Steinhoff (über)strapaziert die Nerven der Aktionäre
Kursverluste bei der Steinhoff Aktie: Aktuell verliert der Aktienkurs des Unternehmens 3,71 Prozent auf 0,109 Euro, das bisherige Tagestief am Freitag wurde bei 0,108 Euro nicht weit darunter notiert. Was ist passiert? Zum einen hat die Steinhoff Aktie die charttechnische Unterstützungsmarke bei 0,112/0,114 Euro unterschritten, die in den letzten Tagen noch dem Druck der Bären standhalten konnte.
Dass die Supportzone durchlässig wurde, hat das Unternehmen aber selbst zu verantworten. Wieder einmal muss das niederländisch-südafrikanische Unternehmen wichtige Termine verschieben. Diesmal sogar sehr wichtige: Die noch offenen Bilanzen der Konzerngruppe für 2017 und 2018 beendete Geschäftsjahre sollten eigentlich am 18.April vorgelegt werden. Nun werden der 7. Mai für die 2017er-Bilanz und sogar der 18. Juni (!) für die 2018er-Bilanz genannt. Es sind die ersten testierten Bilanzen, die Steinhoff International seit der Aufdeckung des Bilanzskandals im Dezember 2017 vorlegen wird. An der Börse war der Termin mit Spannung erwartet worden, erst recht nachdem seit Mitte Mai der Bericht von PwC zum Bilanzskandal beim Unternehmen vorliegt - wir berichteten: Steinhoff: Der PwC-Bericht ist da – Viele irreguläre Transaktionen.
Wer Steinhoff International beobachtet oder sogar in dem Papier engagiert ist, der ist permanente Terminverschiebungen des Konzerns gewohnt. Zur Verteidigung des Unternehmens muss erwähnt werden: Der Konzern ist unglaublich komplex, der Untersuchungsbericht enorm umfangreich und voll mit bilanzrelevanten Inhalten. Dass man angesichts der milliardenschweren Verfehlungen des früheren Managements betont sorgfältig arbeiten will, ist verständlich und kostet Zeit. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft an anderen Stellen der zahlreichen Sanierungsvorhaben ebenfalls nicht so schnell wie geplant voran kommt. Rechtsstreitigkeiten und ebenfalls komplexe Transaktionen sind die wesentlichen Gründe hierfür.
Und doch fällt es schwer zu verstehen, warum Steinhoff 13 Tage vor der geplanten Bilanzvorlage auffällt, dass man an der Bilanz noch weitere zwei Monate wird arbeiten müssen. Die Erklärungen, die Steinhoff bietet, tragen nicht gerade zur Zufriedenheit an der Börse bei. Man verweist wie immer auf die - Zweifels ohne vorhandene - Komplexität der Aufgabe. Doch das dürfte den Verantwortlichen nicht erst heute aufgefallen sein. Dass man signifikant voran gekommen sei, wie Steinhoff betont, ist da nur ein schwacher Trost. Hier (über)strapaziert das Unternehmen die Geduld der Anleger, Terminverschiebungen werden zu einem traurigen „running gag” bei der Gesellschaft.
Bleibt der Blick in die technische Analyse bei der Steinhoff Aktie. Mit dem heute aktivierten Verkaufssignal könnten charttechnische Unterstützungen oberhalb des jüngsten Verlaufstiefs bei 0,1025 Euro wieder ins Visier kommen. Abzuwarten bleibt, ob kleinere Unterstützungsmarken an dem bisherigen Tageshoch weiter stabil bleiben. In einem ersten Impulse ist Steinhoffs Aktienkurs hier nach oben abgeprallt, doch das muss nicht von Dauer sein. Die unterschrittene Kurszone bei 0,112/0,114 Euro ist derweil für die Steinhoff Aktie zu einer charttechnischen Widerstandsmarke geworden.