunkturdaten waren nur zeitweise eine Unterstützung. US-Staatsanleihen waren als sicher empfundene Alternativen nach dem verlängerten Wochenende (Feiertag am Montag) vor allem wegen der eher trüben internationalen Aktienmarktstimmung gefragt.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt erwischte zwar einen schwachen Start, konnte sich aber letztlich unterstützt von der Wall Street ganz gut halten. Die hohen Energiepreise bei zugleich schwachem Wirtschaftswachstum treibt die Anleger nach wie vor um. DAX -0,34%, MDAX +0,26%, TecDAX +0,20%. Die bevorstehende Berichtssaison (Start heute mit JPMorgan) und Sorgen vor einer weiter steigenden Inflation haben die Anleger an den US-Börsen verunsichert. Dow Jones -0,34%, S&P-500 -0,24%, Nasdaq Comp. -0,14%. Nikkei-225 leichter bei aktuell 28.163,05 Punkten.
Unternehmen
Der Verpackungshersteller Gerresheimer hat in Q3 den Umsatz um 10% auf 382 Mio. EUR steigern können, gleichzeitig aber beim Gewinn die steigenden Rohstoff- und Energiepreise zu spüren bekommen. So sank die bereinigte operative Umsatzrendite (EBITDA-Marge) auf 19,6% (Vorjahr: 21,5%). Für das Gesamtjahr werde daher bei der EBITDA-Marge nur das untere Ende der Prognosespanne von 22 bis 23% erreicht. Beim Umsatz werde aber das obere Ende angepeilt, hieß es weiter.
Easyjet wird für Q4 zuversichtlicher und rechnet damit, zwischen Oktober und Dezember mit bis zu 70% der Vor-Corona-Kapazität zu fliegen. Wie der britische Billigflieger mitteilte, liege dies über den bisherigen Planungen. „Es ist klar, dass die Erholung im Gange ist”, sagte Easyjet-Chef Lundgren. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020/21 (30.09.) rechnet die Airline mit einem Konzernverlust zwischen 1,14 und 1,18 Mrd. GBP.
Der Duft- und Aromenhersteller Givaudan hat den Umsatz in den ersten 9 Monaten um 5,8% (währungs- und akquisitionsbereinigt: +7,7%) auf 5,067 Mrd. CHF gesteigert. Profitiert hat der Weltmarktführer unter anderem von der Erholung im Bereich Luxusparfüms. Am Ziel eines jährlichen Umsatzwachstums von 4 bis 5% auf vergleichbarer Basis hält Givaudan fest.
Devisen
Der Euro leidet aktuell darunter, dass es in der Eurozone trotz gestiegener Inflation weiterhin keine Hinweise auf eine Eindämmung der Geldflut gibt.
Öl / Gold
Die Ölpreise legten erneut zu. Solange der Ölverbund Opec+ keine Bereitschaft signalisiert, die Ölproduktion auszuweiten, dürfte sich daran wohl auch nichts ändern. Gold glänzte heller.