Steinhoff Aktie: Crash Richtung Allzeittief?
Mitte 2018 erreichte die Steinhoff Aktie bei 0,071 Euro ihr bisheriges Allzeittief. Es war der bisherige Tiefpunkt der Baisse, die nicht erst im Dezember 2017 mit der Aufdeckung des Bilanzskandals startete, da aber bei 3,375 Euro erst richtig Schwung aufnahm. Seitdem ist viel passiert, Steinhoff International hat sich einerseits finanziell etwas stabilisiert und die Unterstützung der Gläubiger gewonnen. Zwei tiefrote Bilanzen wurden veröffentlicht, mit denen man Altlasten bereinigte. Neue Probleme sind hinzu gekommen: Unter anderem ein Haufen Klagen gegen den Konzern als Folge der Bilanzmanipulationen sowie die große Frage, wie Steinhoff International zukünftig überhaupt genügend Geld verdienen will, um Gläubiger und Aktionäre zufrieden stellen zu können.
Zwischenzeitlich setzten viele Anleger schon auf die Rettung, dachten, das Schlimmste sei für den Aktienkurs vorüber. Die Realität hat diese Vorstellung eingeholt. Im Dezember 2018 kam die Steinhoff Aktie dem Allzeittief mit einem Rutsch auf 0,085 Euro bereits einmal einigermaßen nahe. Anfang Juni dieses Jahres wurden sogar 0,0799 Euro erreicht - ein Tief, das auch gestern nicht ganz erreicht wurde, als die Steinhoff Aktie nach der Vorlage der Bilanz für 2017/2018 erneut abstürzte. Am Ende des Tages standen 8,76 Prozent Kursverlust auf 0,0854 Euro auf der Kurstafel, das Tagestief wurde bei 0,0837 Euro notiert. Die letzten Indikationen für die Steinhoff Aktie sahen nicht allzu viel anders aus.
Der Blick in die technische Analyse für die Steinhoff Aktie lässt gestern zwei Tagestiefpunkte erkennen: Zum einen im volatilen frühen Handel bei 0,0837 Euro, zum anderen bei 0,084 Euro im späten XETRA-Handel. Ob die Zone zur neuen Unterstützung werden kann, muss sich erweisen. Kommt es zum Break, stehen schnell die Supports an der 8-Cent-Marke sowie bei 0,075/0,077 Euro im Fokus. Es sind die letzten Barrieren, bevor die Steinhoff Aktie zu einem neuen Test des Allzeittiefs ansetzen würde.
Der Blick nach oben zeigt weiterhin die die bekannte Hinderniszone für die Steinhoff Aktie an der 10-Cent-Marke, die bei 0,093/0,096 Euro startet. Kernbereich ist die Zone zwischen 0,096 Euro und 0,098/0,099 Euro. Es bleibt dabei: Kommen Kaufsignale an dieser Stelle zustande, wäre dies ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu einem übergeordnet wichtigen Widerstandsbereich bei 0,125/0,129 Euro.
Steinhoff Aktie stürzt - Milliarden-Minus für 2018
Im Gegensatz zur erst jüngst vorgelegten Bilanz für 2016/2017 gab es im Vorfeld keine großen Spekulationen auf positive Überraschungen. Die bietet das Zahlenwerk des niederländisch-südafrikanischen Konzerns auch nicht. Steinhoff International verbucht erneut einen Milliarden-Verlust. Immerhin kann man das Minus von 3,99 Milliarden Euro im Jahr zuvor auf 1,19 Milliarden Euro reduzieren. Je Steinhoff Aktie sinkt der Verlust von 95,9 Cent auf 30,1 Cent. Doch der Rückgang geht fast ausschließlich auf die nicht fortgeführten Aktivitäten zurück. Für das operative Geschäft 2017/2018 meldet das SDAX-notierte Unternehmen einen Verlust je Steinhoff Aktie von 17,6 Cent, der nur leicht besser ausfällt als das Minus von 18,8 Cent je Anteilschein im Jahr zuvor.
In den Zahlen zeigt sich, dass Steinhoff bis zuletzt vor allem mit Aufräumarbeiten nach dem Ende 2017 aufgedeckten Bilanzskandal und der Stabilisierung des Konzerns noch alle Hände voll zu tun hatte. Für eine signifikante Verbesserung des operativen Geschäfts blieb bisher keine Zeit. Zudem belasten deutlich gestiegene Finanzierungskosten das Unternehmen. In der Bilanz taucht für den Finanzierungsbereich ein Minus von 655 Millionen Euro auf - „nur” 410 Millionen Euro waren es im Jahr zuvor. So wurden die kleineren operativen Fortschritte aufgezehrt. Den Umsatz konnte Steinhoff International im vergangenen Jahr von 12,5 Milliarden Euro auf mehr als 12,8 Milliarden Euro steigern. Auf operativer Ebene wird für 2017/2018 immerhin ein Gewinn von 80 Millionen Euro ausgewiesen nach einem Verlust von 150 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Viel zu wenig, um auch unter dem Strich in die Nähe der Gewinnschwelle zu kommen. Das operative Geschäft verschlingt zudem weiterhin Cash: Der Cashflow der operativen Aktivitäten liegt mit 636 Millionen Euro im Minus, das sich gegenüber den 792 Millionen Euro aus dem Vergleichszeitraum immerhin etwas verkleinert hat.
Obwohl die Vorlage der testierten Bilanzen für die letzten beiden Jahre wichtige Fortschritte für den Konzern sind, wartet weiter ein Berg Arbeit für das Management um Steinhoff-CEO Luis du Preez. Nicht nur das operative Geschäft muss dringend und umfangreich rentabler gestaltet werden - allen Fortschritten wie zum Beispiel bei der US-Tochter Mattress Firm zum Trotz. Auch die Altlasten sind weiter allgegenwärtig. Bei der Restrukturierung der europäischen Finanzierungsgesellschaften erzielte der milliardenschwer verschuldete Konzern zuletzt allerdings weitere Fortschritte. Doch noch immer sind zahlreiche Klagen wegen der Ende 2017 aufgedeckten Bilanzmanipulationen anhängig. Und letztlich fehlt weiter die Vision, wie Steinhoff International am Ende der Sanierung aussehen soll - falls diese glückt.