ZEW-Umfrage: Lage in Deutschland schlecht, Aussichten noch schlechter - Nord LB Kolumne
Das in Mannheim beheimatete Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zu den Ergebnissen seiner Befragung von deutschen Finanzmarktakteuren gemeldet. Es handelt sich bereits um Angaben für den Berichtsmonat Juli. Die von den Marktteilnehmern besonders stark beachteten Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich am aktuellen Rand noch weiter verschlechtert. Mit -24,5 Punkten deutet dieser vorauslaufende Stimmungsindikator inzwischen einen recht nachhaltigen Pessimismus bei den Befragungsteilnehmern an. Die Beurteilung der aktuellen Lage in Deutschland hat sich im Juli ebenfalls weiter verschlechtert. Die Zeitreihe ist damit in der Tat sogar in negatives Terrain abgerutscht. Mit nun -1,1 Punkten wird ein leichtes Überwiegen der pessimistischen über die optimistischen Rückmeldungen signalisiert.
In der Euro-Zone haben sich die Konjunkturaussichten im Juli dagegen nur ganz leicht abgeschwächt. Der entsprechende Indikator ist von zuvor -20,2 auf nun -20,3 Punkte gefallen. Diese Nachricht sollte aber auch nicht zu positiv beurteilt werden, da die Lagebeurteilung für den Euroraum inzwischen auf nur noch -10,6 Punkte gefallen ist. Angesichts eines immer deutlicheren Überwiegens der negativen Rückmeldungen bei der Einschätzung der aktuellen ökonomischen Situation fällt den Befragungsteilnehmern eine neutrale Beurteilung der Aussichten natürlich schon einfacher.
Eindeutig erfreulich sind die Ergebnisse jedoch beim Blick in die USA, wo sich die Erwartungen der befragten deutschen Finanzmarktakteure klar verbessert haben. Mit nun -27,6 Punkten offenbart sich in der Summe zwar noch immer ein pessimistisches Votum der Umfrageteilnehmer, immerhin konnte die Zeitreihe im Juli aber knapp über den Durchschnittswert der letzten drei Monate steigen. Zudem wird die momentane ökonomische Situation in den Vereinigten Staaten immer positiver bewertet. So konnte die Lagebeurteilung am aktuellen Rand auf genau 50,0 Punkte steigen. Damit wird eine schon bemerkenswerte Stärke der US-Wirtschaft angezeigt. Die Ergebnisse der ZEW-Umfrage passen somit sehr gut zu den divergierenden Entwicklungen an den Aktienmärkten auf beiden Seiten des Atlantiks. Während in den USA an den Börsen neue Rekorde gefeiert werden, geht es mit den Kursen in Europa eher seitwärts. Angesichts des Kreises der Teilnehmer an der Befragung des ZEW mag es hier allerdings eine umgekehrte Kausalität geben; entsprechend würden nicht die guten Zahlen zu den US-Stimmungsindikatoren für steigende Aktienkurse im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sorgen, sondern die erfreuliche Entwicklung an den Börsen der Vereinigten Staaten wäre verantwortlich für die in der Summe zumindest nicht schlechte Beurteilung der US-Wirtschaft durch die deutschen Fondsmanager, Volkswirte und Analysten. Eine Erklärung für die optimistische Einschätzung der US-Ökonomie sowohl durch die Wall Street als auch durch die Finanzmarktakteure in Deutschland könnten die Hoffnungen auf einen konstruktiven Handelsdeal zwischen Washington und Peking sein. Auch wenn wir die Aktienmärkte in den USA inzwischen nicht mehr für günstig bewertet halten, gibt es also doch zumindest einen guten fundamentalen Grund für eine positive Stimmung. Allerdings muss im Auge behalten werden, dass sich das US-Wirtschaftswachstum im II. Quartal abschwächen wird.
Fazit: Die vom ZEW befragten Finanzmarktakteure blicken offenkundig pessimistisch auf Europa. In Deutschland ist nun auch die Lagebeurteilung in negatives Terrain abgerutscht. Die Stimmung ist somit schlecht – und die Aussichten präsentieren sich sogar noch schlechter. Entsprechend ist der Euro nach der Meldung der Zahlen unter etwas Abwertungsdruck gekommen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die relative Stärke der US-Wirtschaft.