BMW, Daimler, VW & Co - Sand im Getriebe: IAA als Spiegel der Autoindustrie - Commerzbank Kolumne
Die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) für PKW (12. September offizieller Beginn, läuft bis zum 22. September) war schon immer auch ein Spiegel der Autoindustrie. Doch der Blick in denselben dürfte dieses Jahr viele traurig stimmen. Die Initiative „Sand im Getriebe“ wird mit mehreren Aktionen den Autoverkehr wörtlich zum Stillstand bringen. Zwar zeichnet die Autoindustrie nicht allein für die Klimakrise und das Waldsterben verantwortlich, die geplanten Aktionen stehen jedoch mindestens symbolhaft dafür, dass die Branche massiv an Rückhalt in der Gesellschaft verloren hat - nicht ganz unverschuldet (siehe u.a. Dieselgate). Angesichts der Klimakrise stehen insbesondere die SUVs in der Kritik, ausgerechnet das Fahrzeugsegment, mit dem die deutschen Autobauer zuletzt einen Großteil ihrer Marge generierten. Als "Größtes Mobilitätsevent des Jahres" bewirbt der Veranstalter VDA die IAA. Doch diese wird deutlich kleiner ausfallen als in der Vergangenheit: Nur wenige ausländische Autohersteller werden sich in Frankfurt überhaupt präsentieren, viele wichtige Hersteller werden fehlen. Dies liegt u.a. an der Rezession im Sektor: Zwölf der 15 größten Autokonzerne weisen derzeit sinkende Verkaufszahlen auf. Nach jüngsten Schätzungen wird der weltweite Absatz im Gesamtjahr 2019 um ca. 5% sinken, dies wäre ein größeres Minus als während der Finanzkrise, als die Verkaufszahlen um 3,6% schrumpften. Das Motto der Messe lautet „Mobilität der Zukunft wird Gegenwart“. Dies klingt recht zutreffend und ist ein weiterer Grund für die zahlreichen Absagen der Autobauer, denn enorme Ausgaben für Forschung und Entwicklung neuer Antriebstechnologien (bspw. Elektroauto) belasten die Gewinne und erhöhen den Sparzwang. Darüber hinaus leiden viele Automessen jedoch auch generell an einem Bedeutungsverlust (Neuerscheinungen lassen sich über digitale Medien begutachten etc.). Die diesjährige IAA wirkt wie ein Symbol der allgemeinen Krise der Branche.
Anleihen
Deutschland: Einkaufsm., Dienstl. (Aug.), 9:55 Uhr
USA: Handelsbilanz (Jul.), 14:30 Uhr
Möglicherweise sind Handelskriege doch nicht leicht zu gewinnen, denn offenkundig blicken amerikanische Unternehmen zunehmend pessimistisch in die Zukunft. So sackte der ISM-Index zur Stimmung der Industrieunternehmen von 51,2 auf 49,1 Punkte ab und damit unter die Expansionsschwelle. Einige regionale Umfragen zur Konjunktur hatten dagegen ein etwas positiveres Bild als im Vormonat gezeichnet.
Gestern Abend wurden in Italien und Großbritannien zwei politische Weichen gestellt: Die Mitglieder der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung haben in einer Onlineabstimmung mit fast 80% Zustimmung den Weg für eine Koalition mit der sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) frei gemacht. Damit steht die nationalistische Lega mit ihrem Konfrontationskurs gegen die EU zunächst einmal im Abseits. Doch die angestrebte Koalition hat keine hohe Lebenserwartung, denn die Fünf-Sterne-Bewegung ist auch gegründet wurden, um die unbeliebten, selbstgefälligen Sozialisten aus dem Amt zu jagen. Italien bräuchte wirtschaftliche Reformen unterstützt durch eine kluge Steuer- und Ausgabenpolitik. Höhere Ausgaben sind mit der EU jedoch nicht zu machen, während andererseits italienische Wähler sich in der Vergangenheit mit Reformern wie Matteo Renzi schwer getan haben. Die Lega dürfte daher schon bald das Ruder in Italien wieder übernehmen. Eine Mehrheit im britische Parlament lehnt einen „no-deal Brexit“ ab und wird wohl heute einem entsprechenden Gesetz zustimmen. Boris Johnson dürfte Neuwahlen anstreben – in der Hoffnung, dass die Brexitgegner zersplittert bleiben und er klare Stimmengewinne erzielen kann. Neuwahlen dürften auch bedeuten, dass der Brexit-Termin erneut verschoben wird, ohne dass das zerstrittene Land einen Schritt weiter gekommen ist.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach einem ereignislosen Wochenstart setzte sich der lethargische Handel an den europäischen Aktienbörsen auch am Dienstag weiter fort. Ohne die Vorgaben der Wall Street, die am Montag feiertagsbedingt geschlossen geblieben war, wagten sich die Anleger nicht weiter in die Offensive. Da darüber hinaus das Risiko für einen ungeregelten Brexit weiter ansteigt und auch noch immer eine Eskalation des Handelskriegs droht, kam die Anstiegsbewegung der Vorwoche zum Erliegen. Im Dax 30 standen insbesondere die Aktien von ThyssenKrupp (-3,8%) unter Druck. Nach dem bereits besiegelten Abstieg aus dem deutschen Leitindex belastete der negative Kommentar einer Investmentbank. Kursgewinne verbuchten dagegen insbesondere die Titel von Daimler (+1,0%) und Infineon (+0,9%). Im MDAX standen die Anteilscheine von Puma (-4,0%) nach der bisher starken Jahresperformance auf der Verkaufsliste, da sie inzwischen sehr nah an die Kursziele der meisten Analysten herangelaufen sind. Im EUROSTOXX 600 gerieten vor allem zyklische Segmente wie die Grundstoffbranche (-1,1%) und der Industriesektor (-1,0%) unter Druck. Die Wall Street startete nach dem verlängerten Labor Day–Wochenende mit größeren Verlusten in den Septemberhandel. Hier belastete vor allem der vielbeachtete ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, der im August unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gefallen ist. Im Leitindex Dow Jones standen die Aktien von Boeing (-2,7%) am Ende der Performancetabelle, nachdem berichtet wurde, dass sich das Flugverbot für die 737 Max noch länger hinziehen dürfte. Auch gerieten vor allem zyklische Branchen unter Druck, während Versorger (+1,8%) und Real Estate (+1,4%) zulegten. Die asiatischen Börsen können heute Morgen indes überwiegend leichte Gewinne verbuchen. Auch die europäischen Aktienmärkte dürften sich in der Eröffnung etwas erholt präsentieren.